Zwei Jahre nach Baustopp sind die Becken dicht
Monatelang wurde geschweißt, im Oktober 2013 startete der wichtige Test. Schrittweise wurde das große Becken befüllt, um die Dichtheit zu überprüfen. Nun steht es endlich fest: Nach dem Trainingsbecken ist auch das große Becken des Stadthallenbades dicht. „Sowohl im Ruhezustand wie auch im Umwälzbetrieb“, wie die Wien Holding in einer Aussendung mitteilte.
Immer wieder waren die Wasserrinnen am Beckenrand als Unsicherheitsfaktor genannt worden, doch diese Befürchtung bestätigte sich nicht. Bis das Stadthallenbad aufsperren kann, sind aber weitere Arbeiten nötig.
Wieder leer
Nach der Freigabe durch den gerichtlichen Sachverständigen wurde das Becken geleert, um die Anlagen für die Bäderhygiene zu adaptieren. Denn innerhalb einer vorgeschriebenen Zeit muss das gesamte Wasser im Becken erneuert werden. Die ursprünglich geplante Variante musste umgebaut werden, da dies nicht funktionierte. Vor allem der Bereich des Hubbodens machte Probleme.
„Die Durchströmung erfolgt hier von unten. Doch der Hubboden bremste sie, also wurde eine mobile Lösung mit Schläuchen entwickelt, die sich je nach Höhe des Hubbodens mitbewegt“, sagte ein Sprecher der Holding. Die Adaptierungsarbeiten werden bis März dauern, inklusive der neuerlichen Befüllung des Beckens und der Färbetests zum Nachweis, dass die Durchströmung ordnungsgemäß funktioniert.
Erst dann können noch die letzten Arbeitern, etwa an den Fliesen durchgeführt werden. Einen konkreten Eröffnungstermin konnte man daher noch nicht nennen. Realistisch ist aber wohl ein Termin im Sommer.
Der Streit über die Mehrkosten für die misslungene Sanierung wird weit länger dauern. Generalplaner und Stadt kommunizieren nur noch via Anwalt, Klagen laufen. Dass die Stadt sämtliche Kosten vom Generalplaner einfordern kann, beurteilen Branchenkenner aber äußerst skeptisch.
Mai 2010: Die Arbeiten für die Generalsanierung des 1974 von Roland Rainer erbauten und denkmalgeschützten Stadthallenbads beginnen. Der Komplex soll technisch auf Vordermann gebracht, der Garderoben- und Wellnessbereich erneuert und der Haupteingang verlegt werden. 17 Mio. Euro sind budgetiert. Der Abschluss ist für Herbst 2011 geplant.
Dezember 2011: Sportstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) kündigt die Wiedereröffnung des Bades für Februar 2012 an. Architekt und Generalplaner Georg Driendl begründet die Verzögerung mit massiven Schäden an den Stahlbetondecken des Gebäudes - eine Folge der jahrzehntelang undichten Wasserbecken, wie er erklärt.
Jänner 2012: Völlig überraschend veranlassen Sportamt, Wien-Holding und Stadthalle wenige Tage vor dem geplanten Eröffnungstermin einen sofortigen Baustopp und leiten eine gerichtliche Beweissicherung ein, um etwaige Fehler des Generalplaners bzw. der ausführenden Firmen zu erheben. Erstmals wird von massiven Schwierigkeiten im Zuge der Sanierung berichtet. Unter anderem gibt es undichte Stellen in den Becken und technische Gebrechen des Hubbodens. Der Eröffnungstermin im Februar ist damit gestorben. Generalplaner Driendl verteidigt sich insofern, als die aufgetretenen Probleme nicht in seinen Aufgabenbereich fielen und daher für ihn nicht vorhersehbar gewesen seien.
Februar 2012: Parallel zur laufenden Prüfung wird der Baustopp zumindest teilweise aufgehoben. In einzelnen Bereichen wird wieder gearbeitet.
Mai 2012: Abgesehen von den undichten Becken treten weitere Baumängel auf. Auch frisch verlegte Fliesen fallen von den Wänden. Hier wird ebenfalls eine Beweissicherung eingeleitet.
September 2012: Eine erste Probebefüllung der Bassins wird durchgeführt. Sie soll Aufschluss in Sachen Dichtheit und Tragfähigkeit geben.
Oktober 2012: Das Kontrollamt zerpflückt den Sanierungsablauf. Im Prüfbericht werden u.a. "grundsätzliche Fehler" bei der Projektvorbereitung (Verzicht auf eingehende Zustandserfassung und -beurteilung) und beim Projektmanagement (unklar definierter Sanierungsumfang) angeführt. Die Oppositionsparteien ÖVP und FPÖ sehen den "Bauskandal" nun amtlich bestätigt.
Dezember 2012: Das Sanierungsdebakel beschert Sportstadtrat Oxonisch (SPÖ) einen Misstrauensantrag der Rathaus-Opposition. Dieser wird von der rot-grünen Mehrheit im Gemeinderat jedoch abgeschmettert.
Jänner 2013: Die Stadthalle gibt bekannt, dass die Beweissicherung in der Endphase sei und bereits "eine Vielzahl von Mängeln in der Planung und Ausführung der damit beauftragten Firmen" festgestellt worden seien. Außerdem hat man sich inzwischen von Generalplaner Driendl getrennt. Als Zieltermin für den Sanierungsabschluss wird nun Ende 2013 genannt.
Juni 2013: Das Sanierungsdebakel hat auch strukturelle Folgen. Das Stadthallenbad wird organisatorisch aus der Stadthalle herausgelöst und nun als eigene Kapitalgesellschaft geführt, die zu 100 Prozent der Wien-Holding gehört. Die bisherige kaufmännische Stadthallen-Geschäftsführerin Sandra Hofmann wird Chefin der neu gegründeten GmbH.
September 2013: Das Stadthallenbad wird teilweise wieder eröffnet. Dank erfolgreicher Dichtheitsprüfung kann ab Ende September im Trainingsbecken wieder geschwommen werden. Für herkömmliche Badegäste bleibt die Anlage weiter geschlossen. Eine mehrwöchige Probebefüllung des Hauptbeckens wird in Aussicht gestellt. Selbst wenn alles glatt läuft, könne das Bad frühestens im Sommer 2014 wieder in Vollbetrieb gehen, heißt es.
Dezember 2013: Die Causa wird endgültig zum Fall für das Gericht. Die Stadthalle klagt Driendl auf 5,6 Mio. Euro wegen Planungsfehler und nicht erbrachter Leistungen. Dieser hat zuvor seinerseits 800.000 Euro an ausstehenden Honoraren von der Stadthalle gefordert. Der Ex-Generalplaner verteidigt sich und sieht die entstandene Misere nicht in seinem Verantwortungsbereich.
13. Jänner 2014: Die Wien-Holding gibt bekannt, dass nun sämtliche Becken - also auch das große Hauptbecken - dicht sind. In den nächsten Wochen sind noch Arbeiten in Sachen Bäderhygiene notwendig, die bis März dauern werden. Danach müssen noch Mängel im Bereich der Bodenverfliesungen behoben werden. Einen konkreten Eröffnungstermin gibt es weiterhin nicht.
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