Stadthallenbad: Stadt Wien geht mit Vorwürfen baden

Stadthallenbad: Stadt Wien geht mit Vorwürfen baden
Erstes Gutachten entlastet Generalplaner in vielen Punkten. Das Bad wird Steuerzahler weit mehr kosten als gedacht.

Die Sanierung des Stadthallenbads wird teuer. Denn der Versuch der Stadt Wien, sich die Kosten für die missglückte Sanierung beim Generalplaner zurückzuholen, dürfte grandios scheitern. Das geht aus dem ersten gerichtlichen Gutachten hervor, das dem KURIER vorliegt.

Ursprünglich sollte das Bad um 17 Millionen Euro saniert werden. Doch nach dem Baustopp und der langen Beweissicherung gehen Experten von 25 Millionen Euro aus. Allein die Beweissicherung kostet drei Millionen Euro. Geld, das am Ende wohl der Steuerzahler zahlt.

So stellt der Gutachter fest, dass "die Grundlagen für die Sanierung des Stadthallenbades bei Ausführungsbeginn nicht gegeben" waren. Wichtige Untersuchungen seitens der Stadt fehlten.

"Man hat uns ohne Vorbereitung in das Projekt hineingeschmissen und uns ein Paket an Aufgaben hingelegt, was zu machen ist. Erst im Verfahren sind wir auf alle Fehler und Versäumnisse draufgekommen", sagt Generalplaner Georg Driendl zum KURIER. Er fühlt sich als Bauernopfer, "denn ich kann annehmen, dass der Bauherr den Zustand seines Bades geprüft hat."

Statik

Das Gutachten bestätigt nun, dass Driendl im Bauverfahren selbst alle nötigen Maßnahmen ergriffen hat, etwa um die Dichtheit des Beckens zu gewährleisten. Auch die Statik des Bades ist entgegen der Vorwürfe der Stadt gegeben, schreibt der Gutachter. Auch bei den Fliesenarbeiten spricht er den Generalplaner von einer Schuld frei. Die Qualität der geplanten und verlegten Fließen sei geeignet für das Bad.

"In 12 von 13 Punkten bestätigt der Gutachter unsere Sicht", sagt Driendls Anwältin Petra Rindler. Damit sind bei einer Klagssumme von insgesamt 13 Millionen Euro allein durch das erste Gutachten 7,5 Millionen Euro abgeschmettert. Rindler geht davon aus, dass auch weitere Gutachten ähnlich ausgehen.

Stadthallenbad: Stadt Wien geht mit Vorwürfen baden
Das generalsanierte Wiener Stadthallenbad am Tag nach der Wiedereröffnung am 30.06.2104. Wien, 01.07.2014

Auf der Gegenseite sieht man das naturgemäß anders. "Wir sind erst am Anfang des Prozesses. Wer am Ende recht hat, werden die Gerichte zu entscheiden haben", sagt ein Sprecher der Sportstätten-Betriebsgesellschaft, die das Bad betreibt. "Das ist nur ein kleines Teilgutachten", sagt auch Sportstätten-Anwalt Michael Hecht. Zusätzlich habe der Sachverständige am Thema vorbei analysiert: "Wesentliche Planungsfehler sind nicht Thema des Gutachtens." Hecht glaubt daher nicht, dass das Gericht den Expertisen des Gutachters folgen werde.

Ganz so sicher dürfte sich die Stadt aber nicht sein. Bereits im Sommer soll Sportstätten-Chefin Sandra Hofmann ein Vergleichsgespräch mit dem Versicherer von Driendl geführt haben. Allerdings sollen die Forderungen von Hofmann damals so hoch gewesen sein, dass es die Versicherung auf den Prozess ankommen lassen wollen.

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