Desaster nun dokumentiert

Desaster nun dokumentiert
Die Sanierung des Wiener Bades ist grandios gescheitert, bestätigt ein aktueller Kontrollbericht. Eine Wiedereröffnung bleibt fraglich.

Die Sanierung des Wiener Stadthallenbades hat "keinen wünschenswerten Verlauf" genommen. So lautet das schlichte Resümee des Kontrollamtes, das die Geschehnisse rund um das Bauvorhaben untersucht hat.

In einem umfangreichen Prüfbericht wird ein regelrechtes Fiasko geschildert: So wurde im Vorfeld der Zustand des Bads nur ungenau erhoben und der Bauablauf verlief angesichts eines offenbar überforderten Projektteams "nicht strukturiert". " Das Projektteam hat sich mit einer bloßen Sichtkontrolle zur Eruierung des Schadensgrades begnügt und auf eine invasive Zustandserfassung und Zustandsbeurteilung verzichtet", heißt es im Bericht. Zahlreiche Schadensbilder seien darum erst im Verlauf der Bauabwicklung erkannt worden.

Dabei wurden keineswegs nur - zumindest für das Projektteam überraschende - Schäden entdeckt. Auf so manche Erfordernisse wurde anscheinend ganz einfach vergessen. Zum Beispiel: "Erst Ende Jänner 2011, acht Monate nach Baubeginn, wurde daran gedacht, die Schwimmsport und Wassersporttauglichkeit der Anzeigetafeln unter Berücksichtigung des FINA-Reglements (des internationalen Schwimmverbands, Anm.) zu überprüfen, um entscheiden zu können, ob diese weiter verwendbar und adaptiert oder erneuert werden müssen."

Sogar gefährlich wurde es übrigens Ende März 2012 - als sich ein neuer Fliesenmosaik-Belag im Eingangsbereich auf einer Fläche von rund eineinhalb Quadratmetern von der Wand löste. Er stürzte auf den darunter befindlichen Stiegenabgang zum Trainingsbecken. Verletzt wurde niemand, da aufgrund des Baustopps und des Beweissicherungsverfahrens ohnehin keine Arbeiter auf der Baustelle anwesend waren. Die Überprüfung der restlichen Fliesenflächen ergab laut Kontrollamt, dass auch an anderen Stellen die Verarbeitung mangelhaft ist.

Die Stadthalle verteidigt in einer im Bericht enthaltenen Stellungnahme das Vorgehen: Bei tiefergehenden Untersuchungen hätte das Bad für mehrere Monate gesperrt werden müssen - "wenn nicht sogar länger". Während der (2008 begonnenen, Anm.) Vorarbeiten sei eine Schließung jedoch nicht geplant gewesen. Man habe übrigens ein Planungsbüro mit der Tätigkeit beauftragt, das über eine umfangreiche Erfahrung im Hallenbadbau verfüge, wurde versichert.

Allerdings: Für die Durchführung der Arbeiten selbst wurde dann eine Firma ausgewählt, die laut Kontrollamt über keine einschlägige Expertise verfügt. Die Zuschlagsentscheidung durch die Stadthalle sei "somit nicht nachvollziehbar". Und auch die Entscheidung für die Bauaufsicht stieß bei den städtischen Prüfern auf Staunen. Denn laut Firmenbuch war der damalige technische Direktor der Stadthalle Geschäftsführer einer Firma, bei der das zum Zug gekommene Ziviltechnikerbüro Gesellschafter war.

Konfuses Projektmanagement

Eher ungewöhnlich soll auch das Projektmanagement ausgefallen sein. Das Projektziel sei "nicht klar definiert" gewesen, der Sanierungsumfang nicht exakt abgegrenzt. Welche Bereiche von der Renovierung umfasst sind, konnte offenbar bis zum Schluss nicht geklärt werden. Fazit: Eine "konsequente Anwendung der Methoden des Projektmanagements" sei nicht zu erkennen gewesen, hieß es.

Klar ist nun auch, dass die Wiedereröffnung der in den Jahren 1972 bis 1974 vom Architekten Roland Rainer errichteten Freizeit-und Sporteinrichtung in den Sternen steht. Einen Termin dafür gibt es noch nicht, wie auch die neue Stadthallenführung in dem Bericht festhält. Apropos Führung: Jene Manager, die die desaströse Sanierung in die Wege geleitet haben, sind bereits in Pension.

Die Stadthalle fühlt sich durch den Bericht bestätigt: Die Entscheidung, einen Baustopp zu verhängen und eine gerichtliche Beweissicherung zu veranlassen, sei richtig gewesen. Sobald die Befunde vorliegen, will die Stadthalle dann auch über zivilrechtliche Schritte nachdenken.

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