Stadt wird Käfigeier auf dem Großmarkt nicht los

Hühnereier aus polnischer Massentierhaltung werden auf dem Großmarkt Wien verkauft (Symbolbild).
„Vier Pfoten“ fordern Verbot von der Stadt, doch Altverträge und Ausnahme von der Marktordnung stehen im Weg

Mit einer Neuregelung des Lebensmitteleinkaufs für Spitäler, Pensionstenwohnhäuser, Schulen und Kindergärten sagte die Stadt Wien im Vorjahr Käfigeiern aus osteuropäischen Massentierhaltungen den Kampf an (der KURIER berichtete). Und seit 1. Oktober verbietet die neue Marktordnung den Verkauf auch auf den Wiener Märkten. Darum ist nicht nur pikant, dass die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ vor Kurzem ausgerechnet auf dem stadteigenen Großmarkt Wien in Liesing Paletten voller polnischer Käfigeier entdeckte. Sondern auch, dass diese dort ganz legal gehandelt werden.

Aufklärungsbedarf sehen nun nicht nur die Tierschützer, sondern auch die heimischen Geflügelhalter und nicht zuletzt die Umweltschutzabteilung der Stadt (MA22).

„Hände gebunden“

Bei der Großmarkt Wien GmbH (einer Tochter der Wiener Stadtortentwicklung, die den Großmarkt mit 1. Jänner vom Marktamt übernahm) zeigt man sich in der Causa zwar gesprächsbereit. Laut Sprecher Mario Scalet seien dem Unternehmen in puncto Käfigeier-Verkauf aber „die Hände gebunden“. Zumal man in erster Linie Vermieter sei, die Lebensmittelkontrollen würden weiterhin vom Marktamt durchgeführt.

Stadt wird Käfigeier auf dem Großmarkt nicht los

Die "Vier Pfoten" dokumentierten die Kennzeichnung der polnischen Eier.

Den Verkauf von Käfigeiern kann im konkreten Fall aber auch die Lebensmittelbehörde nicht verhindern. Denn zum einen unterliegt der Betrieb aufgrund der Ausgliederung nicht mehr der Marktordnung, sondern dem Gewerbe- und dem Baurecht. Und zum anderen kann die Großmarkt Wien GmbH in bestehende Mietverträge (die den Handel mit Käfigeiern gestatten) nicht eingreifen.

Niedrigpreissegment

Derzeit gibt es vor Ort zehn Firmen, die mit Eiern handeln und zwei weitere Unternehmen, die in der Eierproduktion tätig sind. Der überwiegende Teil der Ware am Großmarkt werde zwar „von österreichischen Produzenten aus Bio-, Freiland- oder Bodenhaltung geliefert“, erklärt Scalet. Im Niedrigpreissegment werden aber auch Hühnereier aus Deutschland, den Niederlanden sowie aus Polen, Ungarn und der Slowakei umgeschlagen.

Die polnischen Eier, die den Tierschützern und der MA22 ein Dorn im Auge sind, stammen laut Kennzeichnung aus sogenannter Kleingruppenhaltung – also aus Käfighaltung, wie „Vier Pfoten“-Kampagnenleiterin Martina Pluda erklärt. Verarbeitet würden sie in der Gastronomie – unerkennbar für die Konsumenten.

Bei der Großmarkt Wien GmbH will man nun juristisch klären, wie bei Neuverträgen der Handel mit Käfigeiern eingeschränkt werden kann. Dazu suche man auch gern den Austausch mit den „Vier Pfoten“, sagt Scalet.

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