Stadt Wien tritt als Vermieter teurer Wohnungen auf

Wohnbaustadtrat wehrt sich gegen die Vorwürfe von ...
Wohnbaustadtrat Ludwig wehrt sich gegen Vorwürfe der ÖVP.

Es ist eines der Lieblingsthemen der SPÖ: "Wohnen muss leistbar sein", wird sie nicht müde zu betonen. Deshalb soll der Mietzins im privaten Bereich beschränkt werden, lautet ihre Kernforderung.

Blanke Augenauswischerei ist das für den Wiener ÖVP-Chef Manfred Juraczka: "Die Stadt Wien ist mit den permanenten Gebührenerhöhungen der größte Preistreiber bei den Wohnkosten."

Damit nicht genug: "Wie sich jetzt herausstellt, tritt die Stadt auch selbst als hochpreisiger Immobilien-Tycoon in Erscheinung." Juraczka verweist auf die Firma "Wiseg Wiener Substanzerhaltungsg.m.b.H. und Co KG", ein Immobilien-Unternehmen im Eigentum der Stadt Wien. Ihr gehören 84 Zinshäuser, die mehrheitlich innerhalb des Gürtels liegen. Dabei handelt es sich um von Privaten errichtete Häuser, die etwa durch Schenkungen oder Erbschaften in den Besitz der Stadt gelangt sind.

Derzeit werden auf der Homepage von Wiseg vier freie Mietwohnungen in diesen Häusern beworben. Zum Beispiel in der Favoritenstraße (Wieden) eine sanierte Altbau-Wohnung mit drei Zimmern auf 96 m². Brutto-Miete pro Monat: 1100 Euro. Das sind immerhin 11,5 Euro pro m².

Juraczka dazu: "Wie glaubwürdig ist der Ruf nach leistbarem Wohnen, wenn die Stadt selbst eifrig nach fetten Gewinnen strebt? Daseinsvorsorge im Sinne der Allgemeinheit stellen wir uns anders vor." Er fordert, dass die Wohnungen der Wiseg als wesentlich günstigere Sozialwohnungen zur Verfügung gestellt werden.

Vorwürfe, die sich Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) nicht gefallen lassen will: "Über die Bewirtschaftung durch das stadteigene Unternehmen stellen wir sicher, dass das Eigentum bei der Stadt Wien verbleibt, die notwendigen Investitionen getätigt werden und die Mieten trotzdem deutlich unter dem marktüblichen Niveau bleiben." Bei besagter Wohnung etwa wäre es vom Gesetz her zulässig, um zwei Euro mehr zu verlangen. Bestandsmieten seien zum Teil noch viel niedriger.

Dass die Wohnungen Profit abwerfen würde, der etwa ins Gemeinde-Budget fließt, bestreitet man im Büro Ludwig. Und würde man die Mieten auf das Niveau von Sozialwohnungen absenken, könne die Wiseg nicht mehr kostendeckend wirtschaften. "Dann müsste die Gesellschaft vom Steuerzahler bezuschusst werden", sagt ein Sprecher.

Ein Verkauf der Wohnungen käme genauso wenig infrage: "Damit wären diese voll und ganz dem Markt überlassen."

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