Stadt streicht Förderungen: 33 Kindergärten vor dem Aus

2776 Kinder könnten kurzfristig ohne Kindergartenplatz da stehen.
Verein „Alt Wien“ soll Subventionen regelwidrig in Sanierung von Familieneigentum gesteckt haben.

Weil er 6,6 Millionen Euro an Fördermitteln in „vereinsfremde Zwecke“ investiert haben soll, droht dem Kindergarten-Betreiber „Alt Wien“ jetzt das Aus. Die Stadt Wien hat die Subventionen für den Verein mit 33 Standorten und 2276 betreuten Kindern bis auf Weiteres eingestellt und bereitet darüber hinaus eine Anzeige bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft vor.

Bis dato schien die Organisation „Alt Wien – MUKU – Arge für multikulturelle Kindergartenpädagogik“ ein verlässlicher Partner der Stadt zu sein, berichtet die Leiterin der MA10 (Wiener Kindergärten), Daniela Cochlar. Doch nachdem man bei den Jahresabrechnungen im Förder-Zeitraum 2009 bis 2014 Unregelmäßigkeiten bemerkte, habe man einen externen Wirtschaftsprüfer beauftragt. Und der förderte Bemerkenswertes zutage.

Nicht nur, dass die Betreiber-Familie Wenzel – Margarete Wenzel firmiert als Vereinsobfrau, ihr Mann Richard als Kassier – „eine grauenhafte Buchhaltung“ vorgelegt habe. Es besteht auch der Verdacht, dass über Sanierungen recht kreativ in familiäre Besitztümer investiert wurde.

Schloss saniert

So sollen städtische Gelder zum Beispiel in die Renovierung einer Ballettschule geflossen sein, die dem Sohn der Wenzels gehört. Auch sollen Instandhaltungskosten für ein Schloss in Bad Aussee, wo immer wieder Kinderferiencamps stattfinden – es ist im Besitz der Schwiegermutter von Richard Wenzel – weiterverrechnet worden sein. In einem Reitclub in Pressbaum – dort ist eine Wenzel-Tochter beschäftigt – habe es ebenso Reparaturbedarf gegeben. Und in Penzing errichtete der Kindergarten-Betreiber ein Haus um 4,5 Millionen Euro. Dass es dort nicht bloß Kindergarten-Räumlichkeiten, sondern auch Wohnungen gibt, irritierte den Wirtschaftsprüfer der Stadt allerdings.

Nun müsse man noch die Jahre 2015 und 2016 überprüfen, sagt Cochlar. Richard Wenzel weigere sich aber, die Jahresabrechnungen vorzulegen. Für die MA10 ist die Vertrauensbasis „nachhaltig erschüttert“.

Zwar hoffe man im Interesse der 300 Beschäftigten und der rund 2300 Kinder auf eine Weiterführung des Betriebs – „aber nur mit einem anderen Vereinsvorstand“.

„Nichts mehr zu retten“

Richard Wenzel erteilt zumindest ersterem Anliegen eine Absage: „Ohne Förderungen muss ich zusperren“, sagt er zum KURIER.
Dass der Name Wenzel immer wieder auftauche stimme zwar, dass man in vereinsfremde Zwecke investiert habe, sei so aber nicht korrekt. So betreibe man etwa das Ferienheim in Bad Aussee seit 40 Jahren – „und natürlich gibt es dort auch Reparaturen – was soll daran schlecht sein?“. Die Sanierungen in Ballett- sowie Reitschule seien über das Sportangebot für die Kinder gerechtfertigt. Und die Wohnungen neben dem Penzinger Kindergarten habe man errichtet, um einen Anreiz für das Personal zu schaffen.

Wenzel schlägt der MA10 vor, die Fördermittel für den Verwaltungsbereich einzusparen und so Mittel an die Stadt zurückzuzahlen.
Von der MA10 heißt es allerdings: „Da ist nichts mehr zu retten.“

Für betroffene Eltern und Mitarbeiterinnen hat die Stadt vorerst eine Info-Hotline eingerichtet: 01/277 55 55.

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