Stadt schließt bis Ende September alle Notquartiere für Flüchtlinge
500 Menschen haben zur Spitzenzeit im Sommer 2016 im Flüchtlingsheim in der Ziedlergasse in Wien-Liesing gewohnt. Jetzt sind es nur noch 139. Und auch die werden bis 30. Juni ausziehen. Denn das Haus wird geschlossen. Und mit ihm die restlichen vier noch geöffneten Notquartiere in der Siemensstraße, Nordwestbahnstraße, Pfeiffergasse und Laxenburger Straße, die die Stadt im Zuge des Flüchtlingszustromes eröffnet hat. Die Flüchtlinge übersiedeln nun in andere, fixe Grundversorgungsquartiere oder ziehen in private Wohnungen.
Dabei hätten sich mittlerweile sogar die Anrainer in der Ziedlergasse an das Flüchtlingsquartier in ihrer Nachbarschaft gewöhnt, wie aus einer SORA-Studie im Auftrag der Stadt Wien hervorgeht. Im November und Dezember 2016 befragte SORA insgesamt 1600 Wiener telefonisch zu ihrer Einstellung zu Flüchtlingen. Darunter auch jeweils 100 Personen, die in unmittelbarer Nähe zu den Quartieren leben.
Weniger Unsicherheit
Das war auch in der Ziedlergasse so. Das Flüchtlingsquartier war jenes, das vorab die größte Ablehnung erfuhr: 28 Prozent der Befragten sprachen sich dagegen aus, 45 Prozent waren dafür. Nach der Eröffnung ging die Unsicherheit aber deutlich zurück: Nur noch 14 Prozent sprachen sich danach noch gegen das Flüchtlingsheim aus. Die Zustimmung ist gleichzeitig von 45 auf 72 Prozent gestiegen. "Empathie funktioniert", sagt dazu SORA-Chef Günther Ogris.
Abgefragt wurde auch die Meinung der Wiener zur Flüchtlingspolitik – und zwar getrennt in Menschen, die Kontakt zu Flüchtlingen haben, und Menschen, bei denen das nicht der Fall ist. "Wer Kontakt zu Flüchtlingen hat, ist eher positiv gestimmt", sagt Hoser.
Außerdem sprachen sich 79 Prozent der Befragten für verpflichtende Deutschkurse aus, 75 Prozent erachten einen raschen Zugang der Flüchtlinge zum Arbeitsmarkt für sinnvoll. 60 Prozent gaben an, Geld, Kleidung oder Geschirr für Flüchtlinge gespendet zu haben. "Die Welle der Solidarität hat in dieser Stadt besonders lange angehalten", sagt Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ).
13 Prozent der Befragten halfen Flüchtlingen auch ehrenamtlich. "Der aktiven Minderheit von Leuten, die sich in der Betreuung von Flüchtlingen engagiert, steht eine Minderheit gegenüber, die die Zukunftssorgen der Menschen nutzt, um die Stimmung gegen Flüchtlinge zu verschlechtern", sagt Ogris.
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