Wien: Wahlkampf mit Promi-Fangruppen

Ludwig oder Schieder? 981 Delegierte entscheiden am Samstag im Wiener Messezentrum, wer neuer Chef der Wiener SPÖ wird.
Häupls Nachfolgekandidaten scharen Unterstützer hinter sich, manche haben mit Wien nur am Rande zu tun.

Das Wort "Wahlkampf" nehmen Andreas Schieder und Michael Ludwig nur ungern in den Mund. Viel lieber sprechen sie ganz friedfertig von einem "Wettbewerb der Ideen". Dabei hat das Rennen zwischen dem Klubobmann und den Wohnbaustadtrat um die Nachfolge von Michael Häupl als Wiener SPÖ-Parteichef und Bürgermeister klarerweise Züge eines klassischen Wahlkampfs.

So sammelten beide Kandidaten in den vergangenen Wochen prominente Unterstützer um sich, die nicht unbedingt zum Kernteam der Wiener Landespartei gehören. Zum Beispiel tritt jetzt auch der ehemalige Minister Rudolf Scholten offen für Schieder ein: " Wien ist eine von allen bewunderte Stadt. Da braucht es jemanden, der für Urbanität und Weltoffenheit steht. Das ist der Grund, warum für mich Schieder der bessere Kandidat ist", sagt er zum KURIER. "Er hat bewiesen, dass er mit großer Neugier und Offenheit an neue Themen herangeht." Zuletzt hatte sich auch der frühere Finanzminister Ferdinand Lacina für den Klubchef ausgesprochen, eine Unterstützerin der ersten Stunde ist die Ex-Staatssekretärin Muna Duzdar. Im Unterstützer-Team von Ludwig finden sich wiederum Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl und Finanzlandesrat Hans Peter Doskozil, AK-Präsident Rudolf Kaske, aber auch Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres sowie der Physiker und frühere "Science Buster" Werner Gruber.

Nutzen fraglich

Ob solche prominenten Fürsprecher auf die Entscheidung der 981 Delegierten beim Landesparteitag am kommenden Samstag Einfluss nehmen können, wagen freilich Parteikenner zu bezweifeln. Für Ludwig, der zuletzt um eine scharfe Abgrenzung zur FPÖ bemüht war, könnte es sogar zu einem Bumerang werden, dass ihn jetzt ausgerechnet die burgenländischen Genossen unterstützen, die mit den Blauen in einer Koalition sitzen.

Genauso wenig kommt es bei manchen gut an, dass sich etwa Finanzstadträtin Renate Brauner und Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger so offen für Schieder einsetzen. Sind doch beide wegen der Performance in ihren Ressorts nicht unumstritten, obendrein gelten sie nicht gerade als Zukunftshoffnung der Partei.

Mehr Gewicht für den Ausgang der Wahl dürfte es haben, auf welcher Seite die Spitzen der Teilorganisationen und Bezirksparteien stehen, die allesamt Delegierte stellen. Bei jenen Bezirksparteichefs, die sich bis dato öffentlich für einen Kandidaten ausgesprochen haben, wird davon ausgegangen, dass sie sich einer breiten Mehrheit im Bezirk gewiss sind.

Insofern dürfte Ludwig bei den rund 600 Bezirksdelegierten die Nase vorne haben. Für ihn haben sich bis dato mehr Bezirksobleute offen ausgesprochen, obendrein stammen sie durchwegs aus den großen, stimmenstärkeren Bezirken. Hinzu kommt wohl die Mehrheit der 120 Delegierten aus dem FSG, deren Chef Christian Meidlinger sich ebenfalls für Ludwig deklariert hat. Im Schieder-Lager hofft man daher auf die 157 Delegierten aus dem Wiener Ausschuss, in dem die Parteispitze, Gemeinderäte und Bezirksvorsteher vertreten sind. Schieder-Vertraute gehen davon aus, dass ihr Favorit (der erst spät seine Kandidatur bekannt gegeben hat) zuletzt eine starke Aufholjagd hingelegt hat und am Parteitag ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen zu erwarten ist. Im Ludwig-Lager rechnet man hingegen weiterhin mit einer klaren Mehrheit für den Wohnbaustadtrat.

Ein prominenter Roter hat sich indes noch nicht deklariert: Parteichef Christian Kern. SPÖ-intern heißt es aber, dass er zum Schieder-Lager gehört.

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