SPÖ kündigt Soforthilfetruppe für Schulen an

Mit ihren Problemen können sich Lehrer an eine neue Hotline wenden.
SPÖ will Lehrern den Rücken stärken. Stadtschulrat prüft in Kooperation mit dem Bund Sanktionsmöglichkeiten.

Als Reaktion auf die heftig diskutierten Herausforderungen an Wiener Schulen präsentieren Bürgermeister Michael Ludwig und Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky ( SPÖ) ein neues Maßnahmenpaket. So werde in den nächsten Tagen eine Hotline eingerichtet, an die sich Lehrer außerhalb des Dienstweges mit ihren Problemen wenden können. Zudem soll auch eine Soforthilfegruppe aus Beratungslehrern, Psychologen, Sozialarbeitern, außerschulischer Betreuung und Grätzelpolizisten aktiv werden – etwa, wenn familiäre Gewalt in der Schule auffällig werde.

Zuletzt hatte NMS-Lehrerin Susanne Wiesinger mit ihrem Buch „Kulturkampf im Klassenzimmer“ die rege Debatte über Integrationsprobleme an Wiener Schulen erneut angestoßen. Dazu stellt Ludwig klar: „Radikalisierung, Religion als Mittel der Politik, Gewalt oder das Recht des Stärkeren haben in meiner Stadt nichts verloren.“ Mit den nun vorgestellten Maßnahmen wolle man den Lehrern den Rücken stärken.

Eltern, wie auch Schülern müsse vermittelt werden, „dass sie Rechte, aber auch Pflichten haben“, sagt Ludwig. Bei Fehlverhalten spricht er sich für „klare Konsequenzen“ aus. In Abstimmung mit dem Bund werde Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer nun prüfen, welche Sanktionen bei Regelbrüchen möglich sind.

Keine Geldstrafen

Wie etwaige Strafen für uneinsichtige Eltern und Schüler aussehen können, steht somit zwar noch nicht fest. Eine Absage erteilt Ludwig aber der Wiener ÖVP. Die hatte in ihrem „Acht-Punkte-Programm gegen Radikalisierung und Islamisierung im Klassenzimmer“ vorgeschlagen, die Familienbeihilfe einzufrieren, falls Eltern nicht mit der Schule kooperieren wollen. Eine derartige Sanktion sei aber kontraproduktiv, weil sie letztlich erst die Kinder treffe und deren Lebensverhältnisse verschlechtere.

Auch Suspendierungen von Schülern will Ludwig in Zukunft tunlichst vermeiden. Anstatt sozial auffällige Schüler für maximal vier Wochen aus dem Schulverband auszuschließen und sie sich selbst zu überlassen, sollten sie verpflichtet werden länger in der Schule zu bleiben. „Aber nicht in Form des klassischen Nachsitzens, sondern indem man sie zu sozialarbeiterischer Tätigkeit verpflichtet.“

Mehr Ressourcen vom Bund gefordert

Vom Bund wünscht sich der Wiener Bürgermeister einen allgemeinen Verhaltenskodex, quasi „eine sichtbare Hausordnung“ für Schulen „mit den Regeln des Miteinanders“. In den Vordergrund zu stellen seien dabei „Grundregeln wie Demokratie, ein wertschätzender Umgang miteinander, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, der gegenseitige Respekt von Schülern und Lehrern, aber auch Disziplin und Leistung“, meint Ludwig. Zudem spricht sich der Stadtchef für die Einführung eines verpflichtenden Ethikunterrichts aus.

Der Bund, appelliert er, möge die Ressourcen für Schulen nach der Herausforderung am jeweiligen Standort richten. Einsparungen sollten zurückgenommen werden. Durch das Auslaufen des sogenannten Integrationspakets gebe es allein heuer 41 Sozialarbeiter und 300 Lehrer weniger in Wien. „Ich bin bereit, dass wir uns die Kosten teilen“, sagt Ludwig. Auch spricht er sich für ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr aus.

Religionsunterricht

Den Begriff „Islamisierung“ vermieden Stadtchef und Bildungsstadtrat bei der Präsentation des Maßnahmenpakets bewusst. Sozial auffällige muslimische Schüler seien „eine Herausforderung von vielen“, meint Czernohorszky.

Unangekündigten Kontrollen des islamischen Religionsunterrichts, wie sie die Wiener ÖVP fordert, lehnt er aber nicht grundsätzlich ab. Im Gegenteil: Überprüfungen des Religionsunterrichts sämtlicher Glaubensgemeinschaften – also auch der Katholiken, der Protestanten oder der Juden – durch die staatliche Schulaufsicht wären sinnvoll, meint Czernohorszky. Bis dato kontrollieren sich die Religionsgemeinschaften ja selbst.

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