SPÖ erfindet sich am Kahlenberg neu
Die Spitzen der Wiener SPÖ haben sich am Donnerstag auf dem Kahlenberg hoch über der Stadt versammelt. Um neun Uhr startete im dortigen Hotel die eineinhalbtägige "Zukunftsklausur", die der neue Parteichef Michael Ludwig einberufen hat.
In seinem kurzen Begrüßungsstatement machte Ludwig noch einmal klar, worum es ihm selbst inhaltlich geht. Etwa um das Ziel, Wien zur europäischen Hauptstadt der Digitalisierung zu machen oder dass man die Bezirksorganisationen deutlich stärker als bisher einbinden müsse.
Die rund 60 Mitglieder (darunter alle roten Stadträte) des erweiterten Vorstands diskutierten am Donnerstag auf eine für die Genossen bisher neuen Weise, wie künftig die inhaltliche Ausrichtung der Partei aussehen soll: Zu neun Themengebieten wurden im Hotel am Kahlenberg Arbeitsgruppen gebildet – darunter zum Beispiel "Schutz und Sicherheit", "Internationalität" oder "Heimat und Lokalität".
Jeweils etwa sieben Genossen setzten sich im Stile der sogenannten "World-Café-Methode" zusammen, um 45 Minuten zu dem jeweiligen Thema zu diskutieren. Danach wechselten sie in die nächste Gruppe, sodass letztlich jeder Teilnehmer im Laufe des Tages jede Station durchlaufen hatte. "Im Vergleich zu früheren Klausuren, die im Wesentlichen aus den Referaten der Stadträte bestanden, war das durchaus anspruchsvoll oder, wenn man so will, anstrengend", schildert ein Teilnehmer. Er spricht von teilweise auch sehr kontroversiell geführten Diskussionen in einzelnen Gruppen.
Nach den Grabenkämpfen der vergangenen Monate rund um die Nachfolge von Bürgermeister Michael Häupl sei die Stimmung bei der Klausur aber sehr gut gewesen, erzählt ein Teilnehmer. "Die Leute sind sehr motiviert". Auch Finanzstadträtin Renate Brauner, nicht gerade dem Ludwig-Lager zugehörig, gab sich zu Beginn der Sitzung überaus zuversichtlich: "Ich werde mich einbringen, Ideen habe ich viele."
Auch der scheidende Bürgermeister Häupl war auf dem Kahlenberg zu Gast. Allerdings verzichtete er auf einen aktiven Part, sondern nahm die Rolle des "zuhörenden einfachen Parteimitglieds" ein, wie er es vor der Klausur formulierte.
Häupl lobt Ludwig
Wie Ludwig im Vorfeld versicherte auch er, dass es bei der Klausur nicht um Personalentscheidungen gehen werde. Die von seinem Nachfolger an der Parteispitze gewählte Vorgehensweise, zuerst über Inhalte und dann erst über das Personal zu reden, halte er für "extrem vernünftig". Wie berichtet, wird Ludwig sein neues Regierungsteam erst am 14. Mai präsentieren. Ins Amt eingeführt werden die neuen Mitglieder inklusive Bürgermeister Michael Ludwig dann am 24 Mai.
Präsentation
Am Donnerstagabend stand für die zuständigen Genossen allerdings noch eine stressige Zusatzschicht auf dem Programm. Galt es doch, die Ergebnisse der Arbeitskreise zusammenzufassen. Am Ende sollte eine Reihe von konkreten Projekten stehen, die Ludwig und seine Parteimanagerin Barbara Novak heute, Freitag, der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Offen war am Donnerstag, ob es zu jedem der neun Themen ein eigenes konkretes Projekt geben werde. Stattdessen sei auch denkbar, dass es zu einem Schwerpunkt mehrere Vorhaben präsentiert würden.
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