SPÖ: Abschied kam per eMail
Knapp ein Jahr vor der Wahl tauscht die SPÖ Wien ihren Parteimanager aus. Christian Deutsch trat am Montag überraschend zurück. Via eMail verabschiedete er sich von seinen Mitarbeitern. Er habe die Notwendigkeit nach „neuem Elan“ gesehen, lautet seine Begründung.
Eine realistische Selbsteinschätzung, war doch Deutsch als Landesparteisekretär glücklos geblieben. Im Oktober 2008 war er auf Harry Kopietz gefolgt, an dessen Wahlerfolge konnte er aber nicht anschließen.
„Es war der letztmögliche Zeitpunkt, um diesen wichtigen Posten neu zu besetzen“, analysiert Politologe Peter Filzmaier die Ablöse. Auf den neuen Parteimanager warte eine Herkulesaufgabe. Muss er doch innerhalb eines Jahres sowohl den Wien-Wahlkampf auf die Beine stellen, als auch seine Genossen darauf einschwören, für die SPÖ zu rennen. „Das ist ein unendlich herausfordernder Job“, sagt Kopietz zum KURIER. „Man muss Manager-Qualitäten haben, zugleich aber auch Coach und Motivator sein.“ Letzteres war Deutsch nie gelungen. Vielen in der SPÖ galt er zwar als korrekt aber zu emotionslos. „Keiner, mit dem ich auf ein Bier gehen würde“, sagt ein Basisfunktionär. „Wir brauchen einen, der wieder einmal auf den Tisch haut.“
Dass Deutsch ein enger Vertrauter von Kanzler Faymann ist, tut ein Übriges: Schon länger versucht sich die Wiener SPÖ gegenüber der Bundesregierung zu emanzipieren. Der Rücktritt von Deutsch könnte also auch dazu dienen, sich stärker vom Bund abzugrenzen.
Man danke Deutsch für die gute Arbeit der letzten Jahre, heißt es aus dem Büro des Bürgermeisters. Aber auch: „Er hat Teile der SPÖ einfach nicht erreicht.“
Die Nachfolgedebatte ist entbrannt: Gesucht wird ein Parteimanager, der vor allem in der Öffentlichkeit kantig auftritt. Im Gespräch sind Namen wie Tanja Wehsely oder Georg Niedermühlbichler. Fix: Deutschs Stellvertreterin Katharina Schinner bleibt in der zweiten Reihe.
Hatzl-Witwe wird Chefin
Auch in dem für die SPÖ so wichtigen Bezirk Simmering gab es einen Wechsel. Eva-Maria Hatzl wird Renate Angerer als Bezirksvorsteherin ersetzen. Die Witwe von Ex-Landtagspräsidenten Johann Hatzl steht vor der Aufgabe, den ersten Platz gegenüber der FPÖ zu verteidigen.
Politik ist ein beinhartes Geschäft. Bleiben Wahlerfolge aus, sind personelle Konsequenzen unausweichlich. Die Ablöse des Parteimanagers der SPÖ Wien kommt daher nicht überraschend. Sie ist fast logisch.
Die Wiener SPÖ, zugleich wichtigste Landesorganisation der Partei, leidet seit Jahren unter Stimmenverlusten. Man habe ein Mobilisierungsproblem, wurde nach Wahlen wiederholt diagnostiziert.
Um den Abwärtstrend zu stoppen, hat sich Bürgermeister Michael Häupl für die Gemeinderatswahlen 2015 die Latte sehr hoch gelegt. Die absolute Mehrheit zurückerobern, lautet sein Ziel.
Häupl meint es ernst. Um auf die Siegerstraße zurückzukehren, macht er den Anfang an der Spitze des Parteimanagements. Denn zum Wahlerfolg braucht der Bürgermeister keine Funktionärsriege der hängenden Köpfe, sondern ein Management mit Durchschlagskraft.
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