Spitzenwinzer will Hagelflieger
Winzer Gerhard Lobner vom Weingut Mayer am Pfarrplatz hat ein Déjà-vu: Nach 2008, 2009 und 2011 richtete der Hagel vergangenes Wochenende erneut schwere Schäden in den Wiener Weingärten an. Insbesondere am Nussberg, wo Lobner rund 40 Hektar bewirtschaftet. Je nach Lage des jeweiligen Weingartens wurden dort 30 bis 75 Prozent der Weinstöcke in Mitleidenschaft gezogen.
"Da bleibt einem schon die Luft weg, wenn ein ganzes Jahr Arbeit im Weingarten in fünf Minuten zerstört wird", sagt Lobner. Um den Heimatmarkt weiter uneingeschränkt bedienen zu können, muss der Exportanteil nun reduziert werden.
Massive Ausfälle beklagt man auch beim Stadtweingut Cobenzl, dessen Gemischten Satz Bürgermeister Michael Häupl sehr schätzt. "Von den 30 Hektar, die wir in Döbling bewirtschaften, sind etwa 22 Hektar betroffen. Der Schädigungsgrad liegt bei bis zu 80 Prozent", sagt Betriebsleiter Thomas Podsednik.
Um derartige schwere Hagel-Schäden künftig zu vermeiden, zieht er die Investition in spezielle Schutznetze in Betracht. "Das kostet zwar 13- bis 15.000 Euro pro Hektar – aber wir müssen wirklich dringend handeln."
Vorbild NÖ
Lobner schlägt in dieselbe Kerbe. Er denkt allerdings über eine andere – und weitaus kostspieligere – Schutzmaßnahme nach: "Hagelflieger, die vor einem Gewitter Silberjodid ausbringen, würden Sinn machen. Um das zu finanzieren, müssten sie wahrscheinlich gebietsübergreifend – vielleicht gemeinsam mit der Thermenregion oder dem Wagram – eingesetzt werden."
In NÖ sind bereits Hagelflieger im Einsatz. Stationiert in Krems-Gneixendorf steigen bis zu drei Maschinen gleichzeitig auf, um das (ungiftige, aber sauteure) Silberjodid in den Gewitterwolken auszubringen. "Das bewirkt, dass die Wolken schneller abregnen. Dadurch sind die Hagelkörner kleiner und Wasser-hältiger", erläutert Konrad Hackl von der Landwirtschaftskammer.
Er ist sich sicher, dass Wachau, Krems- und Kamptal sowie ein Teil des Wagrams von der Methode profitieren. "Ohne die Hagelflieger hätten wir dort sicher mehr Schäden." Bezahlt wird die Maßnahme von den Winzern selbst.
In Wien wird allerdings noch nicht ernsthaft über Lobners Vorschlag diskutiert. "Über diese Möglichkeit haben wir eigentlich noch nie nachgedacht", sagt Thomas Podsednik.
Wie groß der Ertragsausfall infolge des Hagels tatsächlich sein wird, weiß man erst nach der Bestandsaufnahme durch die Hagelversicherung. Mit konkreten Ergebnissen rechnet Podsednik kommende Woche.
Die Hagelversicherung bringt den Winzern in Wien übrigens nicht dieselbe Linderung, wie in anderen Weinbaugebieten. "Wir sind zwar hoch versichert. Aber die Versicherungssumme ist eigentlich für den Zukauf adäquaten Traubenmaterials gedacht. Doch wegen der Kleinheit unseres Gebietes gibt es kaum Trauben, die wir zukaufen könnten", erklärt Lobner.
Ob die Ertragsausfälle den Weinpreis nach oben treiben werden, ließe sich so kurz nach dem Unwetter noch nicht sagen. "Wenn es nach mir geht, werden wir aber nicht erhöhen", sagt Lobner. Und auch Podsednik meint: "Eine Preiserhöhung wäre das falsche Zeichen."
Feiertagswetter
Das verlängerte Wochenende hält jedenfalls keine Schock-Prognosen für die Landwirtschaft bereit: Für Christi Himmelfahrt sagt der Wetterdienst Ubimet zwar eine Kaltfront und teils heftigen Regen im Norden und Osten voraus. Ab Freitag wird das Wetter aber wieder besser. Nach einer wechselhaften Phase mit Sonne und Wolken, soll am Samstag wieder die Sonne scheinen.
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