Spitalsbetten: Spardebatte nach Corona-Schrecksekunde

Spitalsbetten: Spardebatte nach Corona-Schrecksekunde
Trotz der Erfahrungen aus der Pandemie gilt laut Experten: Österreich hat zu viele Spitalsbetten.

Gebetsmühlenartig wiederholten es Gesundheitsökonomen über die vergangenen Jahre: Gemessen an der Einwohnerzahl hat Österreich zu viele teure Akutbetten in den Spitälern. Um das System leistungsfähig zu halten, brauche es dringend Einsparungen bzw. Umschichtungen.

Stimmen, die mit der Corona-Krise rasch verstummten. Drohten doch die zusammengesparten Gesundheitssysteme in Ländern wie Italien vor der Pandemie in die Knie zu gehen, während das vermeintlich ineffiziente Österreich die Herausforderung gut meisterte. Die heimischen Spitäler gerieten selbst am Höhepunkt der Krise nicht einmal annähernd an ihre Kapazitätsgrenzen.

Vor diesem Hintergrund kündigte selbst der Rechnungshof, der wiederholt das Einsparen von Betten gefordert hatte, eine „Neubewertung seiner bisherigen Ansätze“ an.

Die Schockstarre dauerte nicht lange: Nach dem Rückgang der Erkrankungszahlen ist nun die Debatte um die Spitalsbetten neu entflammt: Dass Österreich bisher so glimpflich davongekommen sei, habe nichts mit der hohen Zahl an Akutbetten (5,5 pro tausend Einwohner) zu tun, betont Thomas Czypionka vom Institut für höhere Studien (IHS) im Standard. Und auch dass Norditalien so schwer getroffen worden sei, habe mit anderen Faktoren zu tun. Etwa die vielen chinesischen Arbeiter, die das Virus rasch verbreiteten.

Mit einer Pandemie sei nur alle 10 bis 20 Jahre zu rechnen, sagt der Ökonom. Deshalb sei es besser, in Vorsorge (z. B. Frühwarnsysteme) zu investieren als in über lange Zeit überflüssige Infrastruktur.

Scharfe Ablehnung

Prompt und scharf die Antwort auf diese Einschätzung: „Ich finde es absurd, diese Debatte jetzt führen zu müssen“, sagt Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). 100 Mitarbeiter in der Rudolfstiftung oder auch eine ganze Geburtenabteilung abfangen zu können, habe nur funktioniert, weil man die notwendigen Ressourcen gehabt habe.

Spitalsbetten: Spardebatte nach Corona-Schrecksekunde

Peter Hacker (SPÖ)

Vielmehr ortet Hacker ein massives Einnahmenproblem bei den Krankenkassen wegen des Wirtschaftseinbruchs. Der Ausfall könne sich auf eine Milliarde Euro belaufen. Daher brauche es einen Hilfsfonds für die Versicherungen.

Heftige Kritik kommt auch von Wolfgang Weismüller, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer: Die Qualifikation einiger „Gesundheitsexperten“ sei angesichts derartiger Aussagen infrage zu stellen.

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