Wien: Spitalsbau verzögert sich um sechs Jahre

So soll der neue Zentralbau aussehen
Bitte warten, heißt es derzeit bei zahlreichen Großprojekten in den Gemeindespitälern wie dem Wilhelminenspital. Ausschreibung für neue KAV-Leitung könnte Juni 2018 erfolgen.

Mit Spannung wird der Rechnungshofbericht zum Krankenhaus Nord erwartet. Das 785-Betten-Spital hätte ursprünglich 2015 in Teilbetrieb gehen sollen. Jetzt geht der Krankenanstaltenverbund (KAV) von einer Inbetriebnahme 2018 aus.

Nur die Spitze des Eisberges: Bei zahlreichen Großbaustellen des KAV kommt es zu massiven Verzögerungen. Am dramatischsten zeigt sich das beim längst in die Jahre gekommenen Wilhelminenspital: 2024 sollte der neue Zentralbau fertig sein, hieß es noch 2012. Davon ist längst keine Rede mehr. Im KAV spricht man heute offiziell von einer Fertigstellung 2030. Schon ab 2015 hätte ein neues Büro- und Betriebsgebäude am Flötzersteig errichtet werden sollen. Bisher wurden noch nicht einmal die bestehenden Altbauten abgerissen.

Das hat massive Auswirkungen auf das Spitalskonzept 2030. Weil es die nötigen neuen Gebäude im Wilhelminenspital nicht gibt, liegt etwa die geplante Übersiedlung der Urologie- und HNO-Abteilung von Hietzing auf Eis, was wiederum die dortigen Planungen verzögert: Unklar ist, wann der seit Jahren angekündigte Hietzinger Zentralbau errichtet wird. Erst bis 2030 soll er fertig werden, lautet der vage KAV-Zeitplan.

Keine konkrete Planung gibt es auch für die Bettenstation im Kaiser-Franz-Josef-Spital (KFJ), die laut Insidern ursprünglich 2020 hätte fertig sein sollen. Auch die Pläne für eine dortige Psychiatrie-Abteilung sind im Sand verlaufen.

Nachnutzung

Schleppend verläuft die Planung der Nachnutzung von Standorten, die wegen der Neustrukturierung der Spitalslandschaft nicht mehr gebraucht werden. Prominentestes Beispiel ist das Otto-Wagner-Spital (OWS), das ursprünglich 2020, nun aber doch wohl erst 2025 abgesiedelt werden soll. Was danach mit den Bauten passiert, ist noch nicht geklärt.

Auch für die Semmelweis-Klinik und das Spital Gersthof, die ins Krankenhaus Nord wandern sollen, gibt es noch keine konkreten Nachnutzungskonzepte. Damit drohen laut Experten unnötige Leerstände, die mit enormen Kosten verbunden sind.

In Rathaus-Kreisen ortet man den seit Jahren für Bauprojekte zuständigen KAV-Interimsleiter Thomas Balázs als Hauptverantwortlichen: "Er hatte Zeit genug, all die Projekte in geordnete Bahnen zu lenken, hat aber in den vergangenen zwei Jahren nicht die nötigen Entscheidungen getroffen." Hinzu kommen offenbar Geldprobleme: "Durch die Mehrkosten im Krankenhaus Nord werden andere Projekte zurückgestellt", kritisiert ÖVP-Gemeinderätin Ingrid Korosec. "Das geht zu Lasten der Patienten."

Im KAV antwortet man auf die Ursachen der Verzögerungen nur ausweichend und verweist lieber auf die umgesetzten Bauprojekte der vergangenen Jahre. Etwa das Mutter-Kind-Zentrum im KFJ, das freilich ebenfalls später als geplant fertig wurde.

"Für die dortige Zentralklinik wird derzeit ein Masterplan erstellt", sagt eine Sprecherin. "Der KAV erfüllt auch während Neu- oder Umbauten im vollen Umfang seinen Auftrag, die Gesundheitsversorgung der Wiener Bevölkerung sicherzustellen." Beim OWS verweist die Sprecherin auf das Ende 2016 entwickelte Nachnutzungskonzept. Zu Semmelweis-Klinik und Gersthof würden noch Überlegungen angestellt.

Ausschreibung für neue Leitung

Die Ausschreibung für die neue Führung des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) könnte übrigens im Juni 2018 erfolgen. Mit 1. Jänner 2019 soll die Anstalt öffentlichen Rechts in Kraft treten und damit auch der Vorstand seine Arbeit aufnehmen. Das sagte Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) am Donnerstag im Rahmen der Fragestunde im ersten Gemeinderat nach der Sommerpause.

Kommentare