Sonntagsöffnung: Handel will, Gewerkschaft bremst

Symbolbild Bevölkerung.
72 Prozent der befragten Unternehmer stimmten für Sonntagsöffnung in Touristenzonen.

Das Ergebnis der Umfrage ist eindeutig: 72,6 Prozent der Wiener Unternehmer stimmten für die Sonntagsöffnung in Tourismuszonen. Das diese tatsächlich kommt, ist aber keineswegs sicher.

"Die Unternehmer wollen selbst bestimmen, wann sie aufsperren", sagt Wiens Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck bei der Präsentation der Umfrage am Dienstag. Den meisten Unternehmern war die Umfrage allerdings egal. Von den rund 90.000 verschickten Stimmzetteln wurden lediglich 14.465 retourniert, die Beteiligung lag damit, trotz hoher medialer Aufmerksamkeit, nur bei knapp 16 Prozent.

Für Ruck war es dennoch eine gute Beteiligung: "Es ist ein klarer Auftrag, die notwendigen Maßnahmen und Änderungen umzusetzen." Ruck definierte daher auch gleich ein Ziel: "Bis zum Song Contest eine Lösung zu haben wäre charmant." Der Song Contest stehe für Weltoffenheit. "Das wäre ein guter Anlass, dass die Stadt einen Schritt in Richtung Weltstadt macht."

Jetzt gehe es daran, auch die Arbeitnehmer von den Plänen zu überzeugen. Er werde umgehend Gewerkschaftsvorsitzenden Wolfgang Katzian anrufen, um ihn zu einem Gespräch einzuladen, sagt Ruck.

Die Gewerkschaft jedoch sehe in der Umfrage kein "relevantes Votum", spielt der Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), Wolfgang Katzian, auf die niedrige Wahlbeteiligung an: "Da lässt sich selbst mit viel Fantasie kein Verhandlungsauftrag für eine Tourismuszone in Wien herauslesen."

Keine g’mahte Wiesn

Noch härter geht sein Kollege Franz Georg Brantner mit den Wirtschaftsvertretern ins Gericht. "A g’mahte Wiesn, wie sich Ruck das jetzt vielleicht vorstellt, ist das sicher nicht", sagt Brantner. Die Gewerkschaft selbst habe mehr als 5500 Angestellte in den geplanten Tourismuszonen befragt – mit einem eindeutigen Ergebnis. "94,6 Prozent der Befragten haben sich gegen eine Sonntagsöffnung ausgesprochen", sagt Brantner.

Daher werde man, sofern man eine Einladung bekomme, dieser zwar nachkommen. "Aber mit dem Wissen, dass wir das nicht wollen", sagt Brantner. Auf den Vorstoß von Präsident Ruck, bis zum Song Contest eine Lösung zu haben, sagt Brantner nur: "Das sind Wünsche an das Christkind."

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat stets betont, dass er einer Sonntagsöffnung nur zustimme, wenn es eine sozialpartnerschaftliche Einigung gibt. "Ich nehme zur Kenntnis, dass in etwa zehn Prozent aller Unternehmer dafür gestimmt haben", sagt Häupl. Er finde es aber interessant, "was der Bäcker aus Liesing oder der Installateur aus Floridsdorf zu einer Tourismuszone in der Wiener Innenstadt sagt", bezog sich Häupl auf den Umstand, dass die Kammer all ihre Mitglieder hatte abstimmen lassen.

Schanigärten

Deutlicher ging die Befragung in Sachen Gastgärten aus: 80,9 Prozent der Unternehmer votierten dafür, dass es künftig möglich sein soll, Schanigärten ganzjährig offen zu lassen. Derzeit müssen sie zwischen Ende November und Anfang März geschlossen sein.

Das kann sich auch Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) vorstellen, die einen Vorschlag zur Neuregelung bereits mit der Fachgruppe Kaffeehäuser abgesprochen hat. Demnach dürfen pro Lokal maximal drei bis fünf Tische aufgestellt werden und zwar nur tagsüber. Parkspuren bleiben für die Winter-Schanigärten tabu. Im Büro der zuständigen Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SPÖ) zeigt man sich grundsätzlich gesprächsbereit, wartet aber noch auf die detaillierte Ausformulierung des Vorschlages.

Sonntagsöffnung: Handel will, Gewerkschaft bremst

Wer in der Welthauptstadt der Mode an einem Sonntag noch schnell ein modisches Gustostückerl kaufen will, muss schon besonderes Glück haben. In Paris – so wie in ganz Frankreich – dürfen die Geschäfte derzeit nur an fünf Sonntagen im Jahr geöffnet haben. Die meisten Geschäfte nutzen dies in der Vorweihnachtszeit.

Geht es nach den Wünschen der französischen Regierung, sollen sich die rigiden Sonntags-Öffnungszeiten allerdings bald ändern: Der Ministerrat wird heute, Mittwoch, ein Reformpaket präsentieren.

Darin ist unter anderem vorgesehen, dass Geschäfte künftig an 12 Sonntagen im Jahr offenhalten dürfen. In den Touristenzentren soll es noch weitere Gesetzes-Erleichterungen geben. Bereits im Jänner sollen diese Pläne vom Parlament verabschiedet werden.

Gewerkschaften und die Kirche laufen dagegen allerdings Sturm. Und knapp zwei Drittel der Franzosen wären laut jüngsten Umfragen nur ungern dazu bereit, am Sonntag zu arbeiten. Offene Geschäfte am Sonntag wünschen sich jedoch 62 Prozent der französischen Bürger.

Besonders liberal

Besonders liberale Sonntags-Öffnungszeiten hat ausgerechnet das katholische Polen: Prinzipiell dürfen Geschäfte jeden Sonntag offen haben. Nur an zwölf, im Arbeitsgesetz festgeschriebenen Feiertagen, bleiben die Türen geschlossen. In kleinen Läden, die keine Angestellten beschäftigen, dürfen Eigentümer und Familienangehörige täglich rund um die Uhr ihre Waren feilbieten.

Auch in England und Wales dürfen kleine Geschäfte rund um die Uhr offen halten. Die großen Stores – ab einer Verkaufsfläche von 280 Quadratmetern – dürfen am Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr aufsperren. Schottlands Geschäfte entscheiden selber, ob und wann sie am Sonntag aufsperren.

In Spanien wiederum haben die Geschäfte alle Sonntage im Dezember und sonst jeden ersten Sonntag des Monats offen.

Kommentare