Sonderkontrolle im Kindergarten: IS-Sympathisantin entlassen
Sie sei eine moderne junge Frau in Lederjacke und mit schicker Frisur, beschreibt Anwalt Martin Mahrer seine 18-jährige Mandantin Fatima U. Eine moderne junge Frau – die einen IS-Kämpfer heiraten wollte und im Internet die Ziele der Terrormiliz vertrat? Trotz rechtskräftiger Verurteilung – sechs Monate auf drei Jahre bedingt –, arbeitete die Frau ausgerechnet in einem islamischen Kindergarten. Gestern, Mittwoch, rückten Mitarbeiter des Jugendamts zu einer Sonderkontrolle an. Ergebnis: Die junge Frau arbeitet nun nicht mehr dort.
Zum Hintergrund: Am 4. Juli 2014 war die gebürtige Tschetschenin an der rumänisch-bulgarischen Grenze aufgegriffen worden: Vor Gericht bestritt sie, nach Syrien unterwegs gewesen zu sein. Vielmehr sei ihr Ziel die Türkei gewesen, wo sie einen jungen Mann habe heiraten wollen. Ihr Vorhaben reichte für eine Verurteilung wegen Mitwirkung an einer terroristischen Vereinigung.
"Kleiner Ausreißer"
"Es war eine kurze Phase, ein kleiner Ausreißer in ihrem Leben", kommentiert ihr Anwalt Mahrer. Die 18-Jährige lebe keineswegs nach strengen islamistischen Regeln. Seines Erachtens sei sie "völlig resozialisiert. Man sollte sie jetzt in Ruhe lassen."
Freilich sei ein Job für die Resozialisation grundsätzlich wichtig, erläutert der Politikwissenschafter und Islamexperte Thomas Schmidinger. Eine genaue Kontrolle sei dennoch vonnöten: "Ich kenne die Bewährungsauflagen in diesem Fall nicht. Aber eine professionelle Deradikalisierung – eine enge Begleitung auf dem Weg zurück in die Gesellschaft – wäre sicherlich gut."
Das Wiener Jugendamt MAG 11 schickte am Mittwoch zwei Kontrolleure zum betroffenen Kindergarten, die die Situation zwei Stunden lang unter die Lupe nahmen. Unter anderem erhoben sie, wie sich der Kontakt der Frau zu den Kindern gestaltet. Unmittelbar nach der Kontrolle informierte der Betreiber des Kindergartens die Jugendamt-Mitarbeiter, dass er sich von der Mitarbeiterin trenne.
"Klar ist: Jegliche Form von Extremismus ist strikt abzulehnen, der Schutz der Kinder steht im Mittelpunkt", betont Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Die MAG 11 arbeite daher auch mit dem Verfassungsschutz zusammen. "Sollten sich Betreiber nicht an die geltende Regeln halten, wird die Stadt auch Schließungen vornehmen."
Kritik kam naturgemäß von der Opposition: Das "planlose, dilettantische und unkontrollierte Agieren der Stadt Wien" müsse ein Ende haben, betont ÖVP-Obmann Gernot Blümel.
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