Hunderttausende feiern den Jahreswechsel
Aurel Berger kommt nicht zur Ruhe. Kaum ist Weihnachten vorbei, verwandelt sich der Adventmarkt auf dem Maria-Theresien-Platz in einen Teil des Silvesterpfades. Zurzeit laufen die letzten Vorbereitungen auf das traditionelle Spektakel: 60 Hütten werden in der Innenstadt aufgebaut.
Berger, hauptberuflich Geschäftsführer von „Nigls Gastwirtschaft“ in Ottakring, betreibt gleich zwei Hütten. Am Graben kredenzt er Bio-Erdäpfel und Wildschwein-Krainer, am Maria-Theresien-Platz Crêpes und Punsch.
Von Pop bis Klassik
Dementsprechend abwechslungsreich ist das Programm. Auf zwölf Stationen in der Innenstadt und einer im Prater setzt das Stadt-Wien-Marketing als Veranstalter musikalische Schwerpunkte für (fast) jeden Geschmack. Und am Nachmittag wird auch Kindern viel geboten – speziell auf dem Maria-Theresien-Platz.
Am Rathausplatz geben Coverbands Evergreens von U2, ABBA und den Stones zum Besten; in der Löwelstraße regieren Blues und Soul mit der „Blues Brothers Corporation“ sowie „Big John & The Vienna Soul Society“; und auf der Freyung ist Austropop a la „Saubartl“ und „Die 3“ angesagt. Der festlich geschmückte Graben verwandelt sich einmal mehr in Wiens größten Ballsaal, und auf dem Stephansplatz erklingen Jazz und Klassik. In der Kärntner Straße verkürzen DJ-Sounds die Nacht, auf dem Neuen Markt gibt’s Pop von Gordopac, Ramon, Grooveheadz und Hot Pants Road Club und auf dem Herbert-von-Karajan-Platz wird ein Potpourri der schönsten Opernmelodien geboten.
Eigens für den Anlass hat Hochriegel einen Silvester-Sekt kreiert. Die limitierte Cuvée „Wiener Walzertraum“ gibt es unter anderem ab 11 Uhr beim Hochriegel-Stand auf dem Stephansplatz.www.wien-event.at
Bis 3 Uhr Früh fahren die U-Bahnen in 7,5-Minuten-Intervallen, danach im 15-Minuten-Takt. Wegen des Silvesterpfades bleiben U1 und U3 ab 22 Uhr nicht mehr unter dem „Stephansplatz“ stehen. Die Station dient der Rettung als Stützpunkt.
Zusätzlich zu den U-Bahnen fahren die Straßenbahnlinien D, 1, 2, 6, 18, 25, 26, 31, 38, 41, 43, 46, 49, 58, 60, 62, 67 und 71 in der Silvesternacht ohne Unterbrechung. Zudem sind die Autobuslinien 7A, 26 A, 29A, 35A, 66A, 68A und 73A im Viertel- oder Halbstundentakt unterwegs.
Am Neujahrstag verkehren U-Bahnen, Bim und Bus nach dem Sonntagsfahrplan. Info: www.wienerlinien.at.
Die ÖBB setzen in Wien und NÖ zu Silvester 21 zusätzliche Züge ein. Nähere Informationen zu den Fahrplänen unter wien.oebb.at.
Die Polizei versteht bei unbefugten Feuerwerken im Ortsgebiet keinen Spaß.
Werden zum Beispiel Jugendliche unter 16 Jahren mit Feuerwerkskörpern der Klasse II – dazu gehören Silvesterraketen, diverse Fontänen oder Bengalfackeln – erwischt, droht eine Organstrafe von 30 Euro.
Die Verwendung der Klasse II ist aber auch Erwachsenen im gesamten Ortsgebiet verboten – außer es liegt eine spezielle Bewilligung vor. Wer trotzdem beim Abschuss erwischt wird, muss mit 50 Euro Strafe rechnen – insbesondere in der Nähe von Kirchen, Krankenanstalten, Kinder- und Erholungsheimen sowie Tiergärten.
Das Rote Kreuz warnt vor Verbrennungen und Hörschäden – und empfiehlt, das Geld lieber in einen guten Zweck zu investieren. Die Chance dazu gibt es unter www.spendenstattkrachen.at.
Der Silvesterpfad, der heuer zum 24. Mal stattfindet, hat sich zum veritablen Wirtschaftsfaktor gemausert. Laut Stadt-Wien-Marketing wurden beim vergangenen Jahreswechsel (2012/2013) rund 800.000 Besucher in der Wiener Innenstadt gezählt, mehr als 30 Millionen Euro wurden ausgegeben.
Das gesamte Spektakel kostet rund 1,4 Millionen Euro. 70 Prozent davon kommen von der Stadt, den Rest steuern Sponsoren bei. Für Wien zahlt sich die Rechnung definitiv aus: Der Gemeinde fließen aus dem Silvesterpfad induzierte Abgabeeinnahmen in der Höhe von 1,19 Millionen Euro zu.
Über einen „Umsatzturbo am Ende des Jahres“ freut sich auch die Wirtschaftskammer (WK). Denn Silvester bringt dem Wiener Einzelhandel rund 60 Millionen Euro zusätzliche Einnahmen. Eine Untersuchung im Auftrag der WK ergab, dass Männer zum Jahreswechsel im Schnitt 48 Euro ausgeben und Frauen 42 Euro.
„Der Silvester-Himmel über Wien wird wahrscheinlich grau“, prognostiziert Ubimet-Meteorologe Nikolas Zimmermann. Das liegt nicht nur am Rauch der Feuerwerkskörper. Leichter Hochdruckeinfluss lässt in der Nacht Nebel aufziehen. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt bleibt aber ein Hoffnungsschimmer für Feuerwerks-Fans: „Möglicherweise wird es den Nebel nur in hohen Luftschichten geben, und die Sicht auf die Raketen bleibt ungetrübt.“
Tagsüber zeigen sich die letzten Stunden des Jahres hingegen freundlich. In der Bundeshauptstadt bleibt es trocken und von Zeit zu Zeit kann sogar die Sonne durchblinzeln.
KURIER: Was ist die größte Herausforderung bei der Programmgestaltung?
Forsthuber:Eine alteingesessene Veranstaltung immer wieder spannend zu machen. Wir versuchen für jeden kulturellen Geschmack und jede Altersgruppe ein passendes Angebot zu kreieren.
Wie lange dauern die Vorbereitungen?
Die Planung beginnt Ende August. Aber es bleibt bis zuletzt spannend, denn erst am 31. Dezember erfolgen die behördlichen Abnahmen.
Wie viele Leute arbeiten am Silvesterpfad mit?
Von der Planung bis zum Aufbau der 60 Hütten rund 200. Dazu kommen noch 190 Securities und 55 Sanitäter. Das Gastro-Personal in den Standeln, die Polizisten und die Mitarbeiter der Müllabfuhr sind da aber noch nicht mitgerechnet.
Wie verbringen Sie Silvester?
Ich organisiere die Kommunikation nach außen. Kurz nach Mitternacht werden wir eine Bilanz aussenden und hoffentlich vermelden, dass nichts passiert ist. Weil das ist das Wichtigste.
Für all jene, die sich heuer abseits des bewährten Silvesterpfades in der Wiener Innenstadt amüsieren möchten, gibt es noch vereinzelt Last-Minute-Angebote zum Jahresausklang:
Für Traditionalisten bietet sich etwa das Operetten-Meisterwerk „Die Fledermaus“ von Johann Strauß an. Gleich zwei Mal flattert diese in der Bundeshauptstadt durch die Nacht. Im Gegensatz zu der Vorstellung in der Staatsoper gibt es für die in der Volksoper (9., Währinger Straße 78) noch Karten. Als Frosch ist einmal mehr Operndirektor Robert Meyer zu sehen.
Weitere Last-Minute-Tipps:
Wer sich am letzten Abend des Jahres lieber ganz der Kulinarik hingibt, könnte beispielsweise im Vienna Marriott Hotel (1., Parkring 12A) vorbeischauen. Hier gibt es eine Silvestergala mit Live-Musik, Samba-Tanzeinlagen und einem umfangreichen Buffet (125 € pro Person). Der erste Anrufer kann heute, Freitag, um 11 Uhr unter: 01/522 39 03 zwei Karten für die Silvestergala im Vienna Marriott Hotel gewinnen. Rechtsweg ausgeschlossen, eine Barablöse ist nicht möglich. Gilt nur für Verbraucher im Sinne des KSchG.
Bereits am Nachmittag bietet sich für die ganze Familie ein Besuch im Rauchfangkehrermuseum (4., Klagbaumgasse 4) an. In der liebevoll zusammengestellten Dauerausstellung kann man nicht nur alles Wissenswerte zur Historie des Rauchfangkehrerhandwerks herausfinden, sondern auch alte Kehrgeräte und ungewöhnliche Glücksbringer bestaunen. Eine Spezialschau widmet sich derzeit zudem dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und dem schicksalhaften Jahr 1914.
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