Sicherheitsgefühl in Wien: Favoriten Schlusslicht

Etwas weniger ausgeprägt ist die Angst vor Gewalttaten oder Überfällen.
Bezirk Hietzing liegt in der Befragung auf Platz 1. 44 Prozent befürchten Diebstahl oder Eigentumsdelikt.

Die Wiener fühlen sich in ihrer Stadt überwiegend sicher. Nur 13,7 Prozent gaben in einer groß angelegten Befragung an, sich "eher unsicher" oder "gar nicht sicher" zu fühlen. Nach Bezirken betrachtet, haben in nur vier Prozent diesbezügliche Bedenken, in Favoriten ist es jeder Fünfte (21,2 Prozent). Stadtweit dürfte die Angst vor Eigentumsdelikten durchaus ausgeprägt sein.

An der Umfrage, welche die "Helfer Wiens" - in der Dachorganisation sind knapp 40 sicherheitsrelevante Organisationen zusammengefasst - in Auftrag gegeben hatten, nahmen gut 5.000 Befragte zwischen Mai und Oktober teil. "'Wien ist eine sichere Stadt' ist nicht nur ein Schlagwort, sondern das wird von der Bevölkerung auch so empfunden", jubelte Landtagspräsident und "Helfer Wiens"-Vizepräsident Harry Kopietz (SPÖ) am Freitag bei der Präsentation der Resultate.

Sicherheitsgefühl in Wien: Favoriten Schlusslicht
Umfrage - Ist Wien eine sichere Großstadt - Tortengrafik; Sicherheitsgefühl nach Bezirken - Karte GRAFIK 1441-15, 88 x 116 mm
Tatsächlich gaben 37,1 Prozent der Befragten an, sich in Wien "sehr sicher" zu fühlen. Weitere 49,1 Prozent fühlen sich "eher sicher". Von den restlichen knapp 14 Prozent gaben nur 2,3 Prozent an, sich "gar nicht sicher" zu fühlen. Wobei der Begriff Sicherheit hier nicht nur Gewaltfreiheit meint, sondern etwa auch die Verlässlichkeit in Sachen Energieversorgung oder Sozialhilfe.

Innenstadt am vorletzten Platz

Sicherheitsgefühl in Wien: Favoriten Schlusslicht
Umfrage - Ist Wien eine sichere Großstadt - Tortengrafik; Sicherheitsgefühl nach Bezirken - Karte GRAFIK 1441-15, 88 x 116 mm
Nach Bezirken gibt es doch deutliche Unterschiede. Einkommensstarke bzw. Innergürtel-Bezirke führen das Ranking an: In Hietzing fühlen sich die Wiener am sichersten, gefolgt von Währing, Wieden, Neubau und Mariahilf. Im hinteren Bereich liegen vorrangig die ehemals klassischen Arbeiterbezirke - also Floridsdorf, Meidling, Brigittenau und Favoriten als Schlusslicht. Einzige Ausnahme: Am vorletzten Platz der Rangliste ist die Innenstadt, wo sich 19,2 Prozent der Wiener eher oder sehr unsicher fühlen.

Wie Sicherheitsgefühl und Bildung zusammenhängen

Das Wohlbefinden variiert auch nach Bildungsgrad der Probanden, erklärte Wolfgang Tomschitz vom Unternehmen TrendCom Consulting, das mit der Umfrage beauftragt wurde. Während sich 93,3 Prozent der Hochschulabsolventen sicher fühlen, sind es bei den Pflichtschulabgängern "nur" 80.3 Prozent. Und Menschen im mittleren Alter fühlen sich sicherer als junge und ältere Personen.

Wovor sich Wiener fürchten

Handlungsbedarf gibt es bei sogenannten Angsträumen. Denn mehr als die Hälfte der Befragten - mehr Frauen als Männer - gab an, sich in schlecht beleuchteten Bereichen nicht wohl zu fühlen. Nicht ganz so hoch, aber trotzdem markant, ist das Unsicherheitsempfinden in U-Bahn-Stationen und Garagen.

Ebenfalls nicht uninteressant: Durchaus ausgeprägt dürfte trotz allem subjektiven Sicherheitsgefühl die Furcht vor Diebstählen und Eigentumsdelikten sein. 43,8 Prozent gaben hier an, sich nicht sicher zu fühlen. Etwas weniger ausgeprägt ist die Angst vor Gewalttaten oder Überfällen. 31,6 Prozent der Frauen und immerhin 26,1 Prozent der Männer haben hier Bedenken.

Landtagspräsident Kopietz: "Nachschärfen"

Sicherheitsgefühl in Wien: Favoriten Schlusslicht
ABD0029_20150327 - WIEN - ÖSTERREICH: Landtagspräsident Harry Kopietz (SPÖ) während der Sitzung im Wiener Landtag am Freitag, 27. März 2015, im Rathaus. - FOTO: APA/HERBERT PFARRHOFER
Für Landtagspräsident Kopietz sind die Zahlen "eine wichtige Unterlage für die Politik, nachzuschärfen" - etwa in Sachen bessere Beleuchtung von Angsträumen. Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl zeigte sich von den positiven Resultaten durchaus überrascht. Denn trotz sinkender Kriminalstatistik werde die Exekutive vermehrt mit Klagen konfrontiert, dass in so viele Wohnungen eingebrochen werde oder so viele Autos aufgebrochen würden. "Wir werden uns jetzt auf die Detailergebnisse stürzen", so Pürstl. Anschauen will man sich etwa die Stationen entlang der U6, wo es im U-Bahn-Bereich die meisten Beschwerden hinsichtlich Drogenproblematik gebe.

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