Obdachlose führen durch Sozialeinrichtungen

Herbert begrüßt die Teilnehmer der Shades Tour durch Wien.
Ein Start-up will Vorurteile gegenüber Wohnungslosen abbauen und sie fit für den Arbeitsmarkt machen.

Herbert hat nicht geglaubt, dass ihm das einmal passieren wird. Trotzdem war der 38-Jährige plötzlich obdachlos. Seit Kurzem führt er Interessierte durch Wiener Obdachlosen-Einrichtungen. "Shades Tours" heißen diese Führungen und haben rein gar nichts mit der Sado-Maso-Romanze "Fifty Shades of Grey" zu tun.

Vielmehr sollen die Führungen Vorurteile gegenüber Wohnungslosen abbauen und diese fit für den (Wieder)Einstieg in den Arbeitsmarkt machten. Gegründet wurde das soziale Start-up von Perrine Schober: "Die Führungen sind ein Zwischenschritt, der von zukünftigen Arbeitgebern als Referenz für Zuverlässigkeit und Arbeitsbereitschaft verwendet werden", sagt Schober.

"Stigmata abbauen"

Zweieinhalb Stunden dauert eine Führung durch die Wiener Obdachlosen-Einrichtungen. Besichtigt werden unter anderem die Gruft, die Wiener Tafel, der Vinzi Port und das Internet-Café "Zwischenschritt". Allerdings nicht zu den Öffnungszeiten der jeweiligen Einrichtungen, denn Schober will die Privatsphäre der Wohnungslosen in den Einrichtungen gewahrt wissen. Auch die Guides müssen ihre eigenen Geschichten nicht preisgeben: "Es geht um Aufklärung gegenüber Obdachlosen und darum, Stigmata abzubauen", sagt Schober. Die Wohnungslosen, sagt sie, sollen an ihrem Arbeitsplatz nicht "an die schlimmste Zeit" zurückdenken müssen. Neben den Führungen werden auch ein "After-Work-Kochen", ein "Social Active Day" sowie verschiedene Workshops zum Thema angeboten.

INFO: www.shades-tours.com

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