„Eine gemütliche Linie“, sind sich die in Kledering anlandenden Buschauffeure einig. In der Früh fahren Pendler mit ihnen zum Zug, am Abend fahren sie wieder heim oder auch zu den nahe gelegenen Gastronomiebetrieben.
Zwischendurch ereignet sich hier wenig Dramatisches.
An einem frühen Montagnachmittag, noch dazu bei Starkregen, kann es vorkommen, dass der 70A „leer“, also ganz ohne Fahrgäste, in Kledering stehen bleibt. Nach fünf Minuten endet die „Stehzeit“ für die Busfahrer.Ein piepsendes Signal mahnt sie zur Abfahrt. Sie starten ihr Dienstfahrzeug, fahren dann behutsam los. Und es kommt vor, dass hier danach eine Stunde lang, bis zur Ankunft des nächsten Busses, kein Mensch vorbeischaut.
Kontemplativ in Kledering
Viel Zeit für Kontemplation oder eine kleine Erkundung. Maximal fünf Minuten reichen jedoch aus, um alle Perlen der verkehrsberuhigten Endstation zu entdecken.
Im Uhrzeigersinn wären dies: ein versperrtes Areal der Schwechater Abfallsammelzentren (geöffnet dienstags von 11 bis 18 Uhr); Sammelcontainer für Bunt- und Weißglas sowie Kleider; eine einstige Telefonzelle, in der man Bücher abgeben oder entnehmen kann; ein Park mit Spielplätzen und wenigen Sitzgelegenheiten; weiters ein Restaurant, das mit Steckerlfischen wirbt, beim Lokalaugenschein jedoch nicht geöffnet ist; ein mit viel Grünpflanzen eingerahmtes altes Wohnhaus; einige Auto- und Fahrrad-Parkplätze für Park and Ride; und nicht zuletzt der Abgang zu den Zügen der Schnellbahnlinie 60.
Der wirkt wie ein museales Relikt aus den 1970er-Jahren – die vanillecremefarbenen Fliesen und ein ebenfalls schon in die Jahre geratener Halbrundspiegel begrüßen Fahrgäste im Inneren der Unterführung. Barrierefreien Zugang gibt es nicht. Es riecht ein wenig streng. Zu den schönsten Bahnhöfen Österreichs fehlt hier noch etwas mehr Engagement der ÖBB.
Von Geisterhand gesteuert
Der Bahnsteig beeindruckt mit seiner puristischen Architektur. Immerhin erlaubt er einen freien Blick auf die Gleise des Zentralverschiebebahnhofs Kledering. Unzählige Güterzüge parken oder starten hier, ihre Waggons rollen wie von Geisterhand gesteuert von einem Gleis auf ein anderes.
Wen jetzt das Bahnreisefieber packt, der kann von Kledering mit dem dieselbetriebenen „Schienenbus“ nach Traiskirchen fahren oder mit der S-Bahn nach Bruck/Leitha, Eisenstadt, Bratislava oder ins ungarische Györ.
Überlaufen in Oberlaa
Man kann aber auch wieder den 70A zurück zum Ausgangspunkt Oberlaa nehmen. Er fährt durch die Klederinger Straße, vorbei an der empfehlenswerten lokalen Bäckerei und der Pension Sprinzl, passiert dann die Stadtgrenze und fährt weiter über die Sebastianbrücke und den Liesingbach. Der direkt neben der Brücke angesiedelte Brückenwirt sowie alle Heurigen der näheren Umgebung sind übrigens auffallend gut besucht.
Nach nur zwölf Fahrminuten bzw. elf Haltestellen ist man im urbanen Leben zurück. Menschen hasten in Oberlaa zur U-Bahn-Station, drängen sich in die U1. Es dauert nicht lange, und man wünscht sich zurück ans andere, entschleunigte Ende des 70A.
In der Serie „Endstation“ fahren wir mit Bim oder Bus bis zur jeweiligen Endstation und halten fest, was es dort zu entdecken gibt.
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