Missbrauchsprozess: Seisenbacher bekennt sich nicht schuldig

Missbrauchsprozess: Seisenbacher bekennt sich nicht schuldig
Dem ehemaligen Olympia-Gewinner und späteren Judo-Trainer wird vorgeworfen, minderjährige Mädchen missbraucht zu haben.

"Ich bin nicht schuldig." Nach drei Jahren brach Peter Seisenbacher heute im Großen Schwurgerichtssaal im Landesgericht für Strafsachen in Wien sein langes Schweigen. Bereits im Vorfeld kündigte sein Anwalt Bernhard Lehofer an: "Alles, was er zu sagen hat, wird er am Montag vor Gericht sagen."

Ex-Judoka Seisenbacher vor Gericht: "Ich bin nicht schuldig"

Im Juni 2014 wurde publik, dass gegen das einstige Sportidol ermittelt wird. Der Vorwurf: sexueller Missbrauch von unmündigen Mädchen. Eigentlich hätte der Prozess gegen den Wiener schon 2016 stattfinden sollen. Doch er tauchte unter, flüchtete in die Ukraine. Erst im vergangenen September ging Seisenbacher den Fahndern dann ins Netz. Derzeit sitzt er in Wien in U-Haft.

Die Mädchen, die Seisenbacher damals als Judo-Trainer missbraucht haben soll, sind mittlerweile junge Frauen und werden heute im Landesgericht für Strafsachen in Wien aussagen.

LIVE

Hier der gesamte Liveticker zum Seisenbacher-Prozess zum Nachlesen

  • |Markus Strohmayer

    Öffentlicher Teil des Prozesses zu Ende

    Die Befragung des ersten Zeugen ist nun zu Ende und damit auch der öffentliche Teil des Prozesses. Heute werden noch die mutmaßlichen Opfer befragt. Allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

    Fortgesetzt wird der Prozess am Montag. 

    Wir verabschieden uns damit, vielen Dank, dass Sie dabei waren.

  • |Markus Strohmayer

    Einige Bekannte von Seisenbacher unter Zuhörern

    Seisenbacher sieht sich während der Zeugenbefragung genau im Großen Schwurgerichtssaal um. Er dürfte einige Zuhörer kennen und hat auch schon ein paar gegrüßt.
  • |Markus Strohmayer

    Abweichung vom Einvernahmeprotokoll 2014

    Der Zeuge schildert das Gespräch auf der Hochzeit von Seisenbachers Hochzeit nun näher: "Er hat damals gelächelt. Ich habe das Lächeln interpretiert, als 'ja, da war was'." Er kenne "den Peter" seit 40 Jahren und könne sich absolut nicht vorstellen, dass an den Anschuldigungen etwas dran sei. Seisenbacher habe damals die Anschuldigungen auch bestritten.

    Im Einvernahmeprotokoll aus dem Jahr 2014 las sich das anders, weshalb der Richter nachhakt: "Sie wirken nicht so, dass Ihnen die Polizei etwas hinhält und Sie unterschreiben das einfach so."

    Der Zeuge sagt: "Ich habe dem damals nicht so diese Wichtigkeit beigemessen."

  • |Markus Strohmayer

    Pause zu Ende: Seisenbachers bester Freund als Zeuge

    Wir sind wieder live. Als erster Zeuge wird der beste Freund von Seisenbacher befragt. Der Mann erzählt, dass er Seisenbacher damals über die Vorwürfe informiert habe. "Ich sagte ihm damals, dass diese Anschuldigung im Raum steht. Bei der Hochzeit seiner Tochter haben wir gesprochen." Sein Freund sei sehr überrascht gewesen, aber nicht weiter auf das Thema eingegangen.
  • |Markus Strohmayer

    Fünfzehn Minuten Pause

    Die Befragung von Seisenbacher ist zu Ende.

    Sein letztes Statement: "Ich glaube, ich war ein cooler Trainer, aber kein Vater."

  • |Markus Strohmayer

    Opferanwältin am Wort

    Die Opferanwältin fragt, ob in Ferienlagern gekuschelt worden sei.

    Seisenbacher: "Im Judoclub ist nicht so die Grundstimmung, dass gekuschelt wird. Aber abseits der Matte habe ich schon versucht, den Kindern ein lockeres Ferienerlebnis zu bieten mit Schwimmbad und Spielen. Natürlich kommt es da zu Berührungen."

  • |Markus Strohmayer

    Zeuge belastet Seisenbacher

    Ein Mann, der damals als Achtjähriger bei einem Trainingslager dabei war, sagte der Polizei, er habe ein halbnacktes Mädchen gesehen und außerdem eindeutige Bewegungen unter einem Schlafsack wahrgenommen.

    Richter dazu: "Das ist der Sechste, der sich irrt?"

    Seisenbacher gibt an, dass das Verhältnis zu den Kindern so nahe war, "wie das eben notwendig war". "Ich bin ein Gegner von sinnloser Authorität. Beim Erklären von Techniken war ich sehr streng und genau. Da sind Fehler gefährlich", so der Beschuldigte weiter.

  • |Markus Strohmayer

    Seisenbacher gibt geheime Beziehung mit 16-Jähriger zu

    Dass er eine geheime Beziehung zu einer 16-jährigen hatte, gibt der ehemalige Profisportler zu. "Meine damaligen Beziehungen waren alle geheim." Er sei um die 40 Jahre alt gewesen, habe sich aber ziemlich jung gefühlt." Der Richter verweist auf Parallelen zu den Opferaussagen. Laut Seisenbacher hätten sich diese abgesprochen. "Die haben sich alle gegen Sie verschworen?", fragt Bauer. Seisenbacher: "Davon bin ich überzeugt, aber über die Hintergründe soll mein Anwalt sprechen."

  • |Markus Strohmayer

    Richter: "Jetzt haben wir schon fünf, die sich irren."

    Richter Christoph Bauer entgegnet Seisenbacher, dass sich nun nicht nur die Opfer, sondern auch dessen bester Freund irren. 

    Seisenbacher antwortet: "Es gibt Hunderte, die nichts gesehen haben."

    Richter Bauer: "Sexuelle Übergriffe finden in der Regel nicht vor großem Publikum statt."

    MISSBRAUCHSPROZESS GEGEN SEISENBACHER

    Richter Christoph Bauer

  • |Markus Strohmayer

    "Ich hätte mir einen Vater wie ihn gewünscht"

    Eines der Opfer gab in einer früheren Einvernahme an, sie hätte sich einen Vater wie Seisenbacher gewünscht. " Da hat auch der Übergriff nichts daran geändert."

    Von Richter Christoph Bauer mit dieser Aussage konfrontiert, meint Seisenbacher, dass das Mädchen bzw. die heute junge Frau sich irren müsse. 

    Der Richter zitiert nun Seisenbachers besten Freund. Diesem gegenüber soll der Olympiasieger gesagt haben, dass etwas passiert sei, allerdings im gesetzlich erlaubten Alter. 

    Seisenbacher dazu: "Er irrt sich. Ich weiß, dass er das ausgesagt hat. Damit muss ich leben."

  • |Markus Strohmayer

    Auszüge aus den Einvernahmen des Landeskriminalamts

    Seisenbacher betonte - wie auch heute vor Gericht - bereits bei einer Einvernahme durch das LKA Wien nicht schuldig zu sein. 

    Damals sagte er, aus Kostengründen ein Zimmer mit den Mädchen geteilt zu haben.

  • |Markus Strohmayer

    Erste Übergriffe sollen bei Trainingslagern passiert sein

    Laut Staatsanwältin hätten die Übergriffe immer wieder auf Trainingslagern stattgefunden. So soll das zweite Opfer massiert worden sein, bevor es zu den Übergriffen kam. Das dritte Opfer habe sich bei einem Judolager im Ausland wehren können.

    Der Richter fragt dazu: "Die Übergriffe sollen vor allem bei Trainingslagern an Wochenende oder im Sommer passiert sein. Wo haben Sie geschlafen?"

    Seisenbacher meint in Ausnahmefällen im Ausland mit Mädchen in einem Zimmer geschlafen zu haben. Aber nie gemeinsam in einem Bett. Manchmal sei er auch in der Halle eingeschlafen, wo die Kinder in Schlafsäcken übernachtet hatten.

  • |Markus Strohmayer

    "Er war nie einer, dem es an Frauen mangelt"

    Seisenbachers Anwalt Bernhard Lehofer spricht in Bezug auf die Flucht von einer Kurzschlussreaktion. Seisenbachers Sohn wäre nur wenige nach dem ursprünglichen Prozess auf die Welt gekommen.

    Über seinen Mandanten sagt er: "Er hat mit den stärksten Männern der Welt gekämpft. Er war nie einer, dem es an Frauen gemangelt hat. Er passt in keinster Weise in das Schema von jemandem, der sich an Kindern vergreift. Das passt nicht zu ihm. So einer hätte es nicht notwendig."

    Anwalt Bernhard Lehofer vertritt das Ex-Sportidol

  • |Markus Strohmayer

    Seisenbacher bekennt sich nicht schuldig

    Seisenbacher ist am Wort: "Ich bin nicht schuldig."

    Richter: "Wenn sie nicht schuldig sind, heißt das, dass drei Opfer lügen."

    Seisenbacher: "Dafür habe ich keine Erklärung. Ich habe Vermutungen. Die wird mein Anwalt darstellen."

  • |Markus Strohmayer

    Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs Unmündiger

    Die Staatsanwältin hält fest, dass zwei mutmaßliche Opfer, damals noch nicht einmal 14 Jahre alt waren. Seisenbacher wird vorgeworfen ein Autoritätsverhältnis missbraucht zu haben. 

    "Offenbar hat er ein besonderes Geschick im Umgang mit Kindern. Er war ihr Idol. Sie haben ihn sicher auch verehrt." Er sei mit Kindern stets sehr nett umgegangen und habe sich deren Vertrauen erworben. Er soll mit allen per Du gewesen, dass diese in seinem Schoß saßen, wäre nicht ungewöhnlich gewesen. "Teilweise hat er sie mit nach Hause genommen. Es waren Mädchen, die daheim Probleme hatten. In Seisenbacher haben sie einen Vaterersatz gesehen", führt die Staatsanwältin weiter aus.

    Die Übergriffe sollen 1997 begonnen. Das erste Opfer wäre damals neun Jahre alt gewesen. 

  • |Markus Strohmayer

    Details zu den Opfern

    Das Opfer, das Seisenbacher am stärksten belastet, bezeichnet sich heute als männlich. Die Opfer wurden von der Polizei nicht kontradiktorisch vernommen. Sie werden heute auf eigenen Wunsch persönlich aussagen -  Zuhörer und Medienleute werden dann den Saal aber verlassen müssen. Zu intim seien deren Aussagen. 

    Alle drei Mädchen hatten zum Zeitpunkt der Vorwürfe bei Seisenbacher Judo trainiert.

  • |Markus Strohmayer

    Flucht kein Straftatbestand

    Außergewöhnlich ist laut Staatsanwältin auch Seisenbachers Flucht bzw. dessen Nichterscheinen zur ursprünglichen Verhandlung 2016. Diese werfe kein gutes Licht auf ihn. Doch obwohl die Fluchtentscheidung taktisch nicht klug war, erfülle sie keinen Straftatbestand.

  • |Markus Strohmayer

    "Ein Angeklagter wie jeder andere"

    Kurz nach halb neun geht es offiziell los. Die Staatsanwältin betont, dass es nichts Außergewöhnliches ist, dass Opfer erst jahrelang später Anzeige erstatten. Auch, dass Opfer nach Taten mit dem mutmaßlichen Täter Kontakt halten. "Zum Teil sehr lange, sehr eng. Das ist ein Phänomen, das Außenstehende nicht verstehen." Außergewöhnlich sei am heutigen Tag etwas anderes, so die Staatsanwältin. Und zwar die Person des Angeklagten - ein zweifacher Olympiasieger. "Heute ist er aber ein Angeklagter wie jeder andere", erinnert sie die Anwesenden.

  • |Markus Strohmayer

    Peter Seisenbacher ist eingetroffen

    Er trägt einen weißen Rollkragenpullover, ein braunes Sakko und versteckt sein Gesicht nicht. Anwälte, Opferanwälte und die Staatsanwältin nehmen ebenfalls Platz. Der zuständige Richter ist Christoph Bauer.

    Seisenbachers Anwalt Bernhard Lehofer spricht vor Prozessstart nicht mit den Journalisten. Dafür steht ein Zuhörer auf und applaudiert, als der Ex-Judoker den Saal betritt. 

  • |Markus Strohmayer

    Die Tür zum Saal ist offen

    Die Medienvertreter bringen sich samt Kameras in Position. Eine Zuhörerin berichtet, sie habe sich schon vor Wochen angemeldet: "Ich bin aus Interesse hier, sowas ist ja doch ungewöhnlich." Sie ist extra aus Niederösterreich angereist.

  • |Markus Strohmayer

    Großer Andrang schon eine Stunde vor Beginn

    Die ersten Zuhörer warteten schon eine Stunde vor Prozessbeginn vor dem Großen Schwurgerichtssaal im Landesgericht für Strafsachen in Wien. Kurz vor neun Uhr reichte die Schlange vor dem Eingang in der Wickenburggasse bereits bis zu den Stiegen ins Freie.

    Neben den zahlreichen Medienvertretern werden rund 60 Gerichtskiebitze jedes Wort des Ex-Judokas verfolgen. Sie mussten sich vorab anmelden. Wer seine Platzkarte nicht bis spätestens 9 Uhr abgeholt hat, hatte Pech. Die Karten wurden weitergegeben.

  • |Markus Strohmayer

    Prozess-Start in Kürze

    Guten Morgen und herzlich willkommen zum Liveticker!

    Unsere Gerichtsreporterin Michaela Reibenwein versorgt sie ab jetzt mit allen relevanten Updates in der Causa Seisenbacher.

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