Seestadt Aspern: Vorfreude auf den neuen Stadtteil

Ulrike Schöpf gehört zu den allerersten, die noch heuer in die Seestadt Aspern übersiedeln. Sie lobt vor allem die Infrastruktur vor Ort
Im Herbst ziehen die ersten Bewohner in das größte Stadterweiterungsgebiet Wiens.

Ulrike Schöpf freut sich auf ihre "neue neue" Wohnung. Die 29-jährige Angestellte hat lang gesucht, doch in der Wiener Innenstadt erfüllte keine Wohnung alle ihre Ansprüche – "entweder die Raumaufteilung hat nicht gepasst, oder es gab keinen Balkon, oder die Miete war zu hoch, oder es gab keine U-Bahn-Anbindung." Fündig wurde Schöpf letztlich in der Donaustadt: Sie gehört zu den Allerersten, die ab Herbst die Seestadt Aspern besiedeln. Der KURIER begleitete die junge Frau beim Spaziergang durch ihre künftige Nachbarschaft, die bereits konkrete Formen annimmt.

Seestadt Aspern: Vorfreude auf den neuen Stadtteil
Besichtigung einer Wohnung in der Seestadt bei Aspern mit Michael Ludwig.
Die Kräne sind schon deutlich weniger geworden. Die Straße ist zwar noch nicht asphaltiert und Baugerüste behindern noch ein bisschen die Orientierung. Aber man trifft schon ziemlich viele Spaziergänger – junge Leute und Familien mit Kindern in erster Linie, die sich nach einem neuen Eigenheim umschauen. Ein paar gesetztere Herrschaften sind auch dabei: Gabriele und Heinz G., zum Beispiel, die gern eine Wohnung mit Balkon und Seeblick hätten.

Infrastruktur überzeugt

Frau Schöpf hat jedenfalls keine Probleme, "ihr" Haus zu finden. Bei der Gestaltung der Räume hat sie nichts dem Zufall überlassen. "Beim Boden, bei der Küche, sogar bei den Steckdosen – überall konnte ich mitreden", erzählt sie begeistert, während sie jede Ecke der 57 Quadratmeter großen Wohnung im fünften Stock fotografiert. Die Freude ist ihr ins Gesicht geschrieben.

Seestadt Aspern: Vorfreude auf den neuen Stadtteil
Besichtigung einer Wohnung in der Seestadt bei Aspern mit Michael Ludwig.
Natürlich habe es auch Gegenstimmen gegeben, als sie sich für die Seestadt entschied, erzählt sie. "Warum denn so weit weg?", soll der Papa im ersten Moment gefragt haben. Und auch im Freundeskreis könne das nicht jeder nachvollziehen.

Schöpf selbst ist sich aber sicher: "Die räumliche Distanz zur City ist kein Problem, weil ich ja alles hier hab: Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie, ein Kino, die Promenade am See – und, wenn ich doch einmal Trubel will, bin ich in 20 Minuten mit der U2 in der Stadt. Sonst hab ich meine Ruhe."

Am Anfang wohl überhaupt. Bis Ende des Jahres werden voraussichtlich erst 420 Wohnungen bezogen. Dann hat Schöpf rund 940 Nachbarn in einem komplett neuen und mit 240 Hektar vor allem riesigen Stadtteil.

Für die gesamte etappenweise Errichtung sind etwa zwei Jahrzehnte projektiert. Bis 2030 leben dann rund 20.000 Menscher hier. Vergeben oder in der Vergabe sind bereits mehr als 1500 Wohnungen. Bis zum Ende der ersten Bauphase Anfang 2016 werden es mehr als 6000 Seestädter in 3033 Wohneinheiten sein (1430 sind geförderte, 1603 Teil der Wiener Wohnbauinitiative mit besonders günstigen Darlehen).

Seestadt Aspern: Vorfreude auf den neuen Stadtteil
Besichtigung einer Wohnung in der Seestadt bei Aspern mit Michael Ludwig.
Für die Planer ist soziale Nachhaltigkeit oberstes Entwicklungsprinzip, stellt Wohnbau-Stadtrat Michael Ludwig (SPÖ) klar. "Neben der Schaffung von qualitätsvollem und kostengünstigem Wohnraum, ist es auch notwendig, das soziale Miteinander, die aktive Beteiligung der Bewohner an der Weiterentwicklung der Seestadt sowie die Identifikation mit dem neuem Wohnumfeld zu fördern."

Community

"Der Einsatz des Stadtteilmanagements ist der richtige Schritt, um statt Monostrukturen ein belebtes Viertel zu entwickeln", meint Ludwig. Besagtes Management ist bereits seit Jänner aktiv und bereitet den Einzug der ersten Bewohner vor. "Wir helfen quasi beim Bilden einer Community", erklärt Projektleiterin Wencke Hertzsch. Beim eigens eingerichteten Infopoint, nur wenige Gehminuten von der U2-Endstation entfernt, erhalten Interessierte alle relevanten Auskünfte.

Frau Schöpf findet’s gut, dass man nicht sich selbst überlassen wird. Mit ein bisschen Chaos rechnet sie am Anfang zwar – "überhaupt, wenn alle beim Einziehen gleichzeitig den Aufzug benützen wollen". Aber die Aufbruchsstimmung überwiegt.

www.aspern-seestadt.at

Vermutlich hat schon jeder Journalist bei den Baustellenführungen durch die Seestadt Aspern dieselbe Frage gestellt: Darf man in dem See baden? Bis jetzt lautete die Antwort stets: Nein.

Doch bei der Verwertungsgesellschaft wien3420 relativiert man nun. An zwei Kieselstrandstreifen soll künftig ein eingeschränkter Badebetrieb möglich sein. Wobei sich das Angebot aber nicht an die Massen richten könne und die Gewässerökologie des 5,5 Hektar großen und maximal elf Meter tiefen Grundwassersees gewahrt bleiben müsse, wie Sprecher Stefan Stiglbauer betont. Während der Bauzeit bleibe das Badeverbot aus Sicherheitsgründen aber aufrecht.

Das Angebot in der Seestadt wird darüber hinaus eine klassische Einkaufsstraße sowie drei Parks umfassen. Während im Seepark ein Skater-Bereich für Jugendliche entstehen soll, werden im Yella-Hertzka- sowie im Hannah-Arendt-Park in unmittelbarer Nähe des Bildungscampus Spielplätze für die Kleineren geschaffen.

Für Jogger und Radfahrer wird auch einiges geboten. Städtische Laufstrecken seien ebenso geplant, wie eigene Radwege sowie ein Fahrrad-Verleih für herkömmliche und eBikes, heißt es bei 3420.

Bereits jetzt bietet die Seestadt die Bühne für diverse kulturelle Zwischennutzungen – wie etwa das Kräne-"Ballett" Kranensee, das im Februar rund 19.000 Besucher nach Aspern lockte.

Am kommenden Samstag geht es wohl etwas geruhsamer zu: Von 16 bis 23 Uhr stehen unter anderem ein Fahrradflohmarkt, ein Tanzworkshop, ein Auftritt der "Seestimmen" (des künftigen Seestadt-Chors), ein Clubbing mit DJane Emily Escobar sowie Open-Air-Kino mit dem Film "Jakarta Disorder" (ab 21 Uhr) auf dem Programm.

Skipiste

Noch nicht 100-prozentig fix sei dagegen die Realisierung der Plastik-Skipiste für Kinder, stellt Stiglbauer klar. Da habe es zwar bereits Gespräche mit dem potenziellen Betreiber gegeben. "Unterschrieben ist aber noch nichts." Dasselbe gelte für das gastronomische Angebot.

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