Sechs neue Stadtviertel für Wien

Sechs neue Stadtviertel für Wien
In den weitgehend autofreien Siedlungen sollen künftig 20.000 Menschen wohnen.

Es wäre ein neues Wahrzeichen für Wien: Im Seeparkquartier in der Seestadt Aspern (Donaustadt) könnte in den nächsten Jahren ein 100 Meter hohes Hochhaus aus Holz entstehen. Es wäre europaweit das höchste Gebäude dieser Art. Erste Planungen laufen schon. "Die Bereitschaft für das Projekt ist jedenfalls groß", betont Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne).

Das Seeparkquartier ist nur eines von sechs neuen Stadtvierteln, in denen in den nächsten Jahren insgesamt 10.000 überwiegend geförderte Wohnungen für rund 20.000 Menschen entstehen sollen. Die meisten davon liegen direkt an der U2.

Fahrplan

Die Projekte werden in den nächsten Tagen der Stadtentwicklungskommission vorgestellt. Bis 2015 sollen die Widmungsverfahren abgeschlossen sein. Zwei Jahre später könnten die ersten Anlagen fertiggestellt sein.

Wie die bereits im Vorjahr vorgestellten Projekte werden auch diese neuen Stadtviertel eine starke grüne Handschrift tragen. Soll heißen: Die Autos werden weitgehend aus den Siedlungen verbannt. Sammelgaragen am Rand sollen den motorisierten Individualverkehr abfangen, die Wege zwischen den Gebäuden werden vor allem den Fußgängern und Radfahrern gehören. "Die Erfahrung zeigt: Wenn man mit dem Auto bis zum Lift fahren kann, ist das der Tod für den öffentlichen Raum", sagt Vassilakou. Dringende Fahrten bleiben aber weiterhin möglich.

Neben den Wohnungen werden in den Grätzeln aber auch Arbeitsplätze entstehen, was für eine Durchmischung sorgen soll. Auch großzügige Grünflächen sind vorgesehen. Zum Beispiel auf dem Nordbahnhof-Teilareal. Die 4000 Wohnungen, die dort entstehen werden, sind rund um einen zehn Hektar großen Park angeordnet, der öffentlich zugänglich sein wird.

Trabrennbahn

Weitere 800 Wohnungen sollen hinter den Stallungen und der Westkurve der Trabrennbahn Krieau errichtet werden. Hier wird es auch spezielle Angebote für die Studenten der benachbarten WU geben. Die Zukunft der Rennbahn sei aber jedenfalls gesichert, betont die Vizebürgermeisterin. Die zwei baufälligen Tribünen sollen renoviert werden. Ebenso ein Teil der Stallungen, für die eine neue Nutzung geplant ist. Für die Pferde werden stattdessen neue Ställe errichtet.

Der Baubeginn für das Teilgebiet rund um die Trabrennstraße ("Viertel Zwei") ist derzeit für Sommer 2015 vorgesehen, wie die Projektentwickler IC am Mittwoch in einer Pressekonferenz bekannt gaben. Noch im Frühjahr soll ein Architekturwettbewerb zur Gestaltung starten. Die Planer rechnen mit einer Fertigstellung im Jahr 2016 oder 2017.

Eine Aufwertung wird auch die derzeit noch sehr triste Muthgasse in Döbling erfahren. Neben 1000 Wohnungen sollen entlang der Gleisanlagen Frei- und Grünflächen entstehen.

Bürgermeister Michael Häupl zieht die Zügel straffer. Ab April wird die MA 69 alle Immobilien der Stadt überwachen. Bei ihr müssen künftig alle Rathaus-Abteilungen inklusive der Fonds und der ausgegliederten Unternehmen melden, wenn sie Flächen verwerten wollen oder Bedarf haben. Das gab Häupl am Dienstag bekannt.

"Bisher hat jeder gemacht, was er wollte", sagte Häupl. Das habe unter anderem dazu geführt, dass etwa der Wohnfonds und die Wirtschaftsfonds um das selbe Grundstück boten und so den Preis in die Höhe trieben. Die zentrale Koordinationsstelle soll diese Fehler vermeiden. Sie soll auch erkennen, ob eine Fläche, die verkauft oder verpachtet werden soll, nicht von einer anderen Dienststelle benötigt wird. Übergeordnet wird ihr eine neue Immobilienkommission, in der die betroffenen Stadträte sitzen. Aber: "Das letzte Wort hat wie immer der Bürgermeister", stellte Häupl klar.

Viel Arbeit

Auf das Liegenschaftsmanagement wartet viel Arbeit. Brisant ist etwa der Fall des Amtshaus in der Feldgasse 9 in der Josefstadt (der KURIER berichtete). Dieses will die Stadt gemeinsam mit einer weiteren Immobilie im 15. Bezirk an die SW1 Immobilien GmbH verkaufen. Im Gegenzug bekommt die Stadt eine Liegenschaft in der Muthgasse in Döbling, wohin die MA 34 übersiedelt werden soll. Wert der Liegenschaft laut Stadt: 3,2 Millionen Euro. Brisant an dem Deal: Die SW1 Immobilien hatte das Grundstück samt Gebäuden erst im Dezember 2012 gekauft. Preis damals: 900.000 Euro.

"Wie kann der Wert der Liegenschaft innerhalb weniger Monate um mehr als das Dreifache steigen", sagt Veronika Mickel-Göttfert, Bezirksvorsteherin in der Josefstadt: "Hier werden Millionen in den Sand gesetzt und dafür denkmalgeschützte Häuser günstig an Private verscherbelt." Stattdessen könnte man das Amtshaus für leistbare Wohnungen für junge Wiener nutzen.

Die Stadt verweist darauf, dass durch die Übersiedelung der MA 34 Platz für geförderte Wohnungen in Favoriten frei werde. Zudem habe der Verkäufer neben den 900.000 Euro auch weitere Verbindlichkeiten übernommen und "nicht unwesentlich" in die Gebäude investiert. Den heutigen Preis habe ein unabhängiger Sachverständiger errechnet. "Für uns ist der Deal unterm Strich ein Vorteil", so eine Sprecherin von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.

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