Schwule Pfadfinder verschaffen sich Gehör
Günther Marincelj ist bei den Pfadfindern Bundesbeauftragter für Guides und Späher – das ist die Gruppe der Zehn- bis 13-Jährigen. Und er ist schwul. Gemeinsam mit Philipp Pertl, Bundessprecher der Österreichischen Pfadfinder (PPÖ), hat der Meidlinger die „Rainbow Scouting Austria“ (RSA) gegründet. Die „Initiative homo/bi/transsexueller Pfadfinder und Pfadfinderinnen“.
Bei der mit rund 85.000 Mitgliedern größten Jugendorganisation Österreichs ist darüber nicht jeder erfreut.
Bis dato haben Marincelj und Pertl 15 Aktive um sich geschart – ein Drittel davon ist hetero. Ihr Logo ist eine Schwertlilie in den Farben des Regenbogens.
Die RSA sieht es als ihre Aufgabe, Unwissenheit und Vorurteile gegenüber homosexuellen Pfadfindern bzw. Gruppenleitern zu beseitigen und eine positive Atmosphäre zu schaffen. „Wir vernetzen und informieren“, erklärt Marincelj. Unter anderem auf Facebook, wo die Initiative bereits knapp 140 Unterstützer hat.
Bauchweh
Für ihre Newsletter darf die RSA die offiziellen Infokanäle der Wiener Landesgruppe benützen. Das Wort „homosexuell“ wurde in den Aussendungen bis dato allerdings nicht gern gesehen.
Unterschied zu USA
Vor wenigen Tagen sorgte die Entscheidung, dass die Boy Scouts of America bekennende Homosexuelle als Pfadfinder akzeptieren, weltweit für Schlagzeilen. Gruppenleiter dürfen Schwule in den Staaten aber auch weiterhin nicht werden.
Bei den österreichischen Pfadfindern ist das ganz anders. „Eine bestimmte sexuelle Orientierung“ sei „keine notwendige Kompetenz für die erfolgreiche Arbeit mit Jugendlichen“, heißt es in einer aktuellen Grundsatzerklärung der Bundesleitung.
Gemäß dem Versprechen: „Der Pfadfinder achtet alle Menschen und sucht sie zu verstehen“, begrüße man die RSA – diese sei aber eine Privatinitiative und in den PPÖ nicht verankert.
Ist es da nicht paradox, das Wort „homosexuell“ aus den RSA-Aussendungen zu verbannen?
Dazu meint Karl Homole, VP-Bezirksvorsteher in Währing und Präsident der Wiener Pfadfinder: „Wir sind nicht gegen Homosexualität, wir wollen das Thema aber auch nicht hochspielen. Wir haben nie Ausgrenzung praktiziert. Deshalb ist der Nutzen der RSA für mich fraglich.“
Und auf die Frage, ob er fürchtet, durch einen offensiven Umgang mit dem Thema, Mitglieder zu vergraulen: „Ich kann nicht sagen, ich hätte diese Sorge nicht. Man kann nicht ausschließen, dass es Diskussionen geben wird.“
Der neue Wiener Landesleiter Max Weigl hat mit dem Wort „homosexuell“ kein Problem – und er glaubt auch nicht, dass der Landesvorstand eines haben wird: „Es ist nichts in Stein gemeißelt.“ Mitte Juni werde im Präsidium entschieden, wie die PPÖ mit dem Thema in der Öffentlichkeit umgehen.
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