Schwedenplatz soll autofrei werden

Eine Rampe soll direkt von der Ruprechtskirche bis zur neuen Anlage führen, alle Teile des neuen Parks sollen barrierefrei erreichbar sein.
Ein Entwurf zeigt, wie der heutige Schandfleck künftig aussehen könnte. Mit Umfrage.

Ideen für die Neugestaltung des Schwedenplatzes gab es bereits viele. SP-Stadtrat Rudi Schicker wollte einst den Donaukanal mit mehreren Brücken queren, Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (VP) schlug vor, den Schwedenplatz zu untertunneln – wegen der U-Bahn jedoch nicht machbar. Ihre Stellvertreterin Daniela Ecker-Stepp (SP) präsentiert nun den ersten konkreten Entwurf für den Schwedenplatz, der auch umsetzbar ist.

Die einfache wie revolutionäre Idee: Der Franz-Josefs-Kai wird in weiten Teilen überplattet. Ähnlich der Einhausung der Donauuferautobahn in Kaisermühlen wird auf den Platten Erde aufgeschüttet, darauf entstehen dann Grünflächen. Leichte Rampen führen von allen Seiten auf den neuen Freiraum. "Wir wollen damit einen Anstoß für den Architekturwettbewerb im Herbst geben und zeigen, was möglich ist", sagt Ecker-Stepp zum KURIER.

Verkehr verschwindet

Schwedenplatz soll autofrei werden
Daniela Ecker-Stepp
Die Autos würden auf der Höhe der derzeitigen Tankstelle unter der Einhausung verschwinden und erst auf Höhe der U-Bahn-Station Schwedenplatz wieder auftauchen. An den Fahrspuren würde sich daher im Gegensatz zu anderen Vorschlägen kaum etwas ändern, sagt Ecker-Stepp: "Vier Spuren sind auf jeden Fall möglich, für die Autofahrer soll kein Nadelöhr entstehen."

Die Straßenbahn würde dann näher zur Straße verlegt werden, laut Ecker-Stepp haben die Wiener Linien Bereitschaft signalisiert. Die Tiefgarage auf dem Morzinplatz würde so bleiben, wie sie ist, Tankstelle und Busbahnhof müssten weichen: "Für die Tankstelle muss man Ersatz finden, der Busbahnhof ist aber ein Relikt aus den 1970er-Jahren."

"Weniger Imbiss-Stände, dafür mehr Sitzgelegenheiten"

An der neu geschaffenen Oberfläche können sich die Planer neben Grünflächen und Stadtmöbeln auch Freizeitanlagen wie etwa einen Beach-Volleyballplatz vorstellen. Auch ein neuer Radweg ist geplant. Am Donaukanalufer sollen zusätzliche Lokale, aber auch konsumfreie Zonen geschaffen werden. "Mir ist wichtig, dass dort hohe Qualität entsteht", sagt Ecker-Stepp. Nahe der U-Bahn-Station will die SP-Politikerin etwas ausmisten: "Weniger Imbiss-Stände, dafür mehr Sitzgelegenheiten."

Die Kosten für die reine Überplattung schätzt sie auf 12 Millionen Euro: "Dazu kommt dann noch die Oberflächengestaltung, die kostet je nach Ausführung."

Wer eine Widmung will, muss zahlen. Im Rahmen von städtebaulichen Verträgen müssen private Bauträger künftig auch für das Umfeld ihren Beitrag leisten. Das kündigte der grüne Wohnbau-Sprecher Christoph Chorherr an.

Die beiden ersten Projekte, die eine Widmung aber auch einen städtebaulichen Vertrag erhalten, sind die „Danube Flats“ auf der Donauplatte und „Triiiple“ auf dem Gelände des Hauptzollamtes. Bei beiden Projekten zeichnet der Bauträger Soravia verantwortlich. Er muss zwischen drei und vier Millionen Euro für den Ausbau einer nahe gelegenen Schule aufbringen, zusätzlich müssen auch Kindergärten und Sozialwohnungen errichtet werden. Beim Projekt „Triiiple“ wird zusätzlich die A4 überplattet und um eine Million Euro neue Rad- und Fußwege errichtet.

Insgesamt müssen die Bauträger pro Projekt knapp zehn Millionen Euro investieren; mittels Garantiebriefs für die Stadt auch rechtlich abgesichert. Weiter Verträge sollen folgen, kündigt Chorherr an: „Das ist die zukünftige Linie der Stadt.“

Sehr geehrte Damen und Herren, es ist so weit. Die hochkarätige Jury hat sich entschieden: Die Wahl fiel auf einen jahrelangen Favoriten, auf eine innerstädtische Koryphäe. Kein anderer hat diese Würdigung so verdient wie dieser stark frequentierte Verkehrsknotenpunkt. Und der Preis für den hässlichsten Platz Wiens geht an den ... Schwedenplatz!

Glückwunsch, lieber Schwedenplatz. Wir schätzen deine Nachkriegsfassaden, die Menge an Beton und Taubenkot. Und besonders schätzen wir, dass du dich sämtlichen Verschönerungsplänen so erfolgreich widersetzen konntest. Auch die Touristen-Massen haben deinem tristen Antlitz nichts anhaben können. Dazu gratulieren wir ganz herzlich.

Wer kennt nicht deinen herben Charme, deinen ganz besonderen Grind? Und wer hat sich nicht gewundert, dass du trotz deiner Lage seit Jahrzehnten so gut wie unverändert bist? Pläne gab es ja viele; schon 1946 wurde der erste Wettbewerb ausgerufen. Der Krieg hatte dich stark mitgenommen, ganze Straßenzüge vernichtet. Wieder aufgebaut hat man nichts – aus der einstigen Flaniermeile am Donaukanal wurde die mehrspurige Schnellstraße. Diese wollte Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel zuletzt untertunneln, den Platz nach Vorbild der Spanischen Treppe in Rom umbauen.

Doch diese Ideen hast du erfolgreich abgewehrt. Du wolltest nie ein architektonisches Juwel sein und bist doch für deine Bauten stadtbekannt: Das Hotel Capricorno, der schlammfarbene Gemeindebau-Koloss gegenüber, die U-Bahn-Hütten.

Nicht nur optisch eine Grausamkeit, stellst du zudem eine willkommene Herausforderung für die Geruchsnerven dar. Das Odeur von chinesischen Nudeln mischt sich mit feinstem Käsekrainer-Aroma, hinzu kommt die leichte Dosenbier-Note. Nur der berühmte, seit der Kindheit geliebte Eissalon hätte deinen Sieg gefährden können: Doch dieser hat im Winter zu, ein phänomenales Ergebnis war dir sicher. Und auch wenn die Fans vom Matzleinsdorfer Platz protestieren: So grindig wie du ist einfach keiner. Wir gratulieren!

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