„Schwarzqueren“ verboten: Wiener Linien testen neue Markierungen
Wer sich beim Westbahnhof das Überqueren der zahlreichen Kreuzungen auf Straßenniveau ersparen will, durchquert den Bereich gewohnheitsmäßig gerne unterirdisch.
Konkret: Man wählt den Weg durch die Unterführung der U-Bahn-Station Westbahnhof. Dabei nimmt man schon einmal die Abkürzung durch den Bereich vor dem Abgang zur U3 oder die Rolltreppen, die an den U6-Bahnsteigen vorbeiführen. So weit, so einfach und bequem. Vorausgesetzt, man verfügt über einen gültigen Fahrschein. Hat man diesen nicht, riskiert man in diesen Bereichen eine Strafe.
Mit anderen Worten: Die unterirdische Querung des Westbahnhofs ist erlaubt – sofern man nicht in den Bereich hinter den Ticket-Entwertern gelangt. Das war zwar immer schon so, ist aber vielen, insbesondere Touristinnen und Touristen, nicht bewusst. Darum testen die Wiener Linien derzeit eine neue Markierung der sogenannten „Ticket Zone“. Jeweils vor den Entwertersperren zu den Linien U6 und U3 wird die Zone mittels auffälliger blauer Aufkleber am Boden deutlich gekennzeichnet. Damit soll noch klarer werden, wo der öffentliche Durchgang endet und der Bereich der Wiener Linien beginnt.
Eventuelle Ausweitung
Somit gibt es für „Schwarzquerer“ im Bereich der U-Bahn-Station Westbahnhof ab sofort keine glaubhafte Ausrede mehr, nicht Bescheid gewusst zu haben.
Die Strafe beläuft sich, wie beim Schwarzfahren, auf 105 Euro – schließlich kann nicht überprüft werden, ob man nicht doch gerade ohne Ticket mit der U-Bahn gefahren ist. Bei der Aktion handelt es sich um ein Pilotprojekt. „Nach Abschluss der Pilotphase wird evaluiert, ob die Markierungen beibehalten und gegebenenfalls auch auf andere Knotenpunkte ausgeweitet werden“, heißt es seitens der Wiener Linien auf Nachfrage des KURIER. Evaluiert wird, so wird berichtet, anhand einer Befragung.
Ob die deutlichen Kennzeichnungen auch an anderen Stationen zum Einsatz kommen, die gerne von Passantinnen und Passanten gequert werden – darunter etwa die Stationen Volkstheater oder Schottenring –, ist noch offen. „Inhaltlich ändert sich nichts“, versichern die Wiener Linien. „Wer die Entwertersperren passiert, braucht ein gültiges Ticket.“ Zumindest die Fahrgäste der Wiener Linien dürften diesen Leitsatz größtenteils verinnerlicht haben.
Ehrliche Fahrgäste
Im Jahr 2024 konnten bei Ticketkontrollen von rund 3,5 Millionen Fahrgästen rund 96,6 Prozent einen gültigen Fahrschein vorweisen. Nur 3,4 Prozent hatten kein oder ein falsches Ticket. Im europäischen Vergleich liegt Wien im Spitzenfeld. Im Raum Berlin wurden vergangenes Jahr 3,3 Prozent der Fahrgäste ohne gültiges Ticket dokumentiert, in Paris waren es sogar rund acht Prozent.
Ob es sich bei den „Schwarzgehern“ im Bereich der U-Bahn-Station Westbahnhof ähnlich verhält, wird der Pilotversuch zeigen. Eines bleibt jedenfalls gleich: Ohne Ticket läuft nichts.
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