"Schönheitschirurg" in Wien auf der Anklagebank

Operation
Der angebliche Arzt soll in Wien ohne Vollnarkose und Hygienemaßnahmen operiert haben.

Im Internet präsentiert er sich als Experte in Sachen Schönheitschirurgie, der auf der halben Welt tätig ist. Ob der Herr Doktor aber überhaupt ein Arzt ist, ist fraglich. Angeblich soll er in Bratislava in eine Ärzteliste eingetragen sein. Seine ehemaligen Patienten dürften daran aber ihre Zweifel hegen. Und auch die Staatsanwaltschaft Wien glaubt das nicht – der 42-jährige Mann (vertreten durch Rechtsanwalt Herbert Eichenseder) befindet sich seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft. Am kommenden Montag wird er sich wegen des Vorwurfs der schweren Körperverletzung und des schweren gewerbsmäßigen Betrugs vor dem Gericht erklären müssen.

Infektionen

Seine Patienten schildern schauderhafte Erfahrungen. So soll er einer Frau ohne Vollnarkose die Brust aufgeschnitten und Implantate eingesetzt haben. Es kam zu einer schweren Infektion.

Einer anderen soll er in ihrer Privatwohnung die Haut an der Brust aufgeschnitten und ein geplatztes Silikonimplantat entfernt haben – ebenfalls ohne Vollnarkose. Ebenfalls mit einer nachfolgenden schweren Infektion.

Ein Mann wollte sich die Nase richten lassen. Seither leidet er an einer knöchernen Delle am Nasenrücken, einer Einengung des Nasenloches und chronischen Schmerzen. Das Atmen fällt ihm schwer, es kommt zu Blutungen und Taubheitsgefühl.

Ein Weiterer wollte sich Fett absaugen lassen. Zwar hörte er bei dem Eingriff ein Geräusch, das Fett blieb, wo es war. Der Herr Doktor dürfte nur so getan haben, als ob.

Die Operationen wurden teils in einem Schönheitszentrum in Wien, teils in Bratislava durchgeführt. Laut Staatsanwaltschaft soll der angebliche Schönheitschirurg von Anfang 2017 bis Mitte 2018 tätig gewesen sein. Wie viele Opfer es tatsächlich gibt, ist unklar. Mehr als ein Dutzend sind am Montag zur Verhandlung geladen. Sie zahlten bis zu 5000 Euro für ihre Operation.

Auch ein medizinischer Sachverständiger kommt zu Wort. Denn die Eingriffe dürften alles andere als lege artis (nach den Regeln der Kunst, Anm.) durchgeführt worden sein. Und die hygienischen Zustände sollen katastrophal gewesen sein. So soll der Herr Doktor bei den Eingriffen weder Handschuhe noch Mundschutz getragen haben. Die Betäubung der Opfer war nicht ausreichend – diese erlitten während des Eingriffs starke Schmerzen. Und die Wunden entzündeten sich häufig.

Zum Teil müssen sich die Patienten noch immer mit Nachbehandlungen herumschlagen.

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