„Schönes Wohnen“: Eigennutz statt Gemeinnützigkeit?

Mit der Übergabe der Wohnungsschlüssel wird es teuer.
Der Genossenschaftsvorstand soll in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.

Freunderlwirtschaft, unzulässige Wohnungsverkäufe, Bereicherung: Es sind schwere Vorwürfe, die gegen die gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft „Schönes Wohnen“ erhoben werden. Wie die Presse berichtete, prüfte der Revisionsverband das Geschäftsjahr 2019 und stieß hinsichtlich der Arbeit des Vorstandes auf eine Menge Ungereimtheiten.

So ist in dem Prüfbericht, der dem KURIER vorliegt, die Rede von einer „Erhöhung der Bezüge des Vorstandes“, allerdings ohne den Aufsichtsrat damit zu befassen. Ebenso wenig durfte dieser scheinbar mitreden, als der Ehemann der Obfrau einen Dienstvertrag erhielt.

„Bevor Konsequenzen gezogen werden können, braucht es Rechtssicherheit. Das muss wasserdicht sein“

von Statement aus dem Büro von Wohnbaustadrätin Kathrin Gaál (SPÖ)

Zudem soll es zu mehreren strategischen Wohnungsverkäufen gekommen sein. Die Obfrau und ihr Mann hätten Wohnungen der Genossenschaft zu Schnäppchenpreisen erworben, und auch in der Mietwohnung der Obfrau hätte es kostenintensive Sanierungen gegeben. Außerdem sei es zu Wohnungsverkäufen ohne Zustimmung der Landesregierung gekommen. Fünf Wohnungen gingen an eine GmbH, mit der die Genossenschaft zusammengearbeitet hatte. Diese seien danach mit sattem Gewinn weiterverkauft worden.

„Schönes Wohnen“ bestreitet die Vorwürfe. Jede Zusammenarbeit mit dem Revisionsprüfer wurde verweigert, der Rechtsweg beschritten. „Schönes Wohnen“ forderte seine Enthebung, blitzte damit jedoch beim Obersten Gerichtshof ab.

Derweilen lässt der Fall auch in der Wiener Stadtpolitik die Wogen hochgehen: FPÖ und Grüne fordern die Wiener Stadtregierung zum sofortigen Handeln auf, bevor ein noch größerer Schaden entstehe.

Wiener SPÖ bremst

Diese hält aber nichts von den „geforderten Schnellschüssen“, wie es aus dem Büro von Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) heißt. „Es ist ein guter Revisionsbericht, der zeigt, dass die Kontrollinstanzen funktionieren. Nun gilt es aber abzuwarten“, sagt ihr Sprecher. Bevor Konsequenzen gezogen werden, brauche es

ein entsprechendes Verfahren und Rechtssicherheit.

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