Schönbrunn wirbt verstärkt um chinesische Gäste
Mehr als eine Milliarde Chinesen benutzen bereits WeChat: Ursprünglich als Chat-Dienst erfunden, können Nutzer der App mittlerweile Fotos und Videos teilen, Lebensmittel und Taxis bestellen oder gar ihre Rechnungen bezahlen. Nun setzen auch Schloss sowie Tiergarten Schönbrunn auf WeChat – so sollen noch mehr chinesische Touristen zu den prominenten Sehenswürdigkeiten gelockt werden.
Das Schloss Schönbrunn ist mit rund vier Millionen Eintritten pro Jahr die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Österreichs. Auf Platz zwei liegt der Tiergarten Schönbrunn mit rund zwei Millionen Besuchern. Die meisten Besucher des Schlosses kommen bereits aus China, gefolgt von Gästen aus Deutschland, Südkorea und den USA.
Beim Zoo hingegen liegt der Anteil chinesischer Besucher erst bei 0,5 Prozent – hier gibt es noch Luft nach oben. Als „ältester Zoo der Welt mit imperialem Charme“ sei man sicherlich ein attraktives Ausflugsziel für chinesische Gäste, betont Zoo-Direktorin Dagmar Schratter. Immerhin leben seit 2003 auch die seltenen Großen Pandas, der Nationalstolz Chinas, im Tiergarten.
Über WeChat sollen Chinesen nun gezielt auf den Charme der Sehenswürdigkeiten aufmerksam gemacht werden. Denn Social-Media-Kanäle werden in China intensiv genutzt und tragen zur Reiseentscheidung bei.
„Chinesische Touristen haben eine große Liebe zum imperialen Wien und zur Kaiserin Elisabeth. Und sie informieren sich gerne im Vorfeld genau über ihr Ausflugziel“, beschreibt Schloss-Schönbrunn-Pressesprecherin Petra Reiner. Insofern sei es wichtig, niederschwellig Informationen anzubieten – eben auf WeChat. Geworben wird vorwiegend mit Fotos und Videos. „Man kann etwa einen virtuelle Rundgang durch das Schloss machen.“ Bezahlen könne man mit der WeChat-App in Schönbrunn vorerst noch nicht, in einer späteren Phase sei dies aber denkbar.
Auch der Zoo will seine rund 700 Tierarten auf WeChat vorstellen. Prominent präsentiert wird vor allem der Panda, und zwar vor der Kulisse des historischen Kaiserpavillons. "Immerhin gibt es viele chinesische Touristen, die auch in China noch nie einen Panda gesehen haben", erklärt Patrick Quatember, Marketingleiter im Schönbrunner Tiergarten. Zudem arbeite man daran, dass man in den kommenden Monaten bereits die Tickets über WeChat kaufen kann.
Individualreisende als Zielgruppe
Die Zielgruppe sind sogenannte „Free Independent Travellers“ – also Individualreisende. Denn das Klischee, der Chinese trete vorwiegen in Gruppen auf und bereise in drei Tagen zehn Länder, stimme so längst nicht mehr, erklärt Walter Straßer, Sprecher von Wien-Tourismus: „Das ändert sich ganz stark. Die nächste Generation reist schon lieber individuell, und da lässt man sich auf eine Destination ganz anders ein.“
Generell sei die Zahl der chinesischen Touristen in Wien in den vergangenen Jahren stark gestiegen. „Von 2009 bis 2018 ist die Zahl ihrere Nächtigungen um mehr als 500 Prozent gestiegen“, erklärt Straßer. Im Vorjahr zählte man in Wien bereits 507.000 Nächtigungen chinesischer Gäste. Zudem sind Chinesen ein zahlungskräftiges Publikum: „Sie wohnen vorwiegend in Vier- und Fünf-Stern-Hotels und legen Wert auf Markenprodukte. Im Jahr 2016 haben sie im Schnitt pro Einkauf 900 Euro ausgegeben.“
Chinesen in NÖ: Tourismus in den Kinderschuhen
Im angrenzenden Niederösterreich hingegen stecken gezielte Werbung und Angebote für chinesische Touristen noch in den Kinderschuhen, heißt es bei der Niederösterreich-Werbung. 100.000 Nächtigungen zählte man 2018 von Gästen aus Fernost, das entspreche etwa 60.000 Besuchern. Zum Vergleich: 900.000 Nächtigungen von deutschen Touristen - der größten Urlaubergruppe in NÖ - wurden im Vorjahr gezählt.
Wie in Wien setzt man auf Individualreisende - mit hoher Affinität zu Kultur, Kulinarik, Musik und Natur. Hier sei vor allem Grafenegg, das Stift Melk oder das Weltkulturerbe Wachau für chinesische Urlauber ansprechend.
Derzeit entstehe ein entsprechendes Konzept. „So wie auch andere Bundesländer mit der Österreich Werbung zusammenarbeiten, so bemüht sich auch Niederösterreich darum, den chinesischen Gast bestmöglich anzusprechen, betont Christoph Madl, Geschäftsführer der Niederösterreich-Werbung GmbH. "Wichtig wäre, dass es uns gelingt, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer zu steigern. An attraktiven Angeboten wird derzeit gefeilt."
Wachstumsmarkt ist auch der Wirtschaftstourismus. Dies sei zum einen auf die Fluglinien zurückzuführen, die am Flughafen Wien-Schwechat landen, und zum anderen aber auch auf die ausgezeichneten Universitäten, die ihren Standort in Niederösterreich haben, erklärt Madl.
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