Schmusen 2.0: Per App und Homestory zur wahren Liebe

Schmusen 2.0: Per App und Homestory zur wahren Liebe
Neuer Trend: Flirt-App „Tinder“. Und zwei Blogger wollen Wiener online verkuppeln.

Die U-Bahn kommt nicht. Nina ist gelangweilt. Sie zückt ihr Handy und blättert sich durch die Profile. Matthias, 23. Nein. Lukas, 19. Nein. Sebastian, 31. Hm, der sieht nett aus. Herz. Jetzt muss sie nur noch warten, ob Sebastian auch auf das Herz geklickt hat. Dann steht einer neuen Bekanntschaft nichts mehr im Weg.

Dating-Plattformen werden immer beliebter. Online-Dating ist längst nichts Verwerfliches mehr. Mit der App Tinder wird die Partnersuche am Handy möglich. Die unter Singles in Amerika und England bereits sehr bekannte App, findet nun auch in Österreich Verbreitung.

Eingeloggt wird über das Facebook-Profil. Unter Zugriff auf den geografischen Standort werden Single-User in einem gewissen Umkreis angezeigt. Der Benützer kann dann entscheiden, ob er die jeweilige Person ablehnen (rotes Kreuz) oder annehmen (grünes Herz) will. Geben sich zwei Personen gegenseitig ein Herz, geht ein Chat-Fenster auf.

Spielwiese

Sebastian hat bei Nina auch auf das Herz geklickt. Er ist ihr zwölftes Match. Der durchschnittliche „Tinder“-Benutzer hat etwa 40 „Matches“, einige Engagierte haben über 1000. Der 22-jährige Anton chattet mit circa zehn Mädels. Er ist überrascht, wie einfach das Kennenlernen mit dieser App ist: „Jedes Mädchen war sofort an einem realen Treffen interessiert.“ Trotzdem ist es für den Studenten eher Spielwiese als Partnerbörse.

Viel sehen, viel ausprobieren – es könnte ja noch etwas Besseres kommen. Jugendkulturforscher Philipp Ikrath hat eine Erklärung für dieses Verhalten: „Wir leben in einer Welt des Steigerungsspiels. Wir sind Getriebene; ewig auf der Suche.“ Bei Online-Plattformen ist die Wahrscheinlichkeit fündig zu werden größer. In der Disco sieht man vielleicht 30 potenzielle Partner, auf Single-Börsen sind es Tausende.

Fixzsam

Catherine Hazotte und Maximilian Mauracher sind keine Fans von „Tinder“: „Das ist eher eine Spielerei“, sagt Hazotte. Einen „guten Wurf“ lande man dort selten. Deswegen haben die beiden das Verkuppeln selbst in die Hände genommen und die kostenlose „Schmusevermittlung“ fixzsam.at ins Leben gerufen.

Seit Anfang Jänner werden Singles aus Wien porträtiert. Ziel ist es, jede Woche zwei Alleinstehende vorzustellen. Erfolge sind bis dato noch keine zu verbuchen. „So etwas braucht Zeit“, sagt Hazotte. „Wir wissen aber, dass unsere Mädels und Jungs Dates haben.“

Bei fixzsam verwalten die Singles kein eigenes Profil. Die Personenbeschreibung übernehmen Hazotte und Mauracher. „Wir fahren zu den Leuten nach Hause, machen Fotos und schauen uns in der Wohnung um“, sagt Mauracher. Bei Kaffee und Kuchen wird über persönliche Interessen und Charaktereigenschaften geplaudert. Das Ergebnis ist eine Homestory, die auf der Internet-Seite nachzulesen ist.

Durch diese Herangehensweise bekommt man einen Eindruck darüber, wie dieser Mensch lebt, seine Wohnung einrichtet und welche Vorlieben er hat. Spricht einen eher das Mädel mit dem Spice-Girls-Duschvorhang oder das mit den The-Doors-Schallplatten an?

Die Nachfrage, sich porträtieren zu lassen, ist jedenfalls groß. Auch ein Special mit 50- bis 70-Jährigen ist geplant.

www.fixzsam.at

www.gotinder.com

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