Schlechte Stimmung in Wien-Ottakring: Die alte Heimat hat geschlossen

Schlechte Stimmung in Wien-Ottakring: Die alte Heimat hat geschlossen
Für den Westbalkan wurde die höchste Reisewarnstufe 6 ausgegeben. In Wien-Ottakring bangen viele um den Besuch bei der Familie.

"Nur im absoluten Notfall" soll man derzeit in den Westbalkan reisen, machten Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) am Mittwoch eindringlich klar. Die Reisewarnung für Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Kosovo, Nord-Mazedonien und Albanien wurde auf die höchste Stufe 6 gesetzt. 

In der Ottakringer Straße - in Wien liebevoll auch Balkanmeile genannt - kam diese Warnung nicht gut an. Am Mittwochnachmittag sind die Kaffeehäuser und Bars gut besucht. Sorgen machen sich die vielen Österreicher mit Migrationshintergrund und die Menschen vom Balkan aber dennoch. Der Heimaturlaub scheint nämlich ins Wasser zu fallen.  

Hoffen und Bangen

„Ich wollte meine Familie besuchen und weiß jetzt natürlich nicht, ob das möglich ist. Die Frage ist auch, wie lange dieser Zustand so bleibt. Ich fürchte, dass auch andere Länder wieder zumachen. Das wäre schlecht, weil ich auch einen Urlaub in Kroatien geplant habe. Aber jetzt können wir nur abwarten“, sagt Luca Dramac, die aus Bosnien kommt und in der Ottakringer Straße als Kellnerin arbeitet. 

Schlechte Stimmung in Wien-Ottakring: Die alte Heimat hat geschlossen

Für Luca Dramac heißt es abwarten.

Für Luca Dramac heißt es abwarten. 

Schlechte Stimmung in Wien-Ottakring: Die alte Heimat hat geschlossen

Vasko Borsov findet es gut, dass die Reisewarnstufe erhöht wurde.

Vasko Borsov findet es gut, dass die Reisewarnstufe erhöht wurde. 

Andere Stammgäste in den Balkan-Lokalen der Ottakringer Straße finden die Erhöhung der Warnstufe gut. Die Wirtschaft dürfe nicht gefährdet werden, sagt der gebürtige Bulgare Vasko Borsov: "Ich kenne viele Leute, die in den Ländern wohnen. Und natürlich ist es schlecht, wenn sie nicht in die Heimat können. Aber ich finde die Reisewarnung trotzdem richtig. Schauen Sie zur Donauinsel, die Leute machen sich überhaupt keine Sorgen mehr. Das ist sehr  schlecht. Wir müssen schauen, dass die Wirtschaft überlebt.“

Infos haben Communities spät erreicht

Dass die Reisewarnungen in den Westbalkan bald wieder aufgehoben werden, ist eher unwahrscheinlich. Die Infektionszahlen dort steigen. Durch die Reisewarnung wolle man laut Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) verhindern, dass das Virus durch Urlaubsreisen wieder nach Österreich eingeschlappt wird. 530.000 Menschen in Österreich haben Familie und Wurzeln in den Staaten am Westbalkan. Die Information über das Virus sei bei den Communities in Österreich aber oft zeitverzögert angekommen. Das Bewusstsein für die Gefahr sei daher oftmals nicht gegeben. 

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