Katze mit nackten Beinen
Die Ausstellungsstücke sind durchaus ungewöhnlich: Etwa eine Katze, die nackte Beine hat – ein Werk von Kleidermotten. Noch schlechter erging es einer Schleiereule und einem Tukan: Von ihnen ist praktisch nur noch das Skelett übrig. Man sieht auch ein Buch, das von einem Brotkäfer durchlöchert wurde. Oder die Reste eines 1.000-Mark-Scheins, an dem sich zuvor Papierfischchen gütlich getan hatten.
„Zum Teil betreffen uns im Museum die gleichen Schädlinge, die auch Zuhause lästig sind“, erklärt Kurator Pascal Querner. Mit dem Unterschied, dass Kleidermotte, Brotkäfer, Silberfischchen und Co. in Museen ungleich schwerer zu bekämpfen sind. Sind die Quälgeister erst einmal eingezogen, können sie Präparate, Vogelbälge, Herbarien, Bücher oder Kunstobjekte schädigen oder ganz zerstören. Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, zeige man daher „Objekte, die sonst eigentlich entsorgt werden“, so Querner.
Einfrieren statt Gift
Was also gegen die Schädlinge unternehmen? Früher rückte man ihnen mit Gift zu Leibe – etwa mit Arsen oder mit dem aus Mottenkugeln bekannten Naphthalin.
Heutzutage setzen Experten auf eine Bekämpfung ohne Gift, etwa Einfrieren oder Stickstoffbegasung, sowie auf Fallen und deren regelmäßige Kontrolle. Wie Exponate vor Schädlingen geschützt werden können, demonstriert man in der Ausstellung anhand eines präparierten Fuchses aus dem Burgenland: Er wird in einer sauerstoffreduzierten Umgebung (also in einem luftdichten Zelt) aufbewahrt.
Klimawandel als Bedrohung
Doch nicht nur die Schädlingsbekämpfung hat sich im Lauf der Zeit verändert – sondern auch die Bedrohung. Und das hat nicht zuletzt mit dem Klimawandel zu tun. „Starkregen, steigende Luftfeuchtigkeit, zunehmende Trockenheit: Das sind neue Herausforderungen für den Schutz unserer Kulturgüter“, erklärt Constanze Fuhrmann, Expertin von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Viele Arten, etwa Papierfischchen oder Erdtermiten, würden sich beispielsweise durch die veränderten Bedingungen rasant verbreiten. „Eine ernsthafte Gefahr für Museen“, betont sie.
Seit drei Jahren wird daher im Rahmen eines Projekts der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am NHM untersucht, wie der Klimawandel und die Entwicklung schädlicher Insekten und Pilze zusammenhängen. Um Daten dafür zu gewinnen, wurden im gesamten Naturhistorischen Museum rund 250 Geräte zur Messung der Luftfeuchtigkeit sowie Hunderte Insektenfallen aufgestellt, und zwar vom Keller bis zum Dachgeschoß.
Was man herausgefunden hat? „Wir sehen, dass vermehrt neue Arten vorkommen. Höhere Temperaturen beschleunigen die Entwicklung der Tiere und führen dazu, dass sie mehr Nachkommen haben“, erklärt Direktorin Katrin Vohland. Auch Schimmel wachse in historischen Gebäuden verstärkt an sehr warmen Frühlingstagen oder nach Starkregenereignissen. Umso wichtiger sei daher Prävention. Die neuesten Erkenntnisse dazu werden natürlich auch in der aktuellen Ausstellung präsentiert.
Speckkäfer als Helferlein
Eines sei zur Ehrenrettung der Insekten übrigens angefügt: Nicht überall sind sie unerwünscht. Man nehme den Dornspeckkäfer: Der nagt Fleisch, Haut und Sehnen von toten Tieren ab, lässt die Knochen aber unbeschädigt zurück. Daher setzen Mitarbeiter der Tierpräparation in Museen Dornspeckkäfer als kleine Helferlein ein, um fein gesäuberte Tierskelette zu erhalten.
Vorsicht ist allerdings geboten, dass der Dornspeckkäfer nicht auf Umwege gerät – landet er in der falschen Sammlung, fügt auch er den Objekten beträchtlichen Schaden zu.
Kommentare