Salafisten-Alarm vor US-Botschaft

Salafisten-Alarm vor US-Botschaft
Radikale Muslime wollen vor der US-Vertretung in Wien demonstrieren. Die Glaubensgemeinschaft hält sich fern.

In der US-Botschaft in Wien herrscht Hochsicherheitsalarm. Im arabischen Raum brennen US-Botschaften. Zehn Menschen kamen durch den gewaltsamen Sturm der Entrüstung gegen ein abartiges Internet-Video schon ums Leben. Für Samstag hat nun auch in Wien ein radikaler Islamist eine Demo angekündigt.

Nach den Terroranschlägen des 9/11 wurde die Sicherheitstechnik der US-Botschaft in der Boltzmanngasse in Wien-Alsergrund gewaltig nachgerüstet. Zufahrtsbarrieren gegen Selbstmordattentäter und ein hoher Zaun mit modernster Überwachungstechnik machen den Komplex zur Festung. Angestellte einer Sicherheitsfirma bilden gemeinsam mit der Polizei den äußeren Sicherheitskreis. Im Inneren stehen US-Marines zur Verteidigung bereit.

Unzumutbarkeit

Samstag wird der äußere Ring auch noch durch ein Großaufgebot der Wiener Polizei verstärkt. Denn bei der Bundespolizeidirektion Wien wurde eine Demo angemeldet mit dem Titel: "Protest gegen die Unzumutbarkeit der US-Filmindustrie und den Schmähfilm gegen den Propheten Mohammed". Gemeint ist damit jenes islamfeindliche Video, das schon seit Wochen die Massen im arabischen Raum erzürnt.

Der Anmelder ist beim Verfassungsschutz kein Unbekannter. Es handelt sich um einen jungen Österreicher tunesischer Herkunft. Aufgefallen ist Abdullah F. selber schon auf YouTube als Aktivist –, aber auch bei der "Aktion Lies". Mit diesem Schlachtruf begannen radikal-islamische Salafisten in Deutschland 25 Millionen Exemplare des Koran kostenlos unter die Bevölkerung bringen. Damit kam es auch zu schweren Drohungen gegen Journalisten, die sich kritisch über die Aktion äußerten.

Ableger fand die Aktion auch in der Schweiz und Österreich. Im April positionierte sich Abdullah F. mit seinem Bücher-Stand am Viktor-Adler-Platz, und löste damit eine politische Kontroverse zwischen der FPÖ und dem Innenministerium aus. Die Polizei würde zu wenig gegen die Bücherverteiler unternehmen, kritisierten die Freiheitlichen.

Verurteilung

Die Sicherheitsbehörden rechnen am Samstag mit bis zu 700 radikalen Salafisten. Die große Mehrheit der in Wien lebenden Muslime sei dafür aber nicht zu mobilisieren, meint man beim Verfassungsschutz. Das signalisiert auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), die alle Gewaltakte weltweit in diesem Zusammenhang verurteilt. Auch von der Samstag-Demo hält sich die IGGiÖ fern. Deren Sprecher, Zekirija Sejdini, zum KURIER: "Herr F. ist bei uns unbekannt. Es gibt mit uns keinerlei Absprachen wegen der Demo. Die IGGiÖ verurteilt jede Gewalt."

Sturm auf die Botschaften

Der mutmaßliche Produzent des schlecht gemachten Films, der weltweit Menschen gegen den Westen aufbringt, ist ein vorbestrafter koptischer Christ aus den USA. Islamisten machen aber nicht diesen Mann, sondern den Westen insgesamt verantwortlich für das Machwerk.

Es begann am 11. September: Aufgebrachte Islamisten demonstrieren in Kairo vor der US-Botschaft gegen das Video und rissen die US-Flagge herunter. Es folgten Angriffe gegen US-Botschaften im libyschen Bengasi in Sanaa im Jemen. Auch in Tunesien und im Iran gingen erboste Muslime auf die Straße. Auch in Tunis wurde die US-Botschaft gestürmt. Im Sudan attackieren wütende Demonstranten die deutsche Botschaft und zünden das Gebäude an. Auch die Botschaften Großbritanniens und der USA werden angegriffen. Inzwischen gelten auch französische Botschaften als gefährdet.

Im Libanon protestieren Hunderttausende Anhänger der Schiiten-Bewegung Hisbollah. Damit waren schon zehn Todesopfer zu verbuchen. Bei einem Selbstmordanschlag in Kabul kamen noch einmal zwölf Tote dazu.

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