Rund 600 Stellungnahmen zu Heumarkt-Projekt

So würde der Bau neben dem Wiener Konzerthaus aussehen
Das Büro von Planungsstadträtin Maria Vassilakou spricht von einer vergleichsweise großen Zahl an Äußerungen zum umstrittenen Hochhausprojekt.

Im derzeit laufenden Flächenwidmungsverfahren für das Großprojekt Heumarkt sind im Wiener Rathaus rund 600 Stellungnahmen eingelangt. Das hat ein Sprecher von Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) am Montag berichtet. Es handle sich dabei um eine vergleichsweise große Zahl an Äußerungen, hieß es.

Die Stellungnahmen werden nun laufend bearbeitet. Wie hoch der Anteil der ablehnenden Beurteilungen ist, ist darum noch nicht bekannt. Bemerkungen zum Widmungsverfahren konnten bis zum 16. März abgeschickt werden. Der nächste Schritt ist die Beschäftigung des zuständigen Gemeinderatsausschusses. Danach wird sich das Plenum mit dem Flächenwidmungs- und Bebauungsplan beschäftigen.

Rote Liste

Einen konkreten Zeitplan dafür gibt es noch nicht, auch wenn die Projektbetreiber hoffen, dass dies noch vor dem Sommer erledigt wird. Parallel zu dem Verfahren läuft derzeit eine heftige Debatte um die drohende Aufnahme der City in die Rote Liste der bedrohten Kulturdenkmäler. Stein des Anstoßes ist der Bau eines Hochhauses neben dem Hotel Intercontinental. Am Areal, das auch den Wiener Eislaufverein umfasst, soll ein Turm 66 Meter in die Höhe wachsen.

Die UNESCO warnt vor dem Verlust des Welterbeprädikates, falls die Pläne wie angekündigt realisiert werden. Die verträgliche Bauhöhe wurde mit 43 Metern festgelegt. Sollte dieser Wert überschritten werden, könnte das Welterbekomitee im Juli in Krakau bereits eine Aufnahme auf die Rote Liste beschließen.

Dass die UNESCO dem Elbtal bei Dresden 2009 den Status als Weltkulturerbe aberkannt hat, hatte nach offiziellen Angaben keine Auswirkungen. Weder Wirtschaft noch Tourismus hätten darunter gelitten, heißt es. Wien könnte ein ähnlicher Entzug für das historische Zentrum drohen, sollte am sogenannten Heumarkt-Areal ein Hochhaus errichtet werden.

Vor acht Jahren war dem Dresdener Elbtal aufgrund des Baus der Waldschlösschen-Brücke der renommierte Welterbe-Titel durch die UNESCO aberkannt worden. Seitens der Stadt Dresden wird dieser Schritt als "bedauerlich" bezeichnet. "Glücklicherweise konnten wir jedoch keine direkten Auswirkungen auf den Tourismus in der Landeshauptstadt erkennen", sagt Bettina Bunge, Geschäftsführerin von Dresden Marketing, gegenüber der APA.

Im Gegenteil: "Vielmehr haben sich unsere Gästezahlen auch nach 2009 weiter kontinuierlich positiv entwickelt. Zwischen 2009 und 2014 konnten wir eine Steigerung der Gästeankünfte von knapp 40 Prozent verzeichnen. Auch die Übernachtungszahlen sind mit plus 34 Prozent während dieses Zeitraums signifikant gewachsen." Im sächsischen Wirtschaftsministerium heißt es ebenfalls, die Titelaberkennung habe sich "weder wirtschaftlich noch touristisch bemerkbar gemacht".

Dresden hatte den Titel der UNESCO verloren, weil es trotz des Einspruchs der internationalen Kulturorganisation den Bau einer Straßenbrücke über die Elbe umsetzte. Die 2013 eröffnete Verbindung würde den "Landschaftsraum des Elbbogens an seiner empfindlichsten Stelle irreversibel in zwei Hälften" teilen, lautete damals die Begründung der UNESCO. Laut Stadt Dresden war die sogenannte Waldschlösschen-Brücke dringend notwendig, um den regelmäßigen Verkehrsstaus im Osten der Stadt zu begegnen. Auch könne auf dieser Brücke die Innenstadt umfahren werden, heißt es.

In Dresden denkt man allerdings an eine Neubewerbung, nicht mehr für das Elbtal, sondern für den Stadtteil Dresden-Hellerau. Er war 1909 als erste deutsche Gartenstadt gegründet worden. "Wir sind uns sicher, dass die UNESCO-Bewerbung des Fördervereins Weltkulturerbe Hellerau e.V. die Wahrnehmung und die Weiterentwicklung dieses kulturgeschichtlich so bedeutenden Dresdner Stadtteils deutlich erhöht und den Facettenreichtum Dresdens insgesamt noch sichtbarer macht", sagt die Geschäftsführerin von Dresden Marketing, Bunge: "Wir freuen uns deshalb, dass auch der Freistaat Sachsen der neuen UNESCO-Bewerbung große Bedeutung beimisst."

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