Reindorfgasse: Ein Fest für eine außergewöhnliche Straße

Reindorfgasse: Ein Fest für eine außergewöhnliche Straße
Rudolfsheim-Fünfhaus: An diesem Wochenende verwandelt sich eine liebenswerte Gasse zum Kultur-Hotspot - und macht damit dem benachbarten Bezirk Neubau Konkurrenz.

Wer immer noch an das Märchen von Rudolfscrime glaubt, der wird bitter enttäuscht sein. Seinen einstigen Ruf des bösen und schäbigen Bezirks hat Rudolfsheim längst abgelegt – und sich zu mehr als einem Geheimtipp für Liebhaber der urbanen Kultur gemausert. Besonders gilt das für die Reindorfgasse, die an diesem Wochenende mit dem nach ihr benannten Fest gefeiert wird.

Seit Jahren ist das Reindorfgassenfest (siehe Infobox unten) ein beliebter Fixpunkt. Die heurige Ausgabe ist eine Weiterentwicklung: „Wir wollten die Straße ein bisschen verjüngen und haben deshalb die Kunst, Workshops und elektronische Musik dazugeholt. Es ist nicht mehr bloß Essen, Trinken, Livemusik – sondern ein Programm für die ganze Familie“, sagt Veranstalter Clemens Sengwein.

Reindorfgasse: Ein Fest für eine außergewöhnliche Straße

Clemens Sengwein veranstaltet das Fest in der Reindorfgasse zum zweiten Mal.

Zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt – just vor Pandemiebeginn – wurde er Obmann des Vereins „Kaufleute Reindorfgasse“. Und hauchte der unweit vom Westbahnhof gelegenen Gasse neues Leben ein. „Wir versuchen, uns zu erweitern, mehr urbanen Raum einzunehmen und für zwei Tage das Grätzl in einen Ausnahmezustand zu versetzen“, sagt Sengwein. Von der „versteckten“ Bühne im Hinterhof seines Vereins ertönen die ersten elektronischen Klänge.

Man sei hier sehr kunstbezogen und habe sehr viel Streetart: „Ich sage immer, wir wollen der 7. Bezirk des 15. werden“.

Reindorfgasse: Ein Fest für eine außergewöhnliche Straße

Kultureller Hostpot

Die Bestrebungen, sich als neuen Kultur-Hotspot zu etablieren, scheint sich herumgesprochen zu haben: „Letztes Jahr war ich sehr überrascht darüber, dass so viele Kunstinteressierte da waren. Es war überhaupt ein netter Mix an Leuten“, erinnert sich Sofie Strasser. Die Druckgrafikerin hat sich deshalb entschieden, auch heuer einen Stand zu mieten.

Künstliche Konkurrenz hat sie hier ausreichend. In einem Umkreis von nur 250 Metern findet man inzwischen zehn Kunstgalerien. Das war nicht immer so. Noch vor wenigen Jahren verirrten sich maximal Studenten wegen einer Pizzeria mit mafiösem Namen und unverschämt günstigen Preisen in die Reindorfgasse. Diese haben sich im Gegensatz zu viele anderen Dingen in Grätzl nicht geändert.

Reindorfgasse: Ein Fest für eine außergewöhnliche Straße

Katja Krüger hat #Metaware vor acht Jahren eröffnet. 

In die Kategorie „Alteingesessene“ gehört der Geschenkladen „#Metaware“, der vor acht Jahren eröffnete. „Hier in der Gegend gibt es immer etwas Neues zu entdecken. Auch hier ums Eck, beim Schwendermarkt, gibt es stets eine Bewegung“, sagt Inhaberin Katja Krüger. Zu ihren Kunden zählt sie vorwiegend Leute aus der Gegend, aber auch immer mehr aus der restlichen Stadt.

Eine Chance sieht Krüger in der Eröffnung des City-Ikea in der unmittelbaren Nachbarschaft. „Viele hier freuen sich über den Ikea. Für manche gibt es dadurch zum ersten Mal einen Grund, über den Gürtel und in den 15. Bezirk zu kommen. Vielleicht erwägt der eine oder andere, ein wenig weiterzugehen. Weit weg sind wir nicht mehr“, sagt Krüger und lobt den großen Zusammenhalt hier: „Wir ziehen in unserem Grätzl alle an einem Strang“.

Das erklärt das Motto der heurigen Auflage: „Das Dorffest für die Großstadt“ soll dafür stehen, dass man sich hier halt kennt und unterstützt.

Was zum dörflichen Charakter irgendwie gar nicht passt, sind die Klänge von den vier Bühnen. Jazz wechselt sich hier mit Elektro ab. Zu stören scheint das niemanden. Und das ist wohl gut so. Man hält hier zusammen.

Das Fest
Mehr als 20 Acts auf vier Bühnen erwarten die Besucher des Festes, das Samstagabend zu Ende geht. Der Fokus liegt wie 2020 auf Elektro-Musik. Für das leibliche Wohl ist bei zahlreichen Gastro-Ständen gesorgt. Für Kinder gibt es eine Hüpfburg, eine Workshopstation und vieles mehr. Für die Verspannten steht sogar eine Gratis-Massagestation zur Verfügung

Der KURIER ist dabei
Beim KURIER-Stand wird die Plattform mehrplatz.kurier.at, die sich an Menschen mit Migrationshintergrund richtet, vorgestellt. Für Besucherinnen und Besucher gibt es Erfrischungen, sie können in der Zeitung schmökern.  Und: Alle Interessierten haben die Möglichkeit, einen Schnupperkurs im Parcours-Laufen zu machen – jener Street-Sportart, bei der man Hindernisse im urbanen Raum spektakulär überwindet. Halbstündlich gibt es Gratis-Kurse. 

Alle Infos zum Fest gibt's hier

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