Regenbogen-Schutzwege in Wien: Mehr als nur Kosmetik
Es sind lustige, bunte Bilder, die Wiens Politiker derzeit fast wöchentlich verschicken. Zu sehen sind darauf neue Regenbogen-Schutzwege – auf denen Bezirksvorsteher und Co. meist abenteuerlich mitten auf der Straße posieren.
Allein heuer wurden in sechs Bezirken an mehreren Kreuzungen solche Zebrastreifen realisiert. Es ist ein Zeichen der Toleranz an die LGBTIQ-Community (die englische Abkürzung steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender/transsexuell, intersexuell und queer).
Aber ist das Bemalen von Schutzwegen nur Kosmetik? Oder bringt das tatsächlich etwas?
Für Sarah Hierhacker ist es eindeutig zweiteres.
Die SPÖ-Bezirksrätin aus Floridsdorf hat initiiert, dass man vor dem Amtshaus nun auf Regenbogenfarben die Straße überqueren kann.
„Für mich ist es ein Zeichen, dass der Bezirk jetzt hinter mir und meiner Lebensweise steht“, sagt sie. Noch vor wenigen Jahren sei das nicht der Fall gewesen. Als sie ihrer Frau 2012 eben im Amtshaus das Jawort gab, war die Zeremonie durch homophobe Äußerungen der Standesbeamtin zerstört worden.
Von „sozusagen einer Beziehung“ sei die Rede gewesen und dass sich das Paar „einbilde, eine Partnerschaft einzugehen“. Jetzt, durch die Zebrastreifen, wisse sie, dass sie in Wien willkommen sei.
Das sieht auch Philipp Pertl, Gründer der Rainbow Scouts innerhalb der Pfadfinderorganisation, so. Das sei zwar noch „kein Sieg über Intoleranz, aber zumindest der Start einer Diskussion“.
Kinder würden fragen, warum es da bunt ist. Dann müsse man sich zwangsläufig damit auseinandersetzen.
Umschwärmte Touristen
Abgesehen von der gesellschaftspolitischen Frage, gibt es auch einen wirtschaftlichen Aspekt: LGBTIQ-Reisende sind umschwärmte Touristen.
Das durchschnittliche Netto-Einkommen von schwulen oder lesbischen Reisenden liegt immerhin rund 20 Prozent über jenem des Durchschnittsgastes, heißt es vom Wien Tourismus.
14 bunte Straßen
In zwölf Bezirken gibt es bei 14 Straßen und Kreuzungen bunte Schutzwege. Einer davon ist rosa-blau-weiß für die Trans-Community
Zwei neue Zebrastreifen
In Hernals (Kalvarienberggasse) und Döbling (Gymnasiumsstraße) werden heuer noch Regenbogen-Schutzwege realisiert
„Die Stadt hält das Versprechen, LGBTIQ-freundlich zu sein“, sagt Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner. Das zeige sich auch bei den Zebrastreifen: „In Wien gibt’s bei solchen Bemalungen eine gute Wurschtigkeit. Aufregen tun sich nur die Grantler, die sich eben immer aufregen.“
Das schlage sich auch in den Zahlen nieder – 91,5 Prozent der LGBTIQ-Touristen attestieren Wien besondere Attraktivität.
Verkehrssicherheit
Aber wie sieht es mit der Verkehrssicherheit aus? Die bemalten Schutzwege würden tatsächlich die Sichtbarkeit verbessern, heißt es vom Kuratorium für Verkehrssicherheit.
Allerdings mit einem Haken: Die nachfolgenden Zebrastreifen könnten dann von Autofahrern leichter übersehen werden. Eine Studie über die genauen Auswirkungen gebe es aber noch nicht.
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