Verkehrsrowdy im Audi: Auf Koks mit 200 km/h durch Wien

Verkehrsrowdy im Audi: Auf Koks mit 200 km/h durch Wien
Der Raser drängte einen Polizisten ab. Ins Gefängnis muss er aber nicht.

Dass in Wien ein Lenker mit einem PS-starken Wagen durch laute Motorengeräusche auf sich aufmerksam macht, ist für die Polizei nichts Außergewöhnliches. Dementsprechend wenig dachte sich ein Beamter der Verkehrspolizei im Juli dieses Jahres, als er sich an einer Kreuzung in der Donaustadt zu Fuß einem Audi RS7 mit laut knallendem Auspuff näherte. „Ich wollt’ ihm nur sagen, dass er den Blödsinn lassen soll“, erinnert sich der Beamte an die nächtliche Kontrolle.

➤ Mehr lesen: Wochenlang Geschäftsmann erpresst: Polizei schnappt Schutzgeld-Bande

Der Fahrer in dem geliehenen 150.000-Euro-Boliden, der zuvor laut eigener Aussage „drei bis vier Nasen Koks gezogen“ hatte, bekam Panik. Obwohl die Ampel rot zeigte, stieg er aufs Gas und raste richtig Autobahn.

Sofort nahm der Verkehrspolizist die Verfolgung auf. Der flüchtige Lenker beschleunigte auf  200 km/h. „In einem Tunnel bremste er mich unvermittelt aus“, erinnert sich der Beamte. Knapp konnte er einen Zusammenstoß verhindern – vorerst.

➤ Mehr lesen: Wenn die Kryptofalle zuschnappt: 30 Milliarden Verlust seit 2017

Die Wahnsinnsfahrt führte auf die Südosttangente. Sämtliche Aufforderungen anzuhalten, ignorierte der  Straßenrowdy. Als sich der Polizist schließlich auf selber Höhe wie der Audi-Fahrer befand, drängte ihn dieser ab. „Ich wollte ausweichen, aber rechts war die Leitplanke.“ Das Polizeiauto geriet ins Schleudern und krachte gegen ein unbeteiligtes Fahrzeug.

Der Polizist erlitt Prellungen, Zerrungen und Abschürfungen, konnte aber selbstständig aussteigen. Auch die Insassen des anderen Autos, Eltern mit zwei Kindern, blieben von schweren Verletzungen verschont. Der Raser setzte seine Flucht bis Simmering fort, wo er gestoppt wurde.

„Therapie auf der A23“

Nach drei Monaten in Untersuchungshaft zeigte sich 34-Jährige am Mittwoch vor Gericht geläutert. Als  der als Zeuge geladene Verkehrspolizist den Gerichtssaal nach seiner Befragung verlassen wollte, zögerte der Angeklagte nicht: „Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen“, sagte er und streckte die Hand aus. Der Beamte nahm die Entschuldigung an.

Sie haben sich zugekokst, mit der Polizei ,Katz und Maus‘ gespielt und andere in Lebensgefahr gebracht.

von Nicole Baczak

Richterin

Strenger gab sich die beisitzende Richterin  Nicole Baczak: „Sie haben sich zugekokst, mit der Polizei Katz-und-Maus gespielt und andere in Lebensgefahr gebracht.“

Auch dafür entschuldigte sich der Mann. „Seit ich in Haft bin, bin ich ‚clean‘. Sollte ich freikommen, habe ich bereits die Zusage für einen Therapieplatz und eine neue Arbeitsstelle.“ Seinen bisherigen Job als Autohändler ist der 34-Jährige ebenso los wie auch den Führerschein. Sein Drogenproblem sei die Ursache für die waghalsige Flucht im Sommer gewesen.

➤ Mehr lesen: Dritter Einbruch in Wiener Luxusmodegeschäft in nur sechs Monaten

„Das Geschäft lief damals nicht, meine Freundin hat mich verlassen. Ich hatte viel Druck“, schilderte der Angeklagte seine damalige Situation. Falsche Bekannte hätten ihn dann zum Kokain gebracht.  Wenig überzeugt von dieser Erklärung gab sich erneut die Richterin: „Das war also so eine Art Psychotherapie auf der Tangente?“ 

➤ Mehr lesen: 139 Österreicher nach Evakuierungsflug gelandet: "Das ist der zweite Holocaust"

Am Ende wurde der Mann zu zwei Jahren Haft verurteilt. Da er geständig und bisher unbescholten war, wurde die Strafe unter Auflagen bedingt nachgesehen.

Kommentare