Radioaktiver Müll im Wiener Hafen gefunden

Der radioaktive Müll ist ein ungelöstes Problem der Atomkraft.
Rund 50 Fässer voll mit medizinischem Abfall werfen Fragen auf. Für die Bevölkerung, Umwelt und Tiere bestehe aber keine Gefahr.

Das Landeskriminalamt (LKA) Wien ist am Freitag zu Ermittlungen wegen der Lagerung von radioaktivem Müll zum Wiener Hafen ausgerückt. Die Polizei bestätigte einen Bericht der Kronen Zeitung, wonach rund 50 Fässer mit medizinischen Abfällen sichergestellt wurden.

Laut den untersuchenden Experten handelt es sich um schwach strahlendes Material, das keine Gefahr für Mensch, Tier oder Umwelt darstellt. Deshalb mussten die 30-Liter-Fässer auch nicht sofort abtransportiert werden. Noch sei laut der Landespolizeidirektion Wien nicht klar, ob sie illegal am Wiener Hafen deponiert wurden. Ermittlungen sind im Gange. 

Normalerweise wird radioaktiver Müll in Österreich im Nuclear Engineering Seibersdorf (NES) in Niederösterreich entsorgt. "Jeder radioaktive Abfall geht in Österreich nach Seibersdorf, das ist in der Allgemeinen Strahlenschutzverordnung gesetzlich geregelt", erklärt NES-Geschäftsführer Roman Beyerknecht. Ausnahmen gibt es nur für wiederverwendbares Material – das kann auch wieder an den Hersteller zurückgehen. Für eine Zwischenlagerung, wie zum Beispiel im Wiener Hafen, müsse es eine behördliche Bewilligung vom Strahlenschutz geben. Das kann  sich Beyerknecht aber kaum vorstellen: "Radioaktiver Müll in dieser Menge in einem Container –  das ist normalerweise keine ordnungsgemäße Lagerung."

Lukrativ

Woher der Müll in den Fässern kommt, ist ebenfalls Gegenstand der derzeitigen Ermittlungen. Eine unsachgemäße Entsorgung von verseuchtem medizinischem Abfall wäre ein lukratives Geschäft, denn sie ist kostspielig. "Da ich nicht weiß, was sich in den Fässern befindet, kann ich auch nicht sagen, wie teuer eine sachgemäße Entsorgung durch uns gewesen wäre. Je aufwendiger, desto teurer", sagt Beyerknecht. Die günstigste Variante wären verstrahlte Handschuhe oder Mullbinden aus einem Spital, die man verbrennen kann – das kostet  für ein Kilo 120 Euro. 

Alleine aus dem AKH Wien – dem größten Spital des Landes – wurden  2017 222 Kilo Abfall im NES entsorgt. Das NES hat den Abfall  selbst abgeholt, in anderen Fällen übernehmen das aber auch Spediteure. Auf die Frage, ob in Österreich unsachgemäße Entsorgung von radioaktivem Müll oft vorkäme, entgegnet Beyerknecht: "Nicht dass ich wüsste. Das System funktioniert sehr gut und es wird auch streng kontrolliert.“"

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