Quarantäne-Kontrolle: An vorderster Front im Corona-Kampf

Für Behörden sind die Kontrollen von Quarantänefällen ein immenser Aufwand
Sieben Mitarbeiter der Stadt Wien überprüfen täglich, ob sich Covid-19-Positive an die Quarantäne halten.

Den beiden Burschen ist die Überraschung ins Gesicht geschrieben, als sie am Mittwochnachmittag ihre Wohnungstür öffnen und plötzlich ein Mann im weißen Schutzanzug vor ihnen steht. „Quarantänekontrolle“, sagt Gerald Csefan im selben Moment. Csefan ist Mitarbeiter der Gruppe Sofortmaßnahmen der Stadt Wien. In seiner Aufmachung würde man ihn aber eher in einem Atomkraftwerk erwarten.

Tatsächlich befindet er sich in einem Wohnhaus an der Spittelauer Lände, um zu überprüfen, ob sich die Großmutter der Burschen auch tatsächlich an die behördlich angeordnete Quarantäne hält. Die Frau liegt gerade im Bett, Csefan muss also in die Wohnung, um den Ausweis der Frau zu kontrollieren, sich nach Symptomen zu erkundigen und sie zu erinnern, dass sie noch drei Tage zu Hause bleiben muss.

Entsorgung im eigenen Müllsack

Danach ist die Kontrolle auch schon wieder erledigt und die Tür der Wohnung schließt sich für die nächsten drei Tage. Denn als Vorsichtsmaßnahme und aufgrund der räumlichen Nähe wurde die gesamte Familie abgesondert. Zehn Tage Quarantäne also für fünf Personen auf begrenztem Raum.

Zurück beim Auto schält sich Csefan mithilfe eines Kollegen aus dem Schutzanzug. Handschuhe und FFP2-Maske werden sofort im eigens mitgebrachten Müllsack entsorgt. Während des Umziehens muss gefühlt eine Flasche Desinfektionsmittel herhalten. „Mit Kind und Frau geht man auf Nummer sicher“, sagt der Kontrolleur, als er den Anzug endlich abgelegt hat – bei 30 Grad kein einfaches Unterfangen.

Kaum Corona-Sünder

Die Mitarbeiter der Gruppe Sofortmaßnahmen sind die Strapazen gewöhnt. Zu siebt fahren sie täglich bis zu 20 Adressen an. Mehr als 1.800 Personen wurden bisher kontrolliert, ein Corona-Sünder wurde erwischt. „Die Infizierten wissen um den Ernst der Lage“, erklärt Walter Hillerer, Leiter des Stadtservice Wien und der Gruppe Sofortmaßnahmen.

60 seiner Mitarbeiter kümmern sich zudem gerade um das Contact-Tracing. Die Hauptaufgabe besteht darin, die Corona-Infizierten zu informieren, etwaige Kontaktpersonen zu erfragen und dann auch diese abzusondern – sofern ein enger Kontakt stattgefunden hat. Ziel ist es, Cluster frühzeitig zu identifizieren und eine weitere Ausbreitung zu unterbinden.

Explosion Preßgasse

Walter Hillerer, Leiter des Stadtservice Wien und der Gruppe Sofortmaßnahmen.

Laut Hillerer sind die meisten Betroffenen bei der Kontaktrückverfolgung kooperativ. Schwierig werde es, wenn Positive zuvor auf Feiern wie Hochzeiten waren und 100 Personen durchtelefoniert werden müssen.

Da die Infektionszahlen derzeit wieder steigen, werden aktuell 50 weitere Personen für das Contact-Tracing geschult. Besonderer Wert wird dabei auf Fremdsprachenkenntnisse gelegt, da es bei der Verständigung immer wieder Schwierigkeiten gibt. Wenn Verdachts- oder auch bestätigte Fälle nicht erreichbar sind, rücken wiederum die Kollegen der Gruppe Sofortmaßnahmen aus, um Betroffene persönlich zu informieren.

1.450 Euro Strafe

Ist eine zehntägige Quarantäne notwendig, kann es sein, dass es zu einem erneuten Besuch und der stichprobenartigen Quarantänekontrolle kommt.

„Die eine Person, die wir wiederholt nicht an ihrer Adresse antreffen konnten, haben wir schlussendlich mit der Polizei dort erwartet. Das hat geholfen“, erzählt Csefan. Die Höchststrafe von 1.450 Euro hat wohl ihr übriges getan.    Die meisten  seien aufgrund der Isolierung aber eher redselig und hätten Fragen: „Es kommt schon vor, dass wir die Menschen dann an die Maske und den Abstand erinnern müssen.“

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