Psychiatrie: Kein Platz für junge Patienten

(Symbolbild)
Die Unterbringung auf Erwachsenen-Stationen verletzt laut Gericht die Rechte von Kindern und Jugendlichen.

Wien hat ein Problem in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychiatrischen Problemen. Immer wieder kommt es vor, dass die Patienten auf Erwachsenenstationen behandelt werden, weil in den Kinder- und Jugend-Abteilungen kein Platz ist. Das ist eine Verletzung der Rechte der Patienten, wie zuletzt ein Gericht in zwei Fällen entschieden hat.

Beide wurden im Bezirksgericht Fünfhaus eingebracht. Im ersten Fall geht es um eine heute 15-Jährige, die im Juni des Vorjahres nach einer schweren depressiven Episode und der Einnahme einer hohen Medikamentendosis von der Rettung in die 3. psychiatrische Abteilung des Otto-Wagner-Spitals (OWS) gebracht wurde. Denn weder an der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik noch an jener im Neurologischen Zentrum Rosenhügel war ein Bett frei.

Ähnlich gelagert ist der zweite Fall: Eine 16-Jährige mit Persönlichkeitsstörung und einer schweren depressiven Episode suchte im Oktober 2015 die Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uniklinik auf. Mangels eines freien Bettes an dieser Abteilung sowie am Rosenhügel gelangte auch sie letztlich ins OWS. Besonders tragisch: Die Patientin verließ heimlich das Spital und beging Selbstmord.

In beiden Fällen fällte das Gericht den Beschluss, dass das Recht der Patienten auf Behandlung an einer auf Kinder- und Jugendpsychiatrie spezialisierten Abteilung sowie auf Behandlung durch spezielles Fachpersonal verletzt wurde. Moniert wurde in einem Beschluss auch die fehlende von Erwachsenen getrennte Unterbringung.

Keine Einzelfälle: In den vergangenen Monaten waren mindestens fünf weitere Minderjährige im OWS untergebracht. Das geht aus internen Meldungen hervor, die dem KURIER vorliegen.

Behandlungspflicht

"Bei Engpässen in den Kinder- und Jugendpsychiatrien sind wir in Akutsituationen verpflichtet, die Minderjährigen zu versorgen", heißt es im Krankenanstaltenverbund (KAV). In diesen Fällen werde aber immer zusätzlich die Expertise eines Kinder- und Jugendpsychiaters eingeholt. Zudem verweist man auf die Aufstockung des Angebots: 2010 kamen etwa am Rosenhügel zu den 18 Betten zehn dazu, im Krankenhaus Nord werden es 30 weitere sein. Erschwerend komme allerdings hinzu, dass dieses Fach generell bei angehenden Ärzten auf wenig Interesse stoße, heißt es im KAV.

Psychiatrie: Kein Platz für junge Patienten
ABD0059_20151113 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA0264 VOM 13.11.2015 - Stefan Gara (NEOS-Bereichssprecher Stadtentwicklung, Wohnbau, Klimaschutz und Gesundheit) am Freitag, 13. November 2015, im Rahmen einer Pressekonferenz anl. einer Klubklausur in den neuen Arbeitsräumlichkeiten Wien. - FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT
"Es ist gut, dass die Stadt das Problem erkannt hat", sagt Neos-Gesundheitssprecher Stefan Gara. "Ob die angekündigten zusätzlichen Plätze ausreichen, ist aber fraglich – wenn man sich ansieht, wie stark gerade die Zahl dieser Erkrankungen zunimmt."

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