Prüfberichte: Millionenverluste bei Unternehmen der Wien Holding

Bei der Finanzierung der Halle F verspekulierte sich die Stadthalle um 8 Millionen
Mehrere stadtnahe Betriebe verloren große Summen durch fragwürdige Finanzgeschäfte.

Bei ihren Finanzgeschäften hatten die Wien Holding und ihre Töchter nicht immer ein glückliches Händchen. Das geht aus mehreren Berichten des Stadtrechnungshofs hervor, die am Freitag veröffentlicht wurden.

So muss die Wien Holding selbst fast sechs Millionen Euro in Folge einer Anleihebegebung zahlen. Sie legte 2013 eine Anleihe um 180 Millionen Euro auf, für die sie drei Prozent Zinsen zahlt. Allerdings fielen zwischenzeitlich die Zinsen, die Holding musste also höhere Zinsen zahlen, als sie selbst bekam.

So wurden 70 Millionen Euro auf Konten gelegt, die mit nur mit 0,7 bis 1,3 Prozent verzinst wurden. 75 Millionen wurden in Fonds und Firmenanleihen investiert. Eine davon war der Fleischerzeuger Schirnhofer, der in Konkurs ging. Hier musste die Holding Rückzahlungen stunden. Aber auch sonst wurde in Unternehmen investiert, die als einzige Gläubiger nur die Wien Holding hatten. "Es stellt sich schon die Frage, warum die Holding in Unternehmen investiert, in die sonst keiner mehr investieren wollte", sagt Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger.

Stadthalle spekulierte

Auf hochspekulative Derivatgeschäfte ließ sich die Wiener Stadthalle, eine Tochter der Wien Holding, ein. Ursprünglich zur Absicherung von Zinsaufwendungen aus einem Leasinggeschäft für die Errichtung der Halle F gedacht, entwickelten sich die Geschäfte mit Franken und türkischen Lira zum Debakel. Acht Millionen Euro Verlust stehen hier seit 2011 zu Buche. "Seit dem Stadtrechnungshof-Bericht 2011 ist die Wiener Stadthalle geordnet ausgestiegen", sagt ein Sprecher. Hätte man das nicht getan, würden die Verluste heute elf Millionen Euro betragen. Allerdings gibt es noch ein Finanzprodukt, das bis 2042 läuft.

In der WSE-Firmengruppe (Wiener Standortentwicklung), die als Holding-Tochter in Wien Großprojekte entwickelt, wurden insgesamt sogar 32 Millionen Euro Minus gemacht. Vier Millionen davon hat die WSE selbst verursacht, den Rest ihre Tochterfirmen. So erwirtschaftete die Wiener Messe Besitz GmbH von 2010 bis 2014 ein Minus von 17 Millionen, die Immobilienentwicklung St. Marx GmbH knapp neun Millionen Euro.

Die Messe habe eine hohe Leasingrate, die aber durch die Stadt ausgeglichen werde, erklärt die zuständige Holding-Geschäftsführerin Sigrid Oblak. Man müsse aber auch den "wirtschaftspolitischen Impuls" der Messe und deren Umwegrentabilität sehen. Langfristig werde sich die Messe positiv entwickeln, wenn der Leasingvertrag auslaufe.

In St. Marx habe die Absage des ORF dazu geführt, dass man das Projekt komplett neu planen musste. "Eine Entwicklungsgesellschaft muss immer erst investieren, bevor Einnahmen kommen", begründet Oblak.

Hickhack

Die Opposition schießt sich nun auf Finanzstadträtin Renate Brauner (SP) ein. "Wien wirft wieder einmal das Geld zum Fenster hinaus ", kritisiert ÖVP-Chef Gernot Blümel. "Laufend gibt es neue Skandale, die unter ihrer Amtszeit zustande gekommen sind. Für diese Misswirtschaft müssen die Steuerzahlenden blechen", zeigt sich Neos-Wien-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger verärgert.

Schützenhilfe für Brauner kommt von ihrem Klubchef Christian Oxonitsch, der plumpes Bashing sieht: "Schon in der Vergangenheit hat die Optimierung der Konzernstruktur zu Effizienzsteigerungen geführt. Hier von Misswirtschaft zu sprechen, entspricht nicht den Fakten."

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