Prozess: Sollte Immo-Makler entführt und gefoltert werden?

Prozess: Sollte Immo-Makler entführt und gefoltert werden?
Das Opfer sollte angeblich in einem Baucontainer eingesperrt und erpresst werden. Doch die Zeugen verwickeln sich in Widersprüche. Freispruch im Zweifel.

Zusammenfassung

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  • Ein bekannter Immobilienmakler in Wien sollte entführt und gefoltert werden, um 1,5 Millionen Euro zu erpressen.
  • Der Angeklagte, ein mehrfach vorbestrafter Bauunternehmer mit Groll gegen das Opfer, bestreitet die Vorwürfe, obwohl drei Männer seine Pläne bestätigen.
  • Am Ende ist die Suppe für das Gericht zu dünn. Freispruch im Zweifel.

Ein erfolgreicher und bekannter Wiener Immobilienmakler soll entführt werden. In einem Baucontainer soll er versteckt und gefoltert werden. 1,5 Millionen Euro will man so erpressen. So lautet die Anklage am Dienstag im Landesgericht für Strafsachen in Wien.

Die Geschichte ist "außergewöhnlich, wild". Diese Worte nimmt auch die Staatsanwältin in den Mund. 

Mit Benzin übergossen

Der Angeklagte: Ein mehrfach vorbestrafter Bauunternehmer mit großem Groll gegen das spätere angebliche Opfer. Schon einmal wurde der 45-Jährige mit Wurzeln im Iran verurteilt, weil er in das Büro des Immo-Maklers stürmte, dort Einrichtungsgegenstände und sich selbst mit Benzin übergoss und drohte, sich anzuzünden.

Später zeigte er den Immo-Makler (vertreten von Anwalt Mirsad Musliu) wegen angeblicher Geldwäsche an - doch die Ermittlungen wurden eingestellt. "Haben Sie sich deshalb ungerecht behandelt gefühlt?", fragt Anwalt Musliu. "Nein!", sagt der Angeklagte. Er bestreitet, dem Immo-Mogul etwas antun zu wollen.

Doch gleich drei Männer erzählen eine ähnliche Geschichte. Alle drei soll der Angeklagte versucht haben, für seine Pläne zu gewinnen und die Entführung durchzuführen. "Wenn ihr das nicht selber machen wollt, könnt ihr auch zwei Rumänen anheuern. Die können auch eine Waffe mit Schalldämpfer besorgen", soll er ihnen angeboten haben. Denn spätestens, wenn man dem Immo-Makler in die Beine schießt, würde der zahlen. "Er ist ein Angsthase".

Einschusslöcher

Es soll sogar Schusstests im Haus des Angeklagten gegeben haben. "Das sind keine Einschusslöcher", sagt sein Anwalt. "Das ist von den Dübeln."

Die Männer jedenfalls - sie stammen ebenfalls aus der Baubranche - erstatteten unabhängig voneinander Anzeige.

Grund für all das? Schulden des Angeklagten, ist die Staatsanwältin überzeugt. "So ist das nicht!", bestreitet der Angeklagte. "Die haben mir Geld geschuldet." Man habe auf die Zahlung eines prominenten Kunden gewartet - es handelt sich um den Vater eines Spitzenkickers - für den man gerade ein Haus gebaut hatte. 

"Warum sollte ich mein Leben kaputt machen?"

"Die Vorwürfe sind eine große Lüge", echauffiert sich der Angeklagte. "Ich habe eine Familie. Warum soll ich mein Leben kaputt machen?"

Doch auch die Ex-Frau (auch sie hat er schon bedroht, deshalb sitzt er aktuell eine Haftstrafe ab) und das gemeinsame Kind kommen in der Anklageschrift vor. Auch sie soll der Mann laut Anklage entführen lassen haben wollen. Auch sie sollten in den Baucontainer gesperrt werden. Ebenso wie einen Galeristen aus der Wiener Innenstadt. 

"Warum tun sich drei Leute zusammen und hecken eine derart große Verschwörung aus?", versucht der Richter zu ergründen.

Doch die Zeugen verwickeln sich bei ihrer Befragung in Widersprüche. Und schließlich zieht auch der psychiatrische Sachverständige, Peter Hofmann, sein Gutachten zurück. Ursprünglich hatte er eine wahnhafte Störung festgestellt.

Dienstag Nachmittag kommt das Schöffengericht zum Urteil: Freispruch im Zweifel. Rechtskräftig.

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