Österreicherin im Niger entführt: Weiterhin keine Spur

Eva Gretzmacher kam vor mehr als zwei Jahrzehnten nach Agadez.
Laut KURIER-Informationen handelt es sich um die in Niger lebende 73-jährige Eva Gretzmacher.

Nach wie vor gibt es keine Spur von der im Niger entführten Österreicherin und keinen Anhaltspunkt, wer sie verschleppt haben könnte.

So hieß es am Montag aus Kreisen der Familie in einem Telefongespräch mit der APA. "Die Ruhe ist ein bisschen erschreckend", sagte das Familienmitglied, das nicht namentlich genannt werden will. Den Hergang der Entführung beschrieb es als "dilettantisch", er deute nicht darauf hin, dass "Super-Salafisten eingefallen sind".

Das lasse einerseits hoffen, dass es sich nicht um islamistischen Terrorristen handelt. Andererseits sei dadurch zu befürchten, dass die Entführer unbedacht handeln könnten.

Dass die fünf Männer Turbane trugen und Haussa sprachen, sei nicht weiter auffällig und lasse keine Rückschlüsse zu. "Vieles ist Spekulation, wir wissen null", hieß es gegenüber der APA aus der Familie.

Laut KURIER-internen Informationen handelt es sich um die 73-jährige Eva Gretzmacher, die seit 30 Jahren als private Entwicklungshelferin tätig ist. 

Den Informationen der Familie zufolge waren es fünf großgewachsene, circa 30 Jahre alte Männer, die sich Zutritt zum Haus seiner 73-jährigen Mutter in Agadez verschafften. Dabei sei es zu einer Rangelei mit dem Wachmann des Hauses gekommen. Dabei löste sich ein Schuss aus einer Pistole, die die Entführer bei sich hatten. Der Schuss habe angeblich einen Kidnapper am Bein verletzt.

Die Wienerin wurde dann ohne größere Gewaltanwendung in ein Auto gezwungen und weggebracht.Die Entführung habe "nicht sehr professionell" gewirkt. "Wir wissen auch nicht, ob die Kidnapper wissen, wen sie entführt haben."

Die 73-Jährige ist seit 1996 mit dem von ihr gegründeten privaten Kulturverein Amanay im Niger aktiv und in Agadez am Rande der Sahara sehr gut vernetzt, auch mit den Behörden. Nach Angaben auf Facebook engagiert sie sich für die Bildung junger Menschen, etwa in Bereichen wie Musik, Gesundheit, Ökologie oder Handwerklichem wie der Schneiderei.

2010 baute sei dafür ein eigenes Kompetenzzentrum. Ihr gehe es um die Begegnung zwischen Kulturen, Religionen und Menschen, so das Familienmitglied. Sie sei sehr beliebt in der Region: "Alle sind betroffen.“ Die Frau hält sich jedes Jahr von September bis April im Land auf.

Wienerin unterstützte Initiativen

Laut nigrischen Medienberichten ereignete sich die Entführung am Samstagabend. Lokalen Quellen zufolge waren die unbekannten Entführer in einem Toyota-V6 unterwegs, als sie die Frau gegen 19 Uhr kidnappten. Die Wienerin sei in der größten Stadt im Norden des Landes sehr bekannt und beliebt, weil sie sich für die Gemüsebauern und Bildung junger Menschen engagiere, indem sie Initiativen in den Bereichen Musik und Schneiderei unterstütze.

Gruppen stehen mit Al-Qaida und Islamischem Staat (IS) in Verbindung

Der Niger kämpft wie seine Nachbarländer Mali und Burkina Faso gegen Gruppen, die mit den Terrororganisationen Al-Qaida und dem Islamischen Staat (IS) in Verbindung stehen. Die Kämpfe haben in den vergangenen zehn Jahren in der zentralen Sahelzone Westafrikas Tausende Menschen getötet und Millionen vertrieben.

Es ist nicht das erste Mal, dass ausländische Staatsbürger in dieser Region entführt werden. Im September 2010 wurden Franzosen, die für einen französischen Atomkonzern arbeiteten, der im Niger Uran abbaut, verschleppt. Damals bekannte sich die "Al-Kaida im islamischen Maghreb" (AQMI) zu der Tat. Es gab laut nigrischen Quellen auch Lösegeldforderungen.

Eine Welle der Solidarität sei nach der Nachricht von der Entführung durch die Presse und die Bevölkerung gegangen. Es seien viele potenzielle Zeugen von der Gendarmerie befragt worden. Man setze jetzt auf Hinweise, mit denen die Täter, ihr Aufenthaltsort und ihre Motive ermittelt werden könnten. Den Tätern so auf die Spur gekommen, könnten dann etwa Verhandlungen über eine Freilassung begonnen werden, hofft die Familie.

Krisensitzung am Montag

"Ich weiß, dass alles unternommen wird, um an diese Informationen zu kommen“, gab sich das Familienmitglied, das mit den Verhältnissen an Ort und Stelle selbst vertraut ist, zuversichtlich. Ohne Hinweise "die Wüste zu durchkämmen macht die Sache aber schwierig".

Vom österreichischen Außenministerium und von der Botschaft in Algier fühle man sich "sehr gut betreut", der Austausch funktioniere reibungslos. Am Montagnachmittag wird im Außenamt in Wien eine weitere Krisensitzung in dem Fall abgehalten.

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