Prozess: Steckt Mafia hinter zersägter Leiche im Marchfeldkanal?
Um eine Facette reicher ist jener rätselhafte Mordfall, bei dem vergangenen November eine zerstückelte Leiche im Marchfeldkanal versenkt wurde. „Ein Angler fing nicht den großen Fisch, sondern einen menschlichen Fuß“, eröffnete Staatsanwalt Bernhard Löw am Dienstag die Verhandlung am Wiener Straflandesgericht. Angeklagt ist ein 39-jähriger Iraner. Ihm wird vorgeworfen, seinen Geschäftspartner, einen 45-jährigen Landsmann, mit einem Hammer erschlagen, diesen in einer Badewanne zerstückelt, und die Leichenteile in der Schwarzen Lacke, ein Gewässer im Norden Wiens, entsorgt zu haben.
Den schaurigen Fund machte der Angler erst Monate nach der Tat, Mitte Jänner dieses Jahres. Die Polizei fischte in Folge 21 weitere Körperteile aus dem Wasser – wobei sich laut Gutachten noch etliche Leichenstücke in dem Gewässer befinden könnten. Zwei Wochen nachdem die Polizeitaucher ihre Arbeit beendet hatten, wurde der heute 39-Jährige festgenommen. Dieser zeigte sich ursprünglich geständig, brachte nun vor Gericht aber die albanische Mafia ins Spiel. Die habe ihn zu der Tat gedrängt. „Ich hatte Angst, dass sie auch mir was antun“, verantwortete sich der Mann. „Meinem Mandanten wurden Anweisungen gegeben“, erklärte dessen Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger.
Essens- und Drogenlieferant
Dass die befreundeten Iraner überhaupt mit der Mafia in Kontakt kamen, soll sich über deren Job als Essenszusteller ergeben haben. Jemand sei dabei mit einem lukrativen Angebot auf sie zugekommen und habe gefragt, ob sie auch „andere Bestellungen“ ausliefern würden. Dabei handelte es sich offenbar um Drogen und Falschgeld. An dieser Stelle veränderten sich die Versionen des Angeklagten gleich mehrfach, wie die Richterin am Dienstag feststellte.
Laut Anklage kam es zu der Tötung des 45-Jährigen, weil dieser dem 39-Jährigen für die Gründung einer gemeinsamen Transportfirma 17.000 Euro überwiesen hatte. Als der das Geld nicht wie vereinbart investierte, soll sich die tödliche Auseinandersetzung ereignet haben.
Mehr als ein Jahr nach der Tat schilderte der unter Mordverdacht stehende Iraner das allerdings ganz anders. Demnach wollten sich die Männer als Drogen- und Falschgeldkuriere selbstständig machen, der 45-Jährige habe dann aber „Probleme verursacht“ und Ware unterschlagen.
An dieser Stelle fällt erstmals der Name „Mike“. Der albanische Mafioso sei es gewesen, der dem Opfer in dessen Wohnung die Nase brach und dem Angeklagten anschaffte, den Hammer, die mutmaßliche Tatwaffe, zu kaufen. Der ominöse „Mike“ habe auch den ersten von drei Hammerschlägen ausgeführt. „Dann hat er mich aufgefordert, das Gleiche zu tun. Er stirbt sowieso, meinte er“, erinnerte sich der 39-Jährige. Aus Angst sei er der Aufforderung nachgekommen.
Dann sollen weitere Mafiamitglieder aufgetaucht sein, um ihm beim Zerteilen der Leiche und dem Reinigen der Wohnung zu helfen. „Das war so gründlich, das schafft einer allein nicht“, sah Verteidiger Arbacher-Stöger ein Indiz für eine mafiöse Beteiligung. Tatsächlich konnten die belastenden Blutspuren erst in den Ritzen des Parkettbodens nachgewiesen werden.
Die zweitägige Verhandlung wird im Jänner fortgesetzt. Bei einer anklagekonformen Verurteilung droht dem bisher Unbescholtenen eine lebenslange Haftstrafe.
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