Prozess um Todesschuss in Druckerei: 15 Jahre Haft wegen Mordes

Prozess um Todesschuss in Druckerei: 15 Jahre Haft wegen Mordes
Der Beschuldigte spricht von fahrlässiger Tötung. Die emotionale Befragung der Ehefrau wurde unterbrochen.

Kurz wirkte es am Mittwoch im Wiener Landesgericht so, als würde die Zeugin zusammenbrechen. Doch unter Tränen hob die junge Frau noch einmal den Blick. 

„Überall war Blut, es war eine riesige Lacke“, brachte sie noch hervor und riss die Arme auseinander. Wenig später musste ihre Befragung unterbrochen werden.

Die Iranerin war dabei, als im Mai des Vorjahres bei einem geplatzten Geldgeschäft in einer Druckerei in Simmering ein Schuss ihren 38-jährigen Ehemann, ebenfalls Iraner, tötete. 

7.000 Euro unterschlagen?

Verantwortlich soll dafür ein 35-jähriger Landsmann sein. Dieser soll dem Paar 7.000 Euro unterschlagen haben, als der Ehemann es zurückforderte, soll der 35-Jährige ihm in die Brust geschossen haben.

Der iranische Betreiber eines Druckereigeschäfts bestreitet den Schuss nicht, behauptet allerdings, dass sich dieser gelöst habe, als er sich gegen das spätere Opfer wehrte. Die Staatsanwaltschaft geht hingegen von einem vorsätzlichen Tötungsdelikt aus.

Das Verfahren war prinzipiell von Widersprüchen geprägt. Einig waren sich der Angeklagte und die Witwe – die einzige Zeugin – nur, dass ein Geldtransfer über das sogenannte Hawala-System hätte stattfinden sollen, um Geld von Österreich in den Iran zu bringen. 

Der Geschäftsmann hätte 33.000 Euro von dem Paar erhalten sollen. Im Iran hätte dafür die Familie des Mannes dieselbe Summe an den Bruder des späteren Opfers überweisen müssen.

Unklare Spurenlage

Vereinbart wurde der Deal über Telegram, vergangenen Mai kam es schließlich zu dem Treffen in Wien, wofür das Paar extra aus Kärnten anreiste. Vor Ort stelle sich heraus, dass der 35-Jährige die Geldvermittlung im Iran offenbar nicht in die Wege geleitet hatte. Dennoch nahm er das Geld der beiden an sich.

Der 38-Jährige forderte das Geld zurück. „Vertraut ihr mir nicht?“, soll der mutmaßliche Schütze gefragt haben. „Als er das Geld retournierte, haben 7.000 Euro gefehlt“, behauptet die Witwe. Die Situation eskalierte – es kam zu dem tödlichen Durchschuss.

Nach der aufwühlenden Befragung zogen sich die Geschworenen am Nachmittag zur Beratung zurück. Um kurz vor 19 Uhr wurde schließlich das Urteil gesprochen: Der 35-jährige Iraner wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Die Entscheidung ist nicht rechtskräftig.

Die Geschworenen stimmten nach ihrer Beratung mit 6:2 Stimmen für Mord und gegen eine grob fahrlässige Tötung. Mildernd wurde die Unbescholtenheit des Mandanten gewertet. Der Witwe wurden mehr als 23.000 Euro Schmerzengeld sowie Begräbniskosten zugesprochen.

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