Kronzeugin Beinschab: „Ich war im Prinzip ein Trottel“

Beinschab (mit Anwältin li.)  schildert, wie sehr sie zu Karmasin aufsah –  und sich einspannen ließ
Ex-Mitarbeiterin belastet die frühere Ministerin im Prozess schwer. Sie ist wegen schweren Betrugs- und Wettbewerbs-Absprachen angeklagt.

Vor wenigen Jahren hätte kaum jemand etwas mit dem Namen „Sabine Beinschab“ anfangen können. Heute ist die ehemalige Meinungsforscherin eine Schlüsselfigur, wird als Kronzeugin geführt. Unter anderem im Prozess gegen ihre ehemalige Chefin, Sophie Karmasin. Die Ex-Familienministerin ist wegen Betrugs und Wettbewerbsabsprachen angeklagt.

Am Dienstag ist Beinschabs erster öffentlicher Auftritt. Anwältin Kathrin Blecha-Ehrbar begleitet sie. Die Zuhörerreihen im großen Schwurgerichtssaal im Landesgericht Wien sind bis auf den letzten Platz gefüllt. Die 39-jährige Beinschab wirkt selbstbewusst, fast heiter und ist redselig. Mehrere Stunden dauert ihre Befragung. Sie spricht ohne Schnörkel, zeichnet ein Bild von sich, das nicht nur positiv ist.

Karmasin wiederum schüttelt immer wieder den Kopf, macht sich Notizen, dreht sich zu Anwalt Norbert Wess um.

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Kronzeugin Beinschab:  „Ich war im Prinzip ein Trottel“

Die frühere Familienministerin Sophie Karmasin und ihre Anwälte Norbert Wess (R) und Co-Anwalt Philipp Wolm

Beinschab beschreibt, wie sehr sie zu Karmasin aufgesehen hat. „Ich war an der FH Wiener Neustadt und habe einen Gastvortrag von Karmasin gehört.“ Wenig später arbeitete sie für Karmasin – und stieg rasch zu ihrer rechten Hand auf. „Ich hatte eine riesengroße Leidenschaft für Marktforschung.“

Sie habe eine enge Beziehung zur Chefin gehabt. Aber sie seien nicht „beste Freundinnen“ gewesen. „Karmasin war 18 Jahre älter als ich. Wir haben nicht unsere engsten, persönlichsten Gedanken geteilt.“ Das Verhältnis war klar: Karmasin war die Chefin. Beinschab ihre Angestellte. „Sie war mein Vorbild. Und sie hat das ausgenützt.“

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Dennoch sei es ein einschneidender Tag gewesen, als Karmasin in die Politik wechselte. Auch Beinschabs Karriere im Unternehmen nahm einen krassen Bruch – sie wurde wegen Vertrauensbruchs fristlos entlassen. Doch der Familie Karmasin sei sie weiterhin verbunden gewesen. 2015 machte sie sich selbstständig – um einmal mehr mit Karmasin zusammenzuarbeiten.

69 Stunden-Beichte

69 Stunden lang sagte Beinschab bereits bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft aus. „Das war nicht immer lustig. Aber alles, was dort gesagt wurde, entspricht der Wahrheit“, betont die Kronzeugin. So etwa, dass Karmasin nach ihrer Zeit als Ministerin Ersatzzahlungen vom Staat bekam, obwohl sie selbst wieder verdiente. „Sie hat gewusst, dass das nicht geht.“

Oder, dass Karmasin sie aufforderte, Vergleichsangebote für Studien des Sportministeriums zu legen. Zum Schein. „Um sicher zu sein, dass sie den Zuschlag bekommt, wäre es super, wenn ich auch ein (schlechteres, Anm.) Angebot mache.“ Dafür habe Beinschab Subaufträge bekommen. „Verdient habe ich dabei fast nichts. Ich war im Prinzip ein Trottel.“

In der Vorwoche wurde Beinschab wegen Wettbewerbsbeschränkung auch schon vom Kartellgericht zu einer Geldbuße von 6.000 Euro verurteilt. „Das ist mehr als das, was ich dabei verdient habe.“ Dicke Luft herrscht am Dienstag zwischen Anklägern und Angeklagter. Auf die Frage, ob Karmasin BWL studiert habe und Rechnungen korrekt legen könnte, erwidert sie: „Sie haben sicher großartig recherchiert.“

Ein Urteil soll am 23. Mai fallen. Zuvor wird noch einmal die Angeklagte zu Wort kommen.

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