Privat-Residenz statt Hotel-Suite
Natalie Pollmann (26) hat eine süße Zwei-Zimmer-Wohnung in Wien-Margareten. Vom Wohnzimmer mit der grasgrünen Couch gelangt man in den kleinen Hinterhof-Garten mit der roten Garten-Garnitur. Pollmann wollte ihre Wohnung in der Song-Contest-Woche privat über AirBnB vermieten. AirBnB ist eine in den USA gegründete Online-Plattform, über die in 34.000 Städten und 190 Ländern Urlaubsunterkünfte privat vermietet werden – vom kleinen Einzelzimmer bis zum Luxus-Haus am Meer. Die Vermieter präsentieren ihre Unterkünfte samt Fotos und Konditionen auf der Website, die Mieter können direkt buchen. Allerdings nur, wenn sie sich vorher registrieren, denn sowohl Mieter als auch Vermieter dürfen einander bewerten.
Steuerfrei
In Wien sind für die Song-Contest-Woche bereits AirBnB-Unterkünfte für 3900 Gäste vergeben. "Die Auslastung liegt bei 85 Prozent", heißt es von AirBnB. Die Gäste kommen vor allem aus Deutschland, Großbritannien und den USA. Auch Australier haben laut AirBnb schon gebucht. Insgesamt werden in Wien 4100 Unterkünfte über AirBnB angeboten.
Weniger erfreut über das florierende Angebot an AirBnB-Quartieren ist man in der Hotellerie: "Man merkt, dass das Song-Contest-Publikum AirBnB-affin ist", sagt Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung und Eigentümerin des Boutique-Hotels Stadthalle. Aktuell seien nur knapp 60 Prozent der Wiener Hotels für die Zeit um den Song Contest ausgebucht. "Ich habe aber keine Angst, dass wir nicht voll werden. Viele Buchungen erfolgen erst kurzfristig", sagt Reitterer.
Sie findet AirBnB "grundsätzlich cool". Das Problem sei auch nicht die Song-Contest-Woche, sondern die Tatsache, dass die meisten AirBnB-Vermieter in Österreich keine Steuern zahlen, während sich die Hotellerie zusätzlich mit hohen Auflagen herumschlagen muss. "Das ist unfair. Ich verstehe nicht, warum der Finanzminister auf diese Einnahmen verzichtet. In Städten wie Washington oder Amsterdam wird bei AirBnB bereits eine Abgabe vom Kunden eingehoben, die dann an den jeweiligen Staat abgeführt wird", sagt Reitterer. Warum das in Österreich nicht so ist, sei nicht nachvollziehbar.
Natalie Pollman wollte ihre Wohnung für 50 Euro pro Tag vermieten. "Das wären nette 300 Euro geworden", sagt sie. Für die Zeit hätte sie bei einer Freundin genächtigt und den Gewinn geteilt. Gewagt hat sie ihr AirBnB-Experiment dann aber doch nicht: Das komplette Bad und den kompletten Kasten auszuräumen für den einmaligen Empfang eines Gastes – das sei ihr dann doch zu mühsam gewesen. "Der Aufwand war im Vergleich zum Nutzen einfach zu groß", sagt Pollmann.
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