Wiener Grünen-Chef reist zu Budapest-Pride: "Wurde mit Kreuzen beworfen"

Wenn am Samstag die heftige umkämpfte Pride in Budapest stattfindet, wird auch Peter Kraus dabei sein. Der KURIER hat mit dem Parteivorsitzenden der Wiener Grünen während dessen Zugfahrt telefoniert.
"Für mich persönlich ist es sehr wichtig, an der Pride dort teilzunehmen", sagt Kraus, der selbst offen homosexuell lebt. "Die Community in Wien und Budapest sind nicht nur räumlich eng miteinander verbunden. Wenn unsere Freunde dort angegriffen werden, helfen wir natürlich."
Pride-Verbot in Ungarn
Ungarns Regierungschef Viktor Orban hat die Pride schon vor Wochen verbieten lassen, der Budapester Bürgermeister Gergely Karácsony hat sich davon allerdings nicht beeindrucken lassen und hält an der Veranstaltung fest. Orban droht mittlerweile die Pride von der Polizei auflösen zu lassen und stellt Strafen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Aussicht.
Natürlich sei es ein mulmiges Gefühl, gibt Kraus zu, "aber das ist der Grund, warum wir das als Politiker machen müssen." Wenn Medien und Politiker anderer Länder anwesend seien, sei mit weniger Repressalien zu rechnen. "Wir müssen der Schutzschirm für die Bevölkerung sein."
Es sei zudem wichtig, sich mit aller Macht gegen Entwicklungen wie jene in Ungarn zu stellen. "Die Einschränkungen greifen um sich. Auch die FPÖ hat in Oberösterreich überlegt, die Pride verbieten zu lassen.
Vorsicht am Heimweg in Budapest
Gefährlich sei es vor allem, wenn man die Pride wieder verlässt, warnt Kraus. Es seien bereits vier Demos von rechtsextremen Gruppen angemeldet worden, so Kraus. "Es besteht also die Möglichkeit, am Heimweg angegriffen zu werden." Man solle also unbedingt Sicherheitsempfehlungen beachten und etwa nicht sichtbar eine Regenbogenfahne tragen.
Kraus hat selbst schon brenzlige Situationen erlebt. "Bei der Pride in Belgrad vor zwei Jahren bin ich mit Kreuzen beworfen worden."
In Vertretung von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wird auch Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler nach Budapest fahren. "Gerade dort, wo Freiheitsrechte eingeschränkt werden, braucht es klare Zeichen der Verbundenheit", wird sie in einer Aussendung zitiert. Ihre Teilnahme sei mehr als ein symbolischer Akt, sondern "Ausdruck aktiver Unterstützung und ein kulturpolitisches Bekenntnis zur Demokratie, zur Sichtbarkeit und zur Freiheit der Kunst."
Karácsony in Wien
Kaup-Hasler wird auch Karácsony treffen. Der Budapester Bürgermeister war auf Einladung von Kraus auch bei der Vienna Pride. "Er hat darum gebeten, dass möglichst viele Menschen aus Europa kommen, um ein Zeichen zu setzen", sagt Kraus. Er würde zudem damit rechnen, dass viele Menschen auch abseits der LGBTIQ-Community kommen. "Es geht dort schließlich um Menschenrechte und Medienfreiheit."