Praxislehrer ächzen unter Studentenansturm

Praxislehrer ächzen unter Studentenansturm
In Wien muss ein Lehrer bis zu sechs Studenten gleichzeitig ausbilden.

Wer Lehrer werden will, braucht nicht nur eine theoretische Ausbildung, sondern muss auch praktische Stunden absolvieren. Diese erfolgen im Pflichtschulbereich an ausgewählten Schulen durch erfahrene Kollegen, so genannte Praxislehrer. Aufgrund des steigenden Bedarfs an Lehrern wurde die Zahl der Studienplätze an der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien enorm erhöht. Waren 2009 noch 1500 Studenten eingeschrieben, studieren derzeit 2650 Studenten an der PH Wien. Die Zahl der Lehrer blieb nahezu gleich. Mit Folgen.

Mehraufwand

"Wir haben einen riesigen Mehraufwand", schlägt eine Lehrerin einer Neuen Mittelschule (NMS) Alarm. "Statt zwei Studierende müssen wir auf einmal sechs betreuen." In einer Durchschnittsklasse gebe es daher kaum noch Platz, um zu stehen oder gar zu sitzen. Erschwerend komme hinzu, dass den Praxislehrern statt 16 Besprechungsstunden nur noch 12 verrechnet werden. "Sie geben uns ein Viertel weniger Geld für den dreifachen Aufwand", empört sich eine Lehrerin. Damit sei eine qualitätsvolle Ausbildung der Studierenden nicht möglich.

Manche Schulen haben die Reißleine gezogen. "Wir haben die eingesetzten Praxislehrer zurückziehen müssen, da die Umstände für die Schüler unzumutbar sind", heißt es in einem internen Schreiben. In der besagten Schule betreuten drei Lehrer 18 Studenten.

Im Wiener Stadtschulrat verweist man auf die Mittelvergabe durch den Bund. "Wir geben die Ressourcen, die wir vom Bund bekommen, 1:1 weiter", erklärt ein Sprecher. Nachsatz: "Wir bräuchten deutlich mehr." Derzeit habe man für die Ausbildung der Studenten nur 19 Dienstposten.

Trotz mehrfacher Anfragen des KURIER konnte das Rektorat der PH Wien keine Stellungnahme abgeben.

Für ÖVP-Gemeinderätin Isabella Leeb herrscht Handlungsbedarf: "Wir brauchen für unsere Kinder bestausgebildete Lehrer und qualitätsvollen Unterricht. Da helfen keine teuren Wahlkampfschmähs wie die Gratisnachhilfe", sagt Leeb.

Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch verweist auf den Sparkurs im Bund: "Dass wir uns immer mehr Lehrer wünschen, ist bekannt. Wir halten das auch in jeder Stellungnahme fest."

Für die betroffenen Lehrer und Studenten dürfte sich also wenig ändern.

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