Pop-up-Teeraum in Wien: Wie das Zunge-Zeigen Krankheiten mildern kann

Zusammenfassung
- Im Pop-up-Teeraum auf der Wieden nutzt Xiayo Zheng traditionelle chinesische Medizin und Zungendiagnose, um den passenden Tee für Gäste auszuwählen.
- Das Teehaus verbindet chinesische Heilkunst, familiäre Atmosphäre und künstlerische Veranstaltungen in einem ungewöhnlichen, charmant-rauem Ambiente.
- Das Pop-up ist zeitlich begrenzt, da Zheng nach Wien zurückkehrt, während ihre Schwestern in China weiterhin Zungenfotos für Diagnosen schicken.
Von Johanna Worel
„Zunge zeigen, bitte!“, was nach einer fragwürdigen Aufforderung klingt, ist in dem neuen Pop-up-Teeraum auf der Wieden sozusagen das „Hallo“.
Traditionelle chinesische Medizin
In China spielt die Zunge eine zentrale Rolle bei der Diagnose von Beschwerden und Krankheiten. „Das lernen wir sogar schon in der Schule“, sagt die Betreiberin Xiayo Zheng. Sie kommt ursprünglich aus Hangzhou, eine Stadt südlich von Schanghai. Der Teeraum in Wien folgt deshalb auch den Grundprinzipien der traditionellen chinesischen Medizin TCM.
Ein Ort, an dem Tee nicht nur ein Getränk ist, sondern ein Heilmittel. „Bei uns bewährt sich diese Form der Medizin schon seit über 5.000 Jahren“, sagt Zheng. Nachdem sie die Zungen ihrer Kundinnen und Kunden begutachtet hat, gießt sie ihnen den passenden Tee auf. „Ich lese in der Zunge, was die Menschen brauchen“, sagt sie.
"Dirty-Teehaus"
Zusammen mit ihrem Wiener Ehemann Ernst Klingt und ihrer 15-jährigen Tochter Yoyo bringt Zheng ihre Praktiken in die Theresianumgasse 35. Ab Samstag, 26. Juli, kann man sich hier – an einem Ort, an dem vor 150 Jahren ein beliebtes Wirtshaus war und sich nach dem Zweiten Weltkrieg Autoreifen stapelten – den passenden Tee von der Zunge ablesen lassen.
So ungewöhnlich das aus westlicher Sicht zunächst wirken mag, fügt es sich hier ganz natürlich ins Gesamtbild ein. Die Atmosphäre ist freundlich, offen, warm.
Von außen ist das Geschäftslokal unscheinbar. Die Fassade gräulich, der Lack an den Fensterrahmen bröckelt und die Eingangstür rostet. Drinnen liegt der Geruch von Gummi noch immer in der Luft – kaum bemerkbar, aber doch präsent. Aber das Aroma von Grüntee, Oolong, Pu-Er und der süße Duft von Bubble Tea wird in Zukunft den Raum dominieren. Traditionelle Teppiche und selbst gemalte Bilder schmücken schon die Wände. Goldene Klangscheiben, asiatische Strohkegelhüte und bunte traditionelle Figuren bringen chinesisches Lebensgefühl. „Es ist ein Dirty-Teehaus. Es hat etwas Räudiges“, so Ernst Klingt.
Das "chinesische Denken"
Die Umsetzung des Pop-ups war spontan. „Beim chinesischen Denken plant man nicht im Voraus. Man reagiert schnell. Wir wollten das probieren, also probieren wir es jetzt“, so Klingt.
Neben Tee bietet der Teeraum eine Bühne für Künstler – von Lesungen bis hin zu Konzerten. Das Programm ist noch nicht durchgeplant. „Dann hätten wir ja zu
weit vorausgedacht“, scherzt Klingt.
Zungen-Bilder
Im Teeraum vergisst man auf die hektische Favoritenstraße ums Eck. Es ist ruhig, man könnte sagen „Zen“. „Wir wollen hier Generationen verbinden“, so Klingt. „Für die Alten TCM-Teeberatung, für die ,Mittleren‘ Grün- oder Schwarztee und für die Jungen Yoyos Bubble Tea.“
Jetzt hofft das Ehepaar auf eine positive Resonanz der Wiener. In Hangzhou betreibt Frau Zheng bereits zwei bekannte Kräuter-Tee-Geschäfte. Deswegen wird es in Wien auch zu keiner Verlängerung des Pop-ups kommen, sie muss zurück nach China. Während ihrer Abwesenheit vertreten sie ihre Schwestern. „Es ist sehr lustig, denn sie schicken meiner Frau regelmäßig Bilder von Zungen, um Diagnosen zu stellen“, so Klingt.
Weitere Infos zu dem Pop-up sind unter der Website zu finden: https://t-raum.klingt.org/
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